Faustrecht by Ledig Gert
Autor:Ledig, Gert [Ledig, Gert]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00
10
ALS ICH KATT in die Küche schob, war Edel nicht da. Seine Decke lag zerknüllt auf dem Sofa. Der Tisch stand schräg davor.
Hai lehnte mit einem Hammer in der Hand am Fenster. Ãber den Boden rollten ein paar Nägel.
»Tag, Katt«, sagte Hai.
Katt sah mich an. »Als du plötzlich erschienst, dachte ich mir gleich, daà hier keine Amerikaner sind.«
Sie zog ihren Mantel aus und legte ihn über die Stuhllehne. Der Mantel war kürzer als ihr Kleid. Damit das Kleid nicht unter dem Mantel heraushing, trug sie einen Gummigürtel. Der hielt es hoch.
Sie öffnete den Gürtel und legte ihn auf den Mantel.
Ihre Lippen waren nicht geschminkt. Sie zog aus ihrer Manteltasche eine Dose mit einem Lippenstift und malte sich an.
Ihre Lippen wurden blaÃrot.
Ich blickte zum Herd. Der Feuerhaken hing an der vernickelten Stange. Er baumelte lautlos hin und her.
»Zigarette?« fragte Katt.
Hai nahm eine Packung Zigaretten vom Tisch und hielt sie ihr entgegen. Sie schminkte sich noch immer.
»Zünde sie mir an!«
Hai schob sich die Zigarette zwischen die Lippen. Er brannte sie an, zog einmal an ihr, dann schob er Katt die Zigarette in den Mund. Olga, die an der Tür stand, sah ihnen zu.
»Wie seid ihr auf den Gedanken gekommen?« Katt schob ihre Dose weg. Sie stellte den rechten Fuà auf den Stuhl. Ihr Rock rutschte zurück. Den Arm mit der Zigarette stützte sie auf das Bein. So rauchte sie weiter.
Hai sagte: »War nicht viel zu denken.«
»Also, wer ist mein Partner?«
Katt nahm ihren Fuà wieder vom Stuhl. Sie drehte sich in der Hüfte. Dabei blickte sie erst auf Hai und dann auf mich.
Olga sagte: »Ich glaube nicht, daà du heute noch zu einem Partner kommst.«
»Was soll das heiÃen?«
Hai antwortete: »Wir wollten dich nur ansehen, weiter nichts.«
»Sind die Burschen pervers, Olga?«
Hai schlenderte durch die Küche auf die Tür zu und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Er hielt noch immer den Hammer in der Hand.
»Du wirst ein biÃchen bei uns bleiben«, sagte er. »Auf dem Sofa dort kannst du schlafen.«
»Nackt, oder wie?«
»Hör auf«, sagte Hai. »Hier ist kein Bordell.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Das ist auch nicht notwendig.«
Olga erklärte: »Dann kann ich jetzt gehen. Wenn ihr wollt, komme ichâ¦Â«
»Du bleibst auch da«, sagte Hai.
»Nein! Ich gehe!«
Olga drehte sich zur Seite und wollte auf die Türklinke drücken.
Hai schlug nach ihrer Hand. Es war ein brutaler Schlag. Sie zuckte zurück.
»Laà mich raus!«
»Nein!«
Ich sagte: »Olga, bitte bleib. Ich bitte dich darum.«
»Wozu?«
»Es ist besser so!«
Katt rief: »Da hast du uns ja was Schönes eingebrockt, meine Liebe! Wollt ihr mir nicht erklären, was los ist?«
»Erzählâs ihr!«
Olga zuckte mit den Schultern.
»Sie haben einen amerikanischen Jeep überfallen. Es hat nicht geklappt. Jetzt sucht man sie.«
»So«, erklärte Katt befriedigt. Sie lächelte. »Hoffentlich haben sie den dritten Mann schon. Meinen besonderen Freund.«
»Nein«, antwortete Hai. »Der liegt im Schlafzimmer und ruht sich aus.«
»Interessant? Wie lange?«
»Bis morgen früh. Ihr schlaft hier, und ich hole euch jetzt was zum Zudecken.« Hai betrachtete mich, dann wandte er sich um und trat zur Tür hinaus. Den Hammer nahm er mit.
Von auÃen drehte er den Schlüssel um. Das Schloà sprang ein.
»Bist du auch schon Gefangener, Robert?« fragte Katt.
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