Expanse 4: Cibola brennt by James S. A. Corey

Expanse 4: Cibola brennt by James S. A. Corey

Autor:James S. A. Corey [Corey, James S. A.]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Science Fiction
ISBN: 9783641152741
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2015-03-23T23:00:00+00:00


30 Elvi

Zunächst rückte die Unwetterfront scheinbar nur langsam an – eher eine hohe, purpurschwarze Wolkenbank, die höher aufragte als ein Wolkenkratzer, begleitet von kaum wahrnehmbaren warmen Luftströmungen als schwacher Beweis, dass sie überhaupt real war –, und von einem Augenblick zum anderen war sie mit voller Wucht da. Staubwirbel, Wasser und Schlamm flogen durch die Fenster, Torbögen und Löcher der Ruine, als hielte jemand einen Feuerwehrschlauch darauf. Der Sturm brüllte nicht nur, er betäubte das Gehör. Elvi schmiegte sich mit dem Rücken an die Wand der Ruine, schlang die Arme um die Knie und versuchte durchzuhalten. Im Rhythmus der Sturmböen bebte und wackelte hinter ihr die Wand.

Auf der anderen Seite hatte sich Michaela die Hände auf die Ohren gepresst und den Mund zu einem Schrei geöffnet, den Elvi nicht hören konnte. Sie hatte angenommen, der Regen sei kalt, doch dies traf nicht zu. Der Schlamm, der sich auf dem Boden der Ruine ausbreitete, war warm und salzig, was sie irgendwie noch schlimmer fand. Sie verflocht die Finger und drückte, bis die Knöchel wehtaten. Schlammige Wassertropfen flogen durch die Luft, bis sie kaum noch atmen konnte. Links von ihr schlurfte jemand durch den Bogengang. Sie konnte nicht erkennen, wer es war, und musste die Katastrophe ohnmächtig über sich ergehen lassen. Inzwischen war sie sicher, dass die Ruinen bald zerbersten würden. Die uralten Mauern würden brechen, und sie und alle anderen würden vom Sturm mitgerissen, zerquetscht, ertränkt oder alles gleichzeitig. Auf einmal dachte sie wieder an das schwere Shuttle, an die Verwirrung und die Panik beim Absturz, an das Trauma beim Aufschlag. Dies hier fühlte sich ganz ähnlich an, nur dass es endlos weiterging, bis sie sich fast nach dem harten Aufprall sehnte, der alldem endlich ein Ende setzte.

Sie wusste, dass draußen Tag war, doch die kaltweißen Notlampen und die unablässig zuckenden Blitze, die wie ein Stroboskop die Gesichter der Menschen erhellten, waren die einzigen Lichtquellen. Ein junger Mann mit gefasstem, versteinertem Gesicht, ein Inbegriff des Leidens und Erduldens. Ein Kind, höchstens acht Jahre alt, den Kopf an die Schulter der Mutter geschmiegt. Wei und Murtry standen in ihren Uniformen so dicht beieinander wie ein Liebespaar und schrien sich mit geröteten Gesichtern etwas in die Ohren, um sich verständlich zu machen. Die starken Luftdruckschwankungen waren unsichtbar, riefen jedoch ein starkes Gefühl von Übelkeit und den Eindruck hervor, mit ihrem Körper stimmte etwas nicht. Sie wusste nicht, ob die Erschütterungen wie kleine Erdbeben von den im Sturm schwankenden Ruinen ausgingen, oder ob es die überlasteten eigenen Nerven waren.

Irgendwann veränderte sich das Zeitgefühl. Sie konnte nicht sagen, ob der Sturm Stunden, Tage oder nur Minuten gedauert hatte. Es war das Halbbewusstsein eines Traumas, die ergebene Geduld eines überwältigten Menschen, der wusste, dass nur die Gnade des Angreifers das Leiden beenden konnte. Ab und zu nahm sie die Umgebung etwas deutlicher wahr, dann versank sie wieder in dem Dämmerzustand. Sie hatte einen Schock. Ja, vielleicht hatte sie einen Schock erlitten. Sie lag gekrümmt neben Fayez, hatte mit beiden Händen seinen Ellbogen gepackt und wusste nicht, wie sie dorthin gekommen war.



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