Feenblut by Michelle Natascha Weber

Autor:Michelle Natascha Weber [Weber, Michelle Natascha]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Paranormal
veröffentlicht: 2014-05-10T22:00:00+00:00

Stille

Die Welt hüllte sich in Stille. Die Winde schwiegen und versiegten zu einer lauen Brise. Benneit stöhnte und richtete sich unter den stechenden Schmerzen auf, die sich in seine verletzte Schulter bohrten wie heiße Klingen. Schwindel ergriff ihn. Er ließ den Wald vor seinen Augen schwanken wie ein Schiff, das durch einen Sturm segelte. Die Nachwirkungen der Magie tobten in seinem Kopf und machten seine Bewegungen schwerfällig. Er verstand nicht, was geschehen war, doch es hatte eine solche Macht freigesetzt, dass das Blut in jeder einzelnen Ader seines Körper vibrierte und das Verlangen schier unerträglich wurde.

Ein Bild durchdrang seine Benommenheit. Eine helle Erscheinung umflutet von gleißendem Licht inmitten der tosenden Winde. Viola. Sie war die Quelle des Sturms. Ihr Schrei hallte noch immer in seinen Ohren nach. Ein wilder, qualvoller Laut, der die Natur dazu gebracht hatte, sich aufzubäumen. Eine plötzliche Unruhe ergriff Besitz von ihm und durchbrach das Bohren des Hungers. Wo war sie?

Ben zwang sich zur Ruhe und sog den Atem tief in seine Lungen, um das Brennen in seinem Blut zu beruhigen. Auf keinen Fall konnte er sich ihr nähern, solange ihn die Gier beherrschte. Er suchte die Wiese ab, bis er eine helle Form entdeckte, die von dem Körper des Asviran geschützt wurde, ließ einen wachsamen Blick über die Umgebung gleiten, bevor er sich mühsam in Bewegung setzte.

Der König von Ailyad war verschwunden. Nachdem sich die Nebelwand vor seinen Augen aufgelöst hatte, war keine Spur mehr von ihm geblieben. Es war, als hätte er niemals die Lichtung betreten, doch der stetige Schmerz in Benneits Schulter war ein eindeutiger Beweis dafür, dass die Begegnung stattgefunden hatte. Ebenso wie das prachtvolle Schwert, das an seiner Stelle im Gras zurückgeblieben war.

Ben ignorierte die Waffe, die zwischen den hohen Halmen glitzerte, fluchte, als ihn neuer Schwindel überkam. Frischer Schweiß trat auf seine Stirn und wurde von dem sachten Luftzug gekühlt. Die Magie in seinem Blut hatte nicht mehr ausgereicht, um gegen den Feykrieger zu bestehen, der den Zauber Asmorias zu atmen schien. Noch niemals zuvor hatte er einem solchen Gegner gegenübergestanden und es war ein Wunder, dass er überlebt hatte. Nein, kein Wunder. Sie hatte es vollbracht. Das Feenblut, das reglos auf der Wiese lag.

Das Asviran stieß mit seinen Nüstern gegen die leblose Gestalt, die in einem Schleier aus silbernem Haar zwischen Grashalmen und Blüten ruhte wie eine Prinzessin aus einem Märchen. Es blickte ihm warnend entgegen, als er sich näherte, stampfte unruhig mit den Hufen auf, um ihm zu verdeutlichen, was ihn erwartete, falls er eine falsche Regung zeigen sollte. Er murmelte beschwichtigende Worte und versuchte, den Schmerz zu unterdrücken, den ihre Nähe in ihm auslöste. Es war stärker geworden. Um ein Vielfaches stärker.

Benneit biss die Zähne zusammen und kniete sich neben ihr in das weiche Gras. Er kämpfte gegen das Verlangen an, das die Oberhand gewinnen wollte, intensiver wurde, je mehr er sich ihr näherte. Erleichtert stellte er fest, dass sich ihre Brust regelmäßig hob und senkte. Sie schlief, offenbar vollkommen erschöpft von der Magie, die sie entfesselt hatte.

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