Elfgren, Sara B. by Zirkel

Elfgren, Sara B. by Zirkel

Autor:Zirkel
Die sprache: de
Format: mobi
veröffentlicht: 2012-06-13T18:02:13+00:00


32. KAPITEL

Es klingelt und Frasse rennt bellend in die Diele. Sein Schwanz schlägt gegen Vanessas Bein, als sie die Tür aufmacht, und da steht Wille mit einem Blumenstrauß in der Hand. Seine Haare sind zurückgekämmt, er hat eine schwarze Jeans an und trägt ein schwarzes Hemd unter der Jacke. Er sieht erwachsen und ordentlich aus. Und ein bisschen verkleidet. Ihr geht das Herz auf. Er hat sich ihretwegen wirklich Mühe gegeben.

»Du hast Blumen gekauft?«

»Die sind für deine Mutter«, sagt Wille und lässt sich von Frasse die Hand abschlecken.

Vanessa küsst ihn glücklich auf den Mund.

»Du bist der Beste«, flüstert sie und stolpert auf dem Rückweg in die Küche beinahe über den Hund.

Mama und Nicke sitzen schon am Tisch und warten. Ihre Gesichter wirken verschlossen und ablehnend, und daran ändert sich nichts, als Wille ins Zimmer kommt. Nur Melvin, der auf dem Boden sitzt und mit Bauklötzen spielt, lächelt.

»Hallo, Kleiner, na?«, sagt Wille und strubbelt ihm durch die Haare.

Dann überreicht er Vanessas Mutter den Blumenstrauß.

»Hallo, vielen Dank für die Einladung zum Essen«, sagt er.

»Vanessa hat eingeladen. Dankeschön«, fügt Mama mechanisch hinzu und wickelt den Strauß mit lautem Geraschel aus dem Papier.

Wille begrüßt Nicke, der sich auf seinem Stuhl zurücklehnt und ihn mit einem überheblichen Lächeln mustert. Vanessa hasst ihn für dieses Grinsen, aber sie sagt nichts. Mit diesem Abendessen will sie allen beweisen, dass sie erwachsen ist, egal was Mama und Nicke glauben.

Mama sucht geräuschvoll im Schrank nach einer passenden Vase für die Blumen und füllt sie mit Wasser. Es sind Gerbera, Vanessas Lieblingsblumen. Sie sehen so schön unecht aus.

»Sehr hübsch«, sagt Mama und stellt die Vase auf den Tisch, den Vanessa schon gedeckt hat.

»Das freut mich«, erwidert Wille.

Dann wird es ganz still, und Vanessa ist froh, dass sie etwas zu tun hat. Sie zieht ein paar Topfhandschuhe über. Heiße Luft schlägt ihr entgegen, als sie die Backofentür öffnet, und die Lasagneform ist so heiß, dass Vanessa sich selbst durch die Handschuhe die Finger verbrennt. Sie beißt die Zähne zusammen, um nicht laut zu fluchen, und stellt die Form mit einem leisen Knall auf dem Herd ab.

»Das riecht aber gut«, sagt Wille.

»Vanessa hat den ganzen Tag in der Küche verbracht«, sagt Mama. »Die Mädchen waren auch da und haben ihr geholfen.«

»Ich wusste gar nicht, dass du kochen kannst«, sagt Wille zu Vanessa.

»Ich auch nicht«, sagt sie und fängt an, die Lasagne in Portionen zu schneiden.

Es brutzelt und zischt am Rand der Auflaufform, und der Käse ist schon eine Spur zu braun, aber sie trifft auf unerwartet harten Widerstand. Vanessa hofft, dass einfach das Messer stumpf ist. Jedenfalls hat die Lasagne unglaublich lange im Ofen gestanden.

Sie holt Salatbesteck aus der Schublade und schiebt es in die Schüssel.

»Sie haben wirklich eine schöne Wohnung«, sagt Wille.

Es ist so ein typisches Erwachsenending, so was zu sagen. Vanessa ist ganz gerührt, dass er versucht, ein Gespräch in Gang zu bringen, aber Mama und Nicke kommen ihm kein bisschen entgegen.

»Zumindest haben wir ein Dach über dem Kopf«, sagt Mama nur.

»Nein, wirklich, es ist wunderschön. So schöne Tapeten …«

Seine Stimme erstirbt am Ende des Satzes.



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