Endlich still by Jürgen Seibold

Endlich still by Jürgen Seibold

Autor:Jürgen Seibold
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Silberburg
veröffentlicht: 2015-04-23T16:00:00+00:00


Freitag, 31. Juli, 12.30 Uhr

Als Alfred Spengler mit seinem Wagen aus der Birkenallee auftauchte und vor sein Wohnhaus kurvte, standen Horst Mühlgruber und zwei Männer in Zivil, die er nicht kannte, neben dem Streifenwagen, der vor dem Scheunentor parkte.

Mühlgruber wartete, bis Spengler langsam auf die drei Männer zukam, dann machte er ihn mit Frieder Rau und Rolf Wagner, einem seiner Mitarbeiter aus der Spurensicherung, bekannt.

»Und was führt euch her?«, fragte Spengler. Er sah misstrauisch von einem zum anderen.

»Wir«, druckste Mühlgruber herum, »wir müssen da routinemäßig noch was überprüfen.«

Er stand vor Alfred Spengler und versuchte zu überspielen, was hinter der jetzt anstehenden Untersuchung tatsächlich steckte. Rau und Wagner hatten sich als feinfühlig genug erwiesen, Mühlgruber das selbst regeln zu lassen – außerdem waren sie einverstanden gewesen, ein paar Minuten darauf zu warten, dass Spengler von der Arbeit nach Hause kommen würde.

»Alfred hat heute schon mittags Feierabend, der Bauhof der Gemeinde arbeitet am Freitagnachmittag nicht mehr.«

Eine Viertelstunde hatten sie auf dem Hof gestanden, bevor Spengler kam.

»Du bist spät dran«, sagte Mühlgruber zu dem noch immer misstrauisch dreinblickenden Spengler, um abzulenken.

»Ja«, brummte Spengler, »wir mussten noch einen Lastwagen abladen.«

Noch einmal musterte er Mühlgruber und die beiden anderen.

»Dürft ihr das denn? Ich meine: hier, bei mir auf dem Hof herumsuchen?«, fragte er schließlich.

Mühlgruber nickte. »Und wenn du uns zeigst, dass du nichts dagegen hast, ist das sicherlich kein Nachteil für dich.«

Spengler drehte sich um und stapfte zum Wohnhaus hinüber.

»Was fragt ihr mich dann so blöd«, brummte er. »Macht halt, was ihr sowieso machen werdet.«

Damit war er im Haus verschwunden.

Mehr als eine Stunde lang nahmen Wagner und Rau Proben von den unterschiedlichsten Stellen. Aus dem Vorgarten, von Dreckstellen entlang der umliegenden Feldwege, von einer kleinen Stelle nackter Erde neben einem alten Misthaufen – die beiden Kriminaltechniker füllten Tütchen um Tütchen und notierten, woher welcher Inhalt stammte.

Mühlgruber ging währenddessen auf dem Hof auf und ab. Aus den Augenwinkel bemerkte er, das Spengler immer wieder einmal hinter einem Vorhang hervorlugte, um zu erspähen, was die Beamten auf seinem Grund und Boden zu schaffen hatten.

Schließlich schlenderte Mühlgruber an den Gebäuden entlang, die den Innenhof umgrenzten. Ein gutes Stück entfernt sah er im Westen die markante Silhouette des Pfahlbronner Wasserturms, die ihn immer wieder an ein riesiges Weizenglas erinnerte.

Er sah auf die Uhr und seufzte: Auf ein kühles Bier würde er wohl noch ein wenig warten müssen. Danach ließ er den Blick über die Felder schweifen, die er durch die Lücke zwischen dem Wohnhaus und der größten Scheune hindurch sehen konnte.

Etwas weiter entfernt lag eine Wiese. Auf ihr schien ein Vogel reglos zu stehen. Mühlgruber kniff die Augen zusammen: Tatsächlich erkannte er einen etwa 50 Zentimeter großen Vogel, der auf dem Boden etwas zu beobachten schien. Mühlgruber wartete, auch der Vogel, wahrscheinlich ein Habicht, wartete. Erst tat sich ein, zwei Minuten lang nichts.

Dann, plötzlich, ging alles ganz schnell: Der Vogel hatte mit seinen Krallen ein Tier am Boden gepackt und flog nun mit seiner Beute nach Osten. Mühlgruber sah dem Vogel noch etwas nach, bis er hinter dem Wohnhaus aus seinem Sichtfeld verschwand.



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