Ella in der zweiten Klasse by Carl Hanser Verlag

Ella in der zweiten Klasse by Carl Hanser Verlag

Autor:Carl Hanser Verlag [Parvela, Timo]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Carl Hanser Verlag
veröffentlicht: 2013-06-23T22:00:00+00:00


Die Krise

In der Rosenhecke herrschte düstere Stimmung, was auch daran lag, dass in der Nacht der erste Frost gekommen war und die Hecke die Hälfte ihrer Blätter verloren hatte. Aber der wichtigere Grund für unsere gedrückte Stimmung war der gemeine Geheimbund an unserer Schule, gegen den wir nichts würden ausrichten können. Das war klar, und wir fanden alles nur noch traurig.

»Unfassbar, dass der Lehrer mit ihnen unter einer Decke steckt«, grauste es Hanna.

»Habt ihr gemerkt, wie der Rambo Pekka Tschüs gesagt hat?«, fragte Tiina.

»Ich hatte Pekka von Anfang an in Verdacht«, sagte ich.

»Und wenn er dazugehört, gehört bestimmt auch seine Mutter ...«, sagte Timo und musste gar nicht weiterreden, denn wir hatten schon verstanden.

Daran hatten wir noch gar nicht gedacht. Aber er hatte natürlich recht. Wenn Pekka ein Mitglied des Geheimbunds war, dann war auch seine Mutter in die Sache verwickelt, und das hieß: die Direktorin unserer Schule!

»Und wenn der Lehrer dazugehört«, sagte Tiina leise, »dann gehört auch seine Frau dazu.«

»Und wenn die alle dazugehören, dann bestimmt auch die Köchin, der Hausmeister und alle anderen Lehrer.«

Je länger wir darüber nachdachten, desto sicherer waren wir uns, dass der erwachsene Rest der Schule von irgendwo aus dem Weltall stammte und alle zusammen einen geheimen Bund gegen uns geschlossen hatten. Wir waren die Einzigen, die darüber Bescheid wussten. Eine große Last lag auf unseren Schultern.

»Aber was ist ihr Ziel?«, wunderte sich Hanna. »Warum haben sie uns nicht schon längst erledigt?«

»Ich weiß es«, sagte Timo und lächelte ein düsteres, aber wissendes Lächeln.

Wir sagten nichts, weil wir wussten, dass es dann nur länger gedauert hätte, bis er uns erzählte, was er wusste.

»Ich hab zufällig gehört, wie der Lehrer sich mit der Direktorin unterhalten hat«, fuhr Timo fort. »Der Lehrer hat der Direktorin seinen Knöchel gezeigt, und sie hat gesagt, dass er wegen so einer Kleinigkeit ganz bestimmt nicht zu Hause bleiben darf.«

»Und das war alles?«, wunderte ich mich.

»Nein«, sagte Timo. »Außerdem hat sie gewusst, dass so auch der Biss einer bestimmten malawischen Echsenart aussieht.«

»Und das war alles?«, wunderten wir uns.

»Nein. Am Ende hat sie ihn noch daran erinnert, was seine Aufgabe hier an unserer Schule ist.«

»Und die wäre?«, fragte Mika.

»Ja, was ist seine Aufgabe an unserer Schule?«, wollten wir alle wissen.

»Uns auf unserem Weg zu begleiten, damit wir immer weiter wachsen und reifen«, sagte Timo so leise, dass man es kaum noch hören konnte.

»Und das ist alles?«, fragte ich, als ich mir sicher war, dass Timo nichts mehr sagen wollte.

»Versteht ihr denn nicht, was das bedeutet? Wachsen und reifen! Wir sollen Futter für die Außerirdischen werden. Die ganze Schule ist in Wirklichkeit eine Art Weltraumhühnerstall«, erklärte Timo matt.

Wir waren uns nicht sicher, ob er nicht plötzlich einen an der Waffel hatte, aber was er sagte, machte uns doch ein bisschen nervös.

»Und was ist mit Pekka und dem Rambo?«, fragte ich.

»Spione«, sagte Timo. »Die sagen denen, wann wir reif genug sind.«

Wir schüttelten uns vor Entsetzen.



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