Falsches Spiel mit Marek Miert by Manfred Wieninger
Autor:Manfred Wieninger [Wieninger, Manfred]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Haymon Verlag
veröffentlicht: 2015-04-23T16:00:00+00:00
XXVIII
„Sie haben mir gerade noch gefehlt!“
„Dachte ich doch, daß Sie Sehnsucht nach mir haben“, sagte Konrad von Staufer schlicht, aber ergreifend, „Die Tür war übrigens offen. Die Herren im weißen Opel - eine geschäftliche Besprechung?“
„Tun Sie nicht so, als ob Sie noch nie mit der Polizei zu tun gehabt hätten.“
Statt einer Antwort nahm von Staufer einfach Platz auf einem meiner wackeligen Stühle. Er sah - für diese Tageszeit - gefährlich nüchtern aus und wartete offensichtlich darauf, daß ich ihm etwas anbieten würde. Die Einrichtung meines Büros musterte er wie ein gewiefter Flohmarkttandler oder suchte vielleicht auch nur nach einem Barschrank.
„Das ist Ihr Geschäft??“
„Ist Ihnen das Interieur nicht elegant genug? Dann können Sie ja gleich wieder gehen!“ Ich beschloß, seinen Anblick im Stehen zu ertragen, und wuchtete mich in die Höhe. Mein Magen fühlte sich an wie verklumpte Sauermilch in einem Ausguß.
„Ich habe eine gute Nachricht für Sie!“
„Das heißt, Sie wollen gleich wieder von hier verschwinden, ja?!“
„Franz Schmidt ist wieder im Lande, ich könnte Sie beide zusammenbringen.“
„Was interessieren mich Ihre Saufkumpane?“ Ich versuchte, seinen Preis zu drücken, und holte aus dem Schlafzimmer eine der beiden verdorbenen Flaschen Beaujolais. Als ich mit der Bouteille zurückkam, wühlte er mit zitternden Fingern in einer leeren Schublade des Schreibtisches. Heute dürfte er nicht viel Glück bei den Kaufleuten gehabt haben.
„Bemühen Sie sich nicht, dieses Büro ist so trocken wie meine schlechtesten Scherze.“
„Kein Glas?“
„Staufer, ich bin nicht das Hotel Sacher, ich bin nicht einmal die Caritas.“
„Von Staufer, wenn ich bitten darf.“
„Für dieses edle Tröpferl dürfte ich Sie Schröcksnadl nennen.“
Schröcksnadl griff sich die Flasche, wuzelte mit einem der unzähligen Werkzeuge seines Schweizermessers - wahrscheinlich mit dem integrierten Zahnstocher - den Korken heraus und nahm eine ausgedehnte Kostprobe, wobei er fast den Flaschenhals verschluckte.
„Schmeckt wie eingegipster Embryo“, rülpste er.
„Entschuldigung, ich dachte in der Eile, es wäre ein Chateau Lafite.“
„Der ist doch schon seit einem halben Jahr ausverkauft“, gab sich Staufer als Kenner zu erkennen.
„Wollen wir hier ein kleines, vinologisches Seminar abhalten oder was?“
„Franz Schmidt“, sagte von Staufer lauernd und nahm noch einen Schluck Embryo. Er dürfte heute wirklich nicht viel Glück und Schmattes gehabt haben.
„Bei einem Treff in Schmidts Kabuff im Einquartierungshaus bekommt man allzuleicht ein Messer in die Milz ...“
Als Bestätigung nahm Staufer noch ein Quantum. Er verzog nicht einmal mehr das Gesicht.
„Ich bevorzuge eine neutrale Zone, vielleicht das Forum-Kaufhaus.“
„Wie soll ich den Schmidt denn dorthin bugsieren? Der geht mir doch nicht ins Forum, wenn er Sie nicht einmal kennt.“
„Prügeln Sie ihn dorthin. Das ist doch Ihre Spezialität, oder nicht?!“
„Sie Sozialromantiker! Der Schmidt ist doch keiner, der sich groß prügeln läßt. Der rennt doch in letzter Zeit immer mit einer Puffen herum.“
„Dann sagen Sie ihm, daß ich im Begriff stehe, eines seiner Bilder einer sinnvollen Wiederverwertung zuzuführen und daß er mich am Treffpunkt daran erkennen kann, daß ich schiele.“
„Aber Sie schielen doch gar nicht.“
„Das lassen Sie meine Sorge sein.“
„Wie wär’s mit einem Vorschuß?“
„Eine zweite Flasche Chateau Lafite und meinen wärmsten Dank im voraus.“
„Sie haben mich heute auf dem falschen Fuß erwischt, sonst würde ich mir Ihre Frechheiten nicht bieten lassen“, protestierte von Staufer.
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