Feinschmeckermorde by Robert Brack

Feinschmeckermorde by Robert Brack

Autor:Robert Brack [Brack, Robert]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: hey! shorties
Herausgeber: hey! publishing
veröffentlicht: 2015-07-28T16:00:00+00:00


Donnerstag

»Ochsenbacke, auweia«, stellte Franz Xavier fest.

Yvonne sah ihn amüsiert an: »Joue de bœuf, das ist mein Leibgericht.«

»Hm.«

»Die deutschen Worte fürs Essen sind immer ganz schrecklich: Haxe, Sülze, Bauchfleisch, Ochsenbacke … «

»Stimmt, joue de bœuf klingt nett.«

»Das ist auch nett. Mit Sauerkraut vom Spitzkohl.«

»Tja, aber ich esse auch gern mal ein Täubchen.«

»Du das Täubchen, ich den Ochsen«, sagte Yvonne, »wie das mal wieder passt.«

»Wie denn?«

Sie saßen im Restaurant Mélo im Hotel Tschernowitz, dem ersten Haus am Platz. Durch das Fenster hindurch konnte man die Fontäne auf der Binnenalster sprühen sehen. Im Gästesaal versprühten die Kellner ihren Charme mit verschwenderischer Geste.

Franz Xavier sorgte sich um die Gesundheit seiner Tischdame, die inzwischen auch seine Bettdame war, und druckste herum wegen der Backe des Ochsen. Schließlich wollte er sein frisches Glück nicht allzu schnell versterben sehen.

»Entschuldigen Sie, Herr Ober.« Die schöne Yvonne hob ihren schlanken Arm.

»Bitte sehr?«

Franz Xavier deutete auf die Speisekarte: »Die Backe, das joue oder wie auch immer … wo kommt denn das ehemals dazugehörende Rind her?«

»Das ist beste Qualität, mein Herr. Einzeln verlesene Tiere aus einer ganz kleinen Herde. Garantiert rein biologische, artgerechte Aufzucht.«

»Kleine Herde?«

»Von einem Gutshof in Schleswig-Holstein. Ich kenne die Züchterin persönlich.«

»Na dann«, lenkte Franz Xavier ein.

»Siehst du«, stellte Yvonne fest, »hier gibt's nur allerbeste Qualität.« Sie warf dem Kellner einen umwerfenden Blick zu: »In jeder Beziehung.«

»Vielen Dank, Madame.«

»Mademoiselle.«

»Sehr wohl, die Dame.« Der Kellner verbeugte sich leicht.

»Ich nehme dann auch den Ochsen«, rang Franz Xavier sich durch, »beziehungsweise die Backe.«

»Und das Gänseleberparfait in Gemüsegelee und den Steinbutt auf Morcheln, bitte«, ergänzte Yvonne.

Franz Xavier überschlug mal kurz die voraussichtlichen Kosten des heutigen Abends: zwei viergängige Menüs für jeweils achtzig Euro, diverse, jeweils zum Gericht passende Weine, Kaffees, Digestifs, eine Zigarre für die Dame – da würden leicht dreihundert Euro zusammenkommen. Er hatte noch einen Blankoscheck seines gelegentlich vertrauensseligen Chefredakteurs in der Tasche. Es würde schon klappen. Nur für das Taxi zum Bett fehlte dann das nötige Kleingeld.

Aber sie kamen gar nicht bis zur Rechnung.

Diesmal war es ein Japaner, den es regelrecht vom Stuhl warf. Der kleine Mann hatte sich schon mit morbider Lust über den angerollten Käsewagen gebeugt, um sein vom Champagner hochgepeitschtes Mütchen an den »verrückten Spezialitäten aus verfaulter Milch« zu kühlen.

Als der Kellner ihm zu erklären versuchte, wie die Schimmelpilze in den besten Roquefort der Welt kamen, schrie er laut auf und kippte hinterrücks mit dem ganzen Stuhl um.

»Das tut mir leid«, sagte der Kellner höflich und bückte sich, um Stuhl und Gast wieder aufzurichten.

Doch der Japaner zuckte nur, und dann war er hin.

»Man könnte beinahe meinen, dass eure Sterne Trophäen für abgemurkste Gäste sind«, stellte Yvonne fest und winkte den Kellner fort, der gerade die Ochsenbacke servieren wollte.

»Kochmützen«, verbesserte Franz Xavier. »Wir verteilen Kochmützen.«

Yvonne faltete ihre Serviette zusammen und stand auf: »Was hältst du davon, wenn wir uns davonmachen, bevor die Polizei auftaucht?«

»Gute Idee.« Franz Xavier erhob sich.

Er warf den Blankoscheck auf den Tisch und nickte einem verzweifelt dreinblickenden Kellner zu.

Als sie vor der Garderobe standen und ihre Regenmäntel anzogen, sagte sie: »Du solltest deinen Anzug in die Expressreinigung geben.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.