Engel der Daemmerung by Zimmer-Bradley Marion

Engel der Daemmerung by Zimmer-Bradley Marion

Autor:Zimmer-Bradley, Marion [Marion, Zimmer-Bradley]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-10-08T04:00:00+00:00


Kapitel 9

Im Winter zählt jede Meile doppelt

Nicht im Winter wurde unser Liebeslos besiegelt!

THOMAS HOOD

Für an die Skyline von Manhattan gewöhnte Augen war Dayton eine saubere Kleinstadt mit vereinzelten Wolkenkratzern und ohne nennenswerte Luftverschmutzung. Winter hatte für die Durchquerung Pennsylvanias drei Tage gebraucht, wobei sie die Strecke in kleinen Abschnitten zurücklegte, und als sie Pennsylvania nun endlich hinter sich gebracht hatte, war sie die hügelige Landschaft, die endlosen Felder, auf denen namenlose Frühlingssaat spross, und die zahllosen »Stuckey’s«-Schilder gründlich leid. Sich in den dichten Verkehr um Dayton einzufädeln, war nach den endlosen Stunden rasanter Autobahnfahrt fast eine Erleichterung.

Winter war nicht noch einmal von Träumen oder anderweitigen sonderbaren Vorkommnissen geplagt worden. Zwar machte sie weiterhin die Meditationsübungen aus der Broschüre und trank ihren Zentriertee, jedoch eher, weil sie danach besser einschlafen konnte als aus irgendwelchen geheimnisvollen Gründen. Ihr natürlicher Appetit kehrte zurück und ein Blick in den Spiegel verriet ihr, dass sie das verlorene Gewicht wieder zulegte. Die scharfen Konturen ihrer Magerkeit wurden weicher und sie begann sich zu fragen, ob der »künstliche Elementargeist«, von dem Truth gesprochen hatte, nicht nur das vielgestaltige Zusammenspiel von Zufällen gewesen sein mochte. Die kleineren Tiere, die sie gefunden hatte, konnten ebenso gut die Beute einer Katze gewesen sein, die sie von weit her angeschleppt hatte, nachdem sie bereits tot waren, so dass sie wie ausgeblutet wirkten. Das

Reh konnte man Wilderern anlasten. Selbst der Abend im Institut war wahrscheinlich nicht so gewesen, wie sie ihn jetzt in Erinnerung hatte - und der Rest? Zufall, Hysterie, Pech - es spielte eigentlich keine Rolle, ob alles so geschehen war, wie sie es sich vorstellte, so lange war es inzwischen her. Hatte Truth nicht gesagt, der Poltergeist würde an irgendeinem Punkt einfach aufgeben und verschwinden? Vielleicht war es ja so. Sie konnte froh sein, dass das Ding nicht in der Nähe war und seine gewohnten Streiche mit ihrem neuen Wagen spielte.

Winter war so optimistisch wie schon seit Wochen nicht mehr. Das Problem war schließlich nicht annähernd so schlimm gewesen, wie sie zunächst angenommen hatte. Davon abgesehen war es jetzt vorbei.

Winter nahm die Ausfahrt, die Ramsey ihr genannt hatte, um zu ihm zu gelangen, steckte sofort mitten in der Innenstadt und verlor sich in einem Gewirr von Nebenstraßen. Wo war ...? Aha, da. Schwungvoll bog Winter scharf nach links ab und gelangte auf eine Hauptstraße: vier Spuren plus Wendespur, in der Mitte durch einen Grünstreifen getrennt, rechts und links von Schnellimbissen und Hotelketten gesäumt.

Sieht nicht gerade nach Wohngebiet aus. Oder nach Geschäftsviertel.

Sie folgte Ramseys Anweisungen, bis die großen Gebäude kleineren Häusern und Großhandlungen wichen und sie sich offensichtlich in einem Gewerbegebiet befand. Sie hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben die Adresse zu finden, als ...

Ach, du meine Güte.

Warum hat er es mir nicht einfach gesagt? fragte sie sich, obwohl sie wusste, wie sehr Ramsey Miller solche Späße liebte - vorausgesetzt, sie waren harmlos.

Winter schaltete den Blinker ein und bog unter dem Schild, auf dem »Millers Gebrauchtwagen« stand, nach links ab. Sie hatte kaum angehalten, als Ramsey auch schon aus dem Bürocontainer trat und auf sie zukam.



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