Fettsack by Rex Miller

Fettsack by Rex Miller

Autor:Rex Miller [Miller, Rex]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2012-01-31T05:00:00+00:00


EDIE UND DANIEL

An einem bestimmten Punkt, oder, wie die Mitverschwörer der Watergate-Ära sagen würden, an einem bestimmten Punkt in der Zeit, nähern die Linien verschiedener Leben, denen das Schicksal vorherbestimmt hat, daß sie einander begegnen, sich so sehr an, daß die Abstände zwischen ihnen praktisch auf Null zusammenschrumpfen und die Vektoren sich fast kreuzen. So war es mit Edie und einem Monster – beider Leben kreuzten sich fast. Und doch bemerkte es erstaunlicherweise keiner. Auch nicht der Polizist Jack Eichord, dessen eigener Vektor bereits eines der Leben gekreuzt hatte und sich dem anderen annäherte, um in diesem vom Schicksal skizzierten Diagramm das Dreieck sich überschneidender Linien zu vervollständigen.

Um 15:11:30 Uhr richtete Mrs. Edith Lynch eine Beschwerde an die desinteressierte und müde Angestellte eines großen Kaufhauses und sagte gerade:

»– daß es kein Problem wäre, es umzutauschen.«

»Das ist auch kein Problem«, sagte die Frau, »aber ich brauche die Rechnungsnummer, damit ich sie in den Computer eingeben kann, und wenn Sie die Rechnung beilegen, wenn Sie es an die Versandabteilung zurückschicken, wie soll ich Ihnen dann weiterhelfen können?«

»Aber ich habe die Nummer hier, wie ich Ihnen gerade sagte, es ist nur so, daß die beiden Nummern nicht –«

Und um 15:11:30 Uhr saß Daniel Bunkowski eingequetscht am Lenkrad eines gestohlenen Mercury Cougar, hatte das Beifahrerfenster heruntergekurbelt und ließ den Kassettenrekorder volle Kanne plärren. Er befand sich am Stadtrand von Chicago und versuchte, sich in dem unbequemen Merc, schwarzes Vinyldach, Silbermetalliclackierung, Kennzeichen Xaver Theodor Richard 1969, eingetragen auf einen Olin Neidorf aus Mount Vernon, Illinois, inzwischen leider verschieden, einen Weg durch den dichten Chicagoer Verkehr zu bahnen. Mel Tormé schmalzte aus den Lautsprecherboxen.

Bunkowski hörte etwas von »writing the words again«, dann schlug er heftig auf die Eject-Taste, suchte mit dem Senderwahlregler des Radios einen Teenybopper-Hardrock-Sender, blinzelte mit den blutunterlaufenen Schweinsäuglein und konzentrierte sich aufs Fahren. Nur noch eine Stunde oder so, dann würde er dieses Scheißding loswerden.

Und exakt um 15:11:30 Uhr saß Jack Eichord an seinem geliehenen Schreibtisch im Revier und kritzelte auf einem Block gelben Kanzleipapiers herum. Er hatte gerade eine Kritzelei vollendet, jedenfalls sah es wie eine Kritzelei aus, die auf Übereinstimmungen in den medizinischen Unterlagen verschiedener Individuen basierte, und begann jetzt mit etwas, das man seine E-Kritzelei hätte nennen können. Manchmal saß er einfach nur da und schrieb den Buchstaben E, ohne sich je nach dem Grund dafür zu fragen. Er dachte und plante nach etwas, das man als die Kritzelmethode bezeichnen konnte, auch wenn er selbst ihr nie einen Namen gab. Sie gehörte einfach zu seiner Art, Daten zu analysieren.

So saß er da, manchmal stundenlang, malte mit einem Filzstift fein säuberliche, exakte Zeichen auf Kanzleibögen oder das Papier, das ihm eben gerade zur Verfügung stand, und ließ seiner Fähigkeit der freien Assoziation ihren Lauf, um Orte und Zeitpunkte miteinander zu verknüpfen. Er schaltete sein Gehirn in Leerlauf, saß einfach nur herum und kritzelte, ließ alles von allein in sich einströmen, dachte leise und so organisch, wie es ihm möglich war, brachte alle Arten esoterischer Geschichten zum Vorschein, beschwor jede beliebige Anzahl



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