Emma verduftet by Hennig Tessa
Autor:Hennig, Tessa [Hennig, Tessa]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-06-18T20:30:48+00:00
Kapitel 9
Der Himmel über ihrem Wagen, der sie nach Grasse bringen sollte, war viel zu klar, die Luft viel zu würzig, die LandstraÃe, die vor ihnen lag, viel zu malerisch, als dass man sich düstere Gedanken machen sollte.
AuÃerdem fand Nora, dass Emmas schlechte Laune überhaupt nicht zu ihr passte. So kannte sie sie gar nicht. Aufgrund der hässlichen Fratze, die ihr der eigene Ehemann heute Morgen gezeigt hatte, war es aber auch nicht verwunderlich, dass sie aufgewühlt und fix und fertig war.
»Ich verstehe einfach nicht, was einen Menschen dazu bringt, so etwas zu sagen. Was treibt ihn dazu?«, wollte Emma abermals von ihr wissen. So verzweifelt, wie sie danach fragte, suchte sie sicher die Schuld immer noch bei sich, ganz unbewusst. Einen jahrelang verinnerlichten Mechanismus der Psyche konnte man nicht so schnell wieder loswerden. Diesen Zahn zog sie Emma aber am besten gleich, nicht dass sie sich noch in etwas hineinsteigerte, was ihr absolut nicht guttun würde.
»Es ist nicht deine Schuld, Emma!«, sagte Nora mit Nachdruck, was dazu führte, dass Emma noch angestrengter auf die StraÃe vor sich starrte.
»Das weià ich ja«, erwiderte Emma in einem Tonfall, der alles andere als überzeugt klang.
»Eben nicht. Dein Kopf weià es vielleicht, aber tief in dir drin suchst du doch schon seit über einer Stunde nach Gründen bei dir.«
Nun wirkte Emma noch verzweifelter. Sie zuckte ein wenig hilflos mit den Schultern, ein klares Eingeständnis dafür, dass Nora recht hatte.
»Vielleicht hab ich ja wirklich nicht alles richtig gemacht und zu viel an ihm herumgenörgelt?«
»Wie wäre es mit einem Beispiel?«, fragte Nora streng.
Emma wirkte so abwesend und zögerlich, dass Nora noch einmal nachhakte.
»Wann hast du Georg denn zum letzten Mal auf einen Fehler hingewiesen?«, fragte sie.
»Staubsauger«, schoss es aus Emma heraus. »Ja, der Staubsauger.« Der Anfang war gemacht. Offenbar hatten sich eben die Nebel ewiger Schuld in Emmas Gehirn etwas gelichtet. »Wer lässt sich schon an der Haustür einen überteuerten Staubsauger aufschwatzen, wenn es das gleiche Teil im Internet viel billiger gibt?«
»Und das hast du ihm auch klar gesagt?«
»Ja«, erwiderte ihre Freundin trotzig, aber letztlich auch ziemlich verzweifelt.
Nun reichte es Nora aber. Emma warf sich anscheinend tatsächlich vor, ihren Ehemann für groteske Dummheiten kritisiert zu haben. Es war sein Problem, keine Kritik zu vertragen. Es war sein Problem, zeit seines Lebens unüberlegt zu handeln. So war Georg, wie sie sich gut erinnerte, schon immer gewesen. Emma musste schleunigst von dem Kreuz runter, an das sie sich während der letzten Jahre selbst genagelt hatte.
»Scheià doch auf den Staubsauger. Wenn mein Mann so naiv wäre, sich so etwas andrehen zu lassen, würde ich ihm einen Tritt in den Arsch geben. Gott, wenn ich dich so reden höre, bin ich heilfroh, dass ich nie verheiratet war.«
Wieder nur ein vages Schulterzucken. Emmas »Maso-Trip« wollte einfach nicht enden.
»Aber du hast doch selbst gesagt, dass er schon immer Probleme mit seinem Selbstwertgefühl hatte. Vielleicht hätte ich mehr Rücksicht darauf nehmen, ihm für Kleinigkeiten auch mal auf die Schulter klopfen sollen, aber mal ganz ehrlich, das hab ich doch ohnehin schon getan.«
Mittlerweile
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