Elefantengold by Edi Graf

Elefantengold by Edi Graf

Autor:Edi Graf [Graf, Edi]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Gmeiner-Verlag
veröffentlicht: 2015-06-02T16:00:00+00:00


19

Dicht zog sich der Wolkenvorhang über dem Cape Point zusammen, und bald waren die Berge um die False Bay von einem düsteren, grauen Teppich verhüllt. Linda knüpfte ihren Anorak zu und folgte Alan Scott Richtung Two Oceans Restaurant. In der ehemaligen Wohnung Hendrik de Wets hatten sie keine brauchbaren Informationen bekommen. Nur die Wirtin des kleinen Fischrestaurants wusste, dass er gelegentlich im Nationalpark am Kap gearbeitet und manchmal Touristen auf den Tafelberg geführt hatte. Seit er nach Gansbaai gezogen war, hatte sie nichts mehr von ihm gehört. Alan hatte daraufhin vorgeschlagen, noch zum Kap der Guten Hoffnung zu fahren.

»Wenn du schon in Südafrika bist«, hatte er gesagt, »nach Gansbaai kommen wir noch früh genug.«

Die Schienen der Zahnradbahn, die die Touristenmassen von hier aus zum Leuchtturm am Cape Point, dem südlichsten Punkt der Landzunge brachte, zogen sich den Berg hinauf. Hunderte von Autos warteten entlang der einzigen Zufahrtsstraße und auf den Parkplätzen auf die Rückkehr ihrer Besitzer.

»Halte Dir bloß die Baboons vom Leib!«, warnte sie Alan, doch Linda konnte weit und breit keinen Pavian entdecken. »Nichts essen, die reißen dir alles aus der Hand. Ich glaube nicht, dass es frechere Affen gibt als die am Kap.«

»Ist das das Kap der Guten Hoffnung?«, fragte Linda, mit Blick auf den Leuchtturm vor sich.

»Nein, das ist Cape Point, der südlichste Punkt der Halbinsel. Das eigentliche Kap ist weiter rechts. Wenn du willst kannst du einen Spaziergang dorthin machen, wir haben noch genügend Zeit. Ist eine schöne Tour.«

»Kommst du nicht mit?«

Alan schüttelte den Kopf. »Ich gehe mich mal bei den Leuten, die hier arbeiten, nach Hendrik de Wet erkundigen. Vielleicht haben wir ein bisschen mehr Glück als in der Kloofneck-Road. Wir treffen uns hier wieder in – sagen wir mal – drei Stunden.«

»So lange?« Linda schien der Weg zum Kap nicht allzu weit.

»Du wirst eineinhalb Stunden benötigen, einfacher Weg. Und du solltest dir die Zeit nehmen. Der Fynbos blüht und es gibt viel zu sehen.«

Sie kaufte sich ein Eis am Kiosk und überquerte den Parkplatz, um auf den Fußweg zum Kap der Guten Hoffnung zu gelangen. Plötzlich, schneller als sie es wahrgenommen hatte, raste der Pavian auf sie zu. Aufdringlich kreischend hatte er es eindeutig auf ihr Eis abgesehen. Reflexartig schleuderte sie die Waffel von sich, der Pavian galoppierte einen halben Meter an ihr vorbei und flitzte wie der Teufel unter das Auto, wo das Eis gelandet war. Sekunden später tauchte er wieder auf, seine Beute in der Hand und genüsslich schleckend. Linda hatte genug von Pavian und Eis und schlug den Wanderweg ein.

Sie fühlte sich in der blühenden Dünenlandschaft fast ein wenig an Sylt erinnert, das sie von einigen früheren Sommerurlauben her kannte. Sandige Wege wechselten mit schmalen Holzbrücken ab, gelb, weiß und rot blühten ganze Blumenteppiche, diese einzigartige Flora am Kap, eines der artenreichsten Biotope, was endemische, also nur hier vorkommende Pflanzen betraf. Eine Straußenfamilie, genauer gesagt ein schwarz-weiß aufgeplusterter Hahn und zwei fahlgraue Hennen grasten zwischen den violett leuchtenden Stauden und Linda bedauerte es, keinen Fotoapparat dabei zu haben.

Der Wind frischte auf,



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