Esther, das Wunderschwein by Jenkins Steve; Walter Derek; Crane Caprice

Autor:Jenkins, Steve; Walter, Derek; Crane, Caprice
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: d-btb TB
veröffentlicht: 2016-08-03T10:19:42+00:00

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Woran denken Sie bei dem Wort Weihnachten? Geschmückte Tannenbäume mit funkelnden Lichtern? Küsse unter dem Mistelzweig? Hübsch eingepackte Geschenke? Weihnachtslieder, die vom Tag nach Halloween an gedudelt wurden, so dass das arme Thanksgiving sang- und klanglos in Vergessenheit geriet?

Für uns war es all dies – plus die logistische Verrenkung, die wir uns antun mussten, um unsere Verwandtenbesuche und die Versorgung unserer Haustiere unter einen Hut zu kriegen. Es waren nur noch wenige Tage bis zum Fest, und nach dem üblichen Hickhack wegen der Dauer unseres Aufenthalts lagen endlich die Eckdaten fest. Wir würden Heiligabend bei Dereks Familie verbringen und am Vormittag des zweiten Weihnachtstages zu meiner Mutter fahren. Leta war eingespannt, würde sich um die Tiere kümmern, und wie durch ein Wunder hatten wir sogar unsere Weihnachtseinkäufe rechtzeitig geschafft. Alles verlief nach Plan.

Bis alles den Bach runterging.

Und mit »alles« meine ich auch alles. Am 21. Dezember, drei Tage vor unserer geplanten Abreise, fegte ein Eisregen über uns hinweg und – alles ging aus. Wir hatten keinen Strom mehr, keine Heizung, nichts von dem, was das Leben lebenswert macht; jedenfalls, wenn man mich fragt.

Falls Sie noch nie einen Eisregen erlebt haben, müssen Sie sich das so vorstellen … nun, die Begriffe »Eis« und »Regen« umschreiben es schon ziemlich gut, aber wenn man in die Einzelheiten geht, wird daraus ein Horrorszenario. Gefrierender Regen überdeckt alles. Es ist wahnsinnig kalt, so dass man glaubt, es würde bald schneien, doch das tut es nicht. Vom Himmel fällt nur dieser Regen, der einen bis ins Mark gefrieren lässt. Zuerst erscheint er harmlos, und dann verwandelt er alles in Eiszapfen – in ein wunderschönes Winterwunderland. Ein gefährliches wunderschönes Winterwunderland.

Stellen Sie sich den schlimmsten Schneesturm vor, den Sie je erlebt haben. Erhöhen Sie die Temperatur um ein paar Grad bis zu dem Punkt, an dem aus dem Schnee gefrierender Regen wird, und dieser Regen wird sofort zu Eis, sobald er den kalten Boden berührt. Das sieht eigentlich ganz hübsch aus. Bis man versucht, sich darauf zu bewegen. Die Zufahrt verwandelt sich in eine Eisbahn – tatsächlich sind unsere Nachbarn an diesem Tag auf der Straße Schlittschuh gelaufen. Das Dach des Hauses knirscht unter der Last der Eismassen, die sich darauf verschieben – aber man fürchtet nichts so sehr wie einen folgenden sonnigen Tag. Dann beginnt nämlich alles ein wenig zu schmelzen, und man weiß nie, was einem von oben vor die Füße gekracht kommen könnte.

Wir hatten gewusst, dass sich ein Unwetter zusammenbraute, und wie es so oft in solchen Situationen der Fall ist, kauften gewisse Leute sämtliche Vorräte an Wasser und Konserven im Supermarkt auf – wogegen wir bloß dort waren, um ein paar Melonen für Esther zu besorgen. Ich weiß, dass das nach Fahrlässigkeit klingt, aber bei uns gibt es dauernd Unwetterwarnungen, und sie bewahrheiten sich nur selten.

Das Gleiche hört man auch von Leuten in Florida und anderen Gegenden, wo oft Hurricanes hindurchziehen. Ja, es kommt gelegentlich schon mal vor, dass ein Hurricane materielle Schäden anrichtet oder sogar Opfer fordert, doch in den meisten Fällen verpufft

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