Fehlentscheidungen by Unknown
Autor:Unknown
Die sprache: eng
Format: epub
veröffentlicht: 2019-11-14T16:00:00+00:00
4.2.3 Studie
Eine schöne Demonstration des Besitztumseffektes findet man bei KNETSCH (1989). Die Teilnehmer an einem Seminar erhielten einen Kaffeebecher ausgehändigt, danach füllten sie einen kurzen Fragebogen aus. Anschließend wurde ihnen eine 400-Gramm-Tafel Schweizer Schokolade gezeigt und sie erhielten die Möglichkeit, ihre Becher gegen die Schokolade zu tauschen. In einer zweiten Gruppe verlief die Prozedur genau umgekehrt, die Teilnehmer erhielten erst die Schokolade und konnten sie nach Ausfüllen des Fragebogens gegen die Kaffeebecher umtauschen. Nur sehr wenige Personen, nämlich 11 % im ersten Fall und 10 % im zweiten Fall nahmen die Tauschmöglichkeit tatsächlich in Anspruch.
Die „klassischen“ Besitztums-Studien stammen von KAHNEMAN, KNETSCH UND THALER (1990). Eines der zentralen Experimente verlief wie folgt: Die Hälfte der Teilnehmer erhielt einen Kaffeebecher geschenkt, der mit dem Emblem der Cornell Universität versehen war (und der ansonsten am Verkaufsstand der Universität für $ 6 angeboten wurde). Die anderen Teilnehmer konnten die Becher genau inspizieren und sie erwerben, wenn die Besitzer der Becher bereit waren, sie auch zu verkaufen. In vier Marktrunden sollten dann von beiden Seiten Preisangebote abgegeben werden. Die Angebote wurden vom Versuchsleiter notiert, der daraus den Marktpreis errechnete, der bekanntgegeben wurde. Die Teilnehmer mussten damit rechnen, dass ihre Angebote tatsächlich zum Zuge kamen (eine der vier Runden wurde im Nachhinein per Zufallsverfahren als Ernstfall bestimmt). Es war nun zu erwarten, dass es zu regen Transaktionen kam. Das folgt jedenfalls aus der ökonomischen Theorie. Danach soll das Marktgeschehen dafür sorgen, dass am Ende diejenigen die Becher besitzen werden, die sie am meisten schätzen. Die Versuchsteilnehmer können nach ihrer Wertschätzung der Becher angeordnet werden. Die obere Hälfte in dieser Rangfolge nennen KAHNEMAN, THALER UND KNETSCH „Becher-Freunde“ (mug lovers), die untere Hälfte „Becher-Feinde“ (mug haters). Die Becher waren zufällig zugeteilt worden, deswegen konnte erwartet werden, dass in beiden Gruppen je zur Hälfte Freunde und Feinde der Becher vertreten waren. Da 22 Becher verteilt wurden, waren statistisch gesehen je Runde 11 Transaktionen zu erwarten. Tatsächlich kam es in den einzelnen Runden aber nur zu 4, 1, 2 und 2 Transaktionen. Ganz ähnliche Ergebnisse erzielten die Autoren mit einem strukturgleichen Experiment, bei dem es um Kugelschreiber ging. Der Grund für die geringen Marktaktivitäten fand sich in den hohen Reservationspreisen der Verkäufer. Im Mittel wollten die Besitzer ihre Becher nicht für weniger als $ 5,25 verkaufen, die Käufer wollten im Mittel nicht mehr als $ 2,25 bis $ 2,75 bezahlen. Um auszuschließen, dass die Ergebnisse auf ein fehlendes Verständnis über die Logik der Markttransaktionen zurückzuführen war, hatten die Autoren zuvor das Vorgehen anhand fiktiver Wertpapiere „geprobt“. Hierbei kam es, anders als im eigentlichen Experiment, zu den erwarteten Transaktionen – es ging nun ja auch nicht um wirklichen Besitz. Im Übrigen wurde das Experiment sehr häufig mit verschiedenen Personengruppen wiederholt und erbrachte immer wieder dieselben robusten Ergebnisse. Das Verhältnis zwischen dem gebotenen und dem verlangten Preis bewegte sich bei diesem Experiment immer etwa im Verhältnis von 1:2. Bei anderen Studien, mit anderen Methoden und anderen Tauschobjekten, gab es ähnliche Größenordnungen, bei einem Experiment zum Erwerb von Lizenzen zur Hirschjagd betrug das
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