Ellen Percy by Huber Therese

Ellen Percy by Huber Therese

Autor:Huber, Therese
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: (Privatkopie)
veröffentlicht: 2010-02-02T16:00:00+00:00


und krochen wieder in ihr Nest. Um die gewöhnliche Zeit trat der Wächter wieder bei mir ein. »Wenn kommt der Arzt?« fragte ich ängstlich. – »Bei dem Sturm doch nicht?« erwiederte jener verdrießlich, »er reißt ja die Ziegel vom Dach.« – In diesem Augenblick rollten wirklich Ziegel herab; ich blickte zum Fenster und rief: »Ach! das Nest reißt los! o helft, helft mir es retten!« mit diesen Worten deutete ich an das Fenster hin, und auf mein Bett steigend, bemühte ich mich mit meiner Hand an das Fenster zu reichen, um den leichten Anbau zu sichern. Es war zu spät; ein neuer Windstoß ergriff ihn und schleuderte ihn herab, indem die Alten, dem unsichern Schlupfwinkel entfliehend, vom Sturm niedergetrieben, mit ängstlichem Geschrei gegen den Boden flatterten. Meine Schwäche verrieth sich freilich durch den Eindruck, den dieser nichtsbedeutende Zufall auf mich machte. Ach, dem Unglücklichen, der von der Theilnahme seiner Mitgeschöpfe keinen Trost erhält, wird die theilnahmlose Natur zum Propheten und Wahrsager. Dieser Sturm an dem Tage meines ersehntesten Glückes hatte mich schon gequält, das Verderben dieser kleinen Geschöpfe, deren ersten Flug meine, jedes fremden Gegenstandes beraubte Einbildungskraft, so lange als Symbol meiner Befreiung angesehen hatte, brachte mich zur Verzweiflung. Ich rang die Hände und brach in ein convulsivisches Weinen aus. »Nun, da seht Ihr, daß Ihr nicht fähig seyd das Haus zu verlassen«, sagte mein Wärter, der mir bedenklich zugesehen hatte, mit rechthaberischem Ton, »wie würde es Euch gehen wenn Ihr Euch bei andern Leuten auch so thöricht wolltet anstellen«, und hiermit verließ er das Zimmer. – Die Einsicht der furchtbaren Folgen schnell übersehend, welche dieses Mannes Bericht an den Arzt, über meinen Mangel an Fassung, hervorbringen könnte, gab mir Selbstbeherrschung zurück; ich warf mir die Verirrung meiner Fantasie vor, die mit einer Art von Aberglauben in den unzusammenhängendsten Dingen, Beweisgründe für die Leitung meines Schicksals aufgesucht, da es mein besserer Sinn so oft schon gläubig in die Hände eines gütigen Vaters im Himmel gelegt hatte. Mit vielem Kampfe gelang es mir, bei dem Eintritt des Arztes in einer ruhigen Stimmung zu seyn. Er befragte mich sehr sorgfältig um meine Gesundheit, dann sagte er zu dem Wärter: »Herr Schmid, ich wiederhole Ihnen was ich bei dem Eintritt dieses Frauenzimmers gesagt: ihr Uebel eignet sich keineswegs für die Behandlung dieses Hauses.« – »O was das anbetrifft«, antwortete der Wärter mit zuversichtlichem Wesen, »so hätten Sie noch heute Morgen sehen sollen, welchen Auftritt ich wegen eines albernen Schwalbennestes mit ihr hatte.« – »Den will ich dem Herrn erzählen«, nahm ich das Wort, »bitte Sie aber um Entschuldigung, Sie mit meiner kränklichen Empfindlichkeit belästigt zu haben.« Statt der Geschichte des zertrümmerten Nestes erzählte ich aber dem Arzt mit so bündigem Zusammenhang, wie mir immer möglich war, die Veranlassung meiner Krankheit und die Umstände, denen ich mein Einsperren zuschrieb. Der Arzt hörte mich aufmerksam an, that dann viele Fragen, um sich des Zusammenhangs meiner Begriffe zu versichern, und fragte endlich: ob ich ihm gestattete, bei Herrn Boswell meinetwegen Erkundigungen anzustellen. – »Von Herzen gern,



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