Engelsherz by Isabella Rameder
Autor:Isabella Rameder [Rameder, Isabella]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Paranormal
veröffentlicht: 2014-09-05T22:00:00+00:00
Kapitel 27 – Verwirrungen
Ich erwachte von einem ungnädigen Ruf der Natur, denn ich musste dringend pinkeln und mein rechter Arm war taub. Paul lag mit seinem ganzen Gewicht darauf. Er schlief auf dem Bauch, sein Gesicht war von mir weggedreht. Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, zog ich meinen Arm heraus und krabbelte aus dem Bett. Mein Mund war staubtrocken. Ich brauchte dringend Wasser und torkelte ins Badezimmer und auf die Toilette. Dort saß ich eine Weile, die Stirn in meinen Händflächen abgestützt. War es wirklich geschehen? Himmel, was hatten wir getan? Gierig trank ich Wasser aus dem Wasserhahn und bespritzte mein Gesicht mit dem kühlen Nass. Ich öffnete den Spiegelschrank, nur um ihn gleich wieder zu schließen. Fein säuberlich standen da Sandras Kosmetikprodukte in Reih und Glied. Wenn sie wüsste. Oh Gott, sie durfte es nie erfahren. Ich betrachtete mich im Spiegel und war erstaunt wie strahlend mein Gesicht trotz der Müdigkeit aussah. An meiner Schulter war ein riesiger Knutschfleck. Scheiße, ich war gebrandmarkt. Meine ganze Verwerflichkeit sammelte sich in diesem roten Fleck. Wie spät war es eigentlich? Meine Hand schnellte erschrocken zu meinem Hals. Das Amulett, es war nicht mehr da. Ich musste es suchen. Nackt schlich ich ins Schlafzimmer zurück und suchte den Boden ab. Nichts. Mein Kleid, meine Unterhose, die Kette. Alles war verschwunden. Das war eigenartig. Verzweifelt kroch ich im Wohnzimmer auf allen vieren und lugte unter die Couch. Wo waren meine verfluchten Sachen? Ich griff nach Pauls Handy, um nach der Uhrzeit zu sehen. Es war fast Mittag. Sieben Anrufe in Abwesenheit. Ich konnte mir denken, wer da verzweifelt versucht hatte ihn zu erreichen.
»Netter Anblick«, sagte Paul heiser. Er lehnte lässig und irritierend nackt am Türrahmen, während ich mit bloßem Hintern auf seinem Wohnzimmerteppich herumkroch. Ich rappelte mich auf und strich peinlich berührt die Locken aus meinem Gesicht.
»Du hast meine Sachen versteckt«, sagte ich und sein Schmunzeln bestätigte mir, dass ich recht hatte.
»Tut mir leid. Meine Sorge war, du würdest einfach abhauen, bevor ich wach werde.«
»Glaubst du wirklich, dass mich das abhalten könnte?
Du kennst mich.« Er sagte nichts. Wir blickten uns lange an.
»Gib mir meine Sachen. Bitte«, fügte ich hinzu.
»Wie schön du bitte sagen kannst, weiß ich ja jetzt«, sagte er rau und musterte mich von oben bis unten. Ich senkte den Kopf und kaute an meinen Fingernägeln.
»Na gut, dann zieh ich eben deine Klamotten an.«
Ich schnappte mir eines seiner Polos, das auf der Couch lag, und zog es über. Es war so groß, dass es wie ein Sack an mir oben hing. »Und jetzt gehe ich.« Entschlossen stapfte ich zur Eingangstür.
Ich wollte nur noch in mein Zimmer und mich verkriechen.
Er hielt mich am Oberarm zurück.
»Luisa, geh nicht. Bitte, bleib noch einen Augenblick.«
»Wieso?«
»Ich will nicht, dass unsere Nacht so endet.« Sein Blick war sehnsüchtig. Mit den Fingern zerstrubbelte er sein Haar.
»Wie soll sie denn enden?«
Er zog mich in seine Arme. Zart küsste er mich auf den Mund.
Ich stemmte meine Hände gegen seine breite Brust.
»Nicht. Ich kann nicht. Paul, bitte. Lass mich los. Ich wollte nicht, dass das passiert.
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