Engelsstimme by Arnaldur Indriðason

Engelsstimme by Arnaldur Indriðason

Autor:Arnaldur Indriðason [Indriðason, Arnaldur]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Sveinsson; Erlandur (Fictitious Character), Reykjavík (Iceland), Police
ISBN: 9783785715512
Herausgeber: Lübbe
veröffentlicht: 2011-08-08T21:48:01+00:00


Achtzehn

Als Wapshott das Hotel im Gefolge der beiden Polizisten verlassen hatte, wurde Erlendur gesagt, dass Ösp im dritten Stock arbeitete. Er nahm den Aufzug nach oben. Auf der dritten Etage angekommen, sah er, wie sie aus einem Zimmer kam und ein Gestell mit schmutziger Wäsche vor sich herschob. Sie war ganz in ihre Arbeit vertieft. Sie nahm ihn erst wahr, als er zu ihr hinging und sie anredete.

Sie erkannte ihn sofort.

»Du schon wieder?«, sagte sie desinteressiert.

Sie wirkte fast noch müder und bedrückter als seinerzeit in der Kantine. Erlendur dachte bei sich, dass auch in ihrem Leben Weihnachten offensichtlich keine Zeit des Frohsinns zu sein schien. Bevor er sich versah, hatte er sie danach gefragt.

»Geht dir Weihnachten auf die Nerven?«

Sie antwortete ihm nicht, sondern schob das Putzgestell zur nächsten Tür, klopfte dort an und wartete eine Weile, bevor sie den Schlüssel nahm und aufschloss. Bevor sie hineinging, rief sie etwas ins Zimmer, falls jemand ihr Klopfen überhört haben sollte, und begann dann mit dem Aufräumen. Sie machte das Bett, sammelte die Handtücher im Badezimmer vom Boden auf und besprühte den Spiegel mit Glasreiniger. Erlendur folgte ihr ins Zimmer und beobachtete sie bei der Arbeit. Erst nach einer ganzen Weile schien ihr bewusst zu werden, dass er immer noch da war.

»Du darfst nicht mit ins Zimmer kommen«, sagte sie. »Das ist privat.«

»Zimmer 212 eine Etage tiefer gehört zu deinem Arbeitsbereich«, sagte Erlendur. »Das gehört einem spleenigen Engländer, Henry Wapshott. Hast du etwas Ungewöhnliches in seinem Zimmer bemerkt?«

Sie schaute ihn an, als verstünde sie nicht so richtig, was er meinte.

»Wie beispielsweise ein blutiges Messer?«, fragte er und versuchte zu lächeln.

»Nein«, sagte Ösp. »Nichts.« Sie überlegte. »Was für ein Messer? Hat er den Weihnachtsmann umgebracht?«

»Ich kann mich nicht erinnern, wie du das neulich ausgedrückt hast, als wir miteinander geredet haben, aber du hast irgendwie gesagt, dass einige der Gäste versuchen, euch zu betatschen. Ich hatte den Eindruck, dass du über sexuelle Belästigungen geredet hast. War er einer von denen?«

»Nein. Ich habe ihn nur einmal gesehen.«

»Und war da nichts …«

»Er ist total ausgerastet«, sagte sie. »Als ich ins Zimmer kam.«

»Ausgerastet?«

»Ich habe ihn gestört, und er hat mich rausgeschmissen. Ich hab mich dann unten erkundigt, was hier eigentlich abging, und es stellte sich heraus, dass er bei der Rezeption speziell darum gebeten hatte, dass in seinem Zimmer unter gar keinen Umständen sauber gemacht werden sollte. Mir hat aber niemand was gesagt. Es redet sowieso nie einer von diesem bescheuerten Pack hier mit einem. Deswegen bin ich zu ihm hinein, und als er mich sah, rastete er komplett aus, ging auf mich los, der Idiot, schrie mich an. Als hätte ich hier im Hotel irgendwas zu sagen. Er hätte lieber den Hotelmanager anscheißen sollen.«

»Er ist ziemlich merkwürdig.«

»Ein richtiges Arschloch.«

»Ich meine diesen Wapshott.«

»Ja, beide.«

»Dir ist also nichts Ungewöhnliches bei ihm aufgefallen?«

»In dem Zimmer herrschte Chaos, aber das ist nichts Ungewöhnliches.«

Ösp legte eine Pause ein, blieb einen Augenblick vor Erlendur stehen und schaute ihn an.

»Hast du irgendwas herausgefunden? In Bezug auf den Weihnachtsmann, meine ich?«

»Wenig«, sagte Erlendur. »Warum?«

»Das ist ein komisches Hotel«, erklärte Ösp, senkte die Stimme und spähte auf den Flur hinaus.



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