Elbstrandmord by Morgenstern Thomas B

Elbstrandmord by Morgenstern Thomas B

Autor:Morgenstern, Thomas B.
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492969901
Herausgeber: Piper
veröffentlicht: 2015-09-13T16:00:00+00:00


11

Kapitel

»Was bedeutet eigentlich der Name Rilu in der Bezeichnung der Schiffsgesellschaft?«, erkundigte ich mich bei Susanne Siegel, die hinter ihrem Schreibtisch saß. Die langen Ausläufer der Schleife verschwanden unter dem Tisch.

»MS Rilu, Arnold F. Gerner GmbH & Co. KG«, las sie laut vor. »MS heißt Motorschiff, Rilu ist wohl die Abkürzung für Marie Luise oder der Name von Arnold F. Gerners Tochter. Gerner ist Reeder in Bremerhaven und Geschäftsführer der Firma.«

»Ich dachte, das sei Borowski?«, fragte ich missmutig nach. Allmählich konnte ich die ganzen Finanztransaktionen, die in diesem Fall eine immer stärkere Rolle zu spielen schienen, kaum noch auseinanderhalten, aber Susanne Siegel wusste, wie sie das Chaos in meinem Gehirn auflösen konnte.

»Konrad Borowski ist der Steuerberater«, erklärte sie, »aber es kommt noch besser: Er ist nämlich auch der Auftraggeber für den Schiffsbau. Zusammen mit einer Werft aus Bremen hat er die MS Rilu in Zypern bauen lassen, deshalb hatte er ein doppeltes Interesse daran, dass die Gesellschaft nicht insolvent wird. Zum einen hätte er die ganzen Honorare zurückzahlen müssen, falls ihm nachgewiesen worden wäre, dass er von der drohenden Insolvenz gewusst hat. Und zum anderen ist er natürlich bei der Bank für den Kredit verantwortlich und steht da persönlich im Obligo.«

»Im was?«, fragte ich genervt.

»Er muss die Kohle zurückzahlen«, sagte Susanne Siegel und sah mich mitleidig an.

»Welche Bank?«

»Die Dorfbank«, sagte sie, »ein kleines Institut, das normalerweise den Bauern neue Ställe finanziert oder ein Neubaugebiet erschließt, alles überschaubare Summen. Wenn Borowski zahlen muss, aber nicht kann, wird das für die Bank ein richtiges Problem. Das kann die Existenz der Bank gefährden, wenn da Millionen abgeschrieben werden müssen.«

»Dann lesen Sie mal das hier«, sagte ich und legte den dicken Packen Kopien, den mir Mechthild Griemsmann gegeben hatte, auf den Tisch. »Ist Dirk Hildebrand eigentlich schon fertig mit der Vernehmung von Arno Meerbusch?«

»Nein.«

Wir hatten in der Polizeiinspektion nur zwei Vernehmungsräume mit der Möglichkeit, die Gespräche im Nebenraum zu verfolgen. Beide waren besetzt, und Dirk Hildebrand war mit Meerbusch auf einen anderen ausgewichen. Ich öffnete die Tür und setzte mich mit an den Tisch. Meerbusch schwitzte, Hildebrand hatte ihn wohl ziemlich in die Enge getrieben.

Mein Kollege sah mich erleichtert an und rückte seinen Stuhl zur Seite, damit ich Meerbusch gegenübersitzen konnte.

»Herr Meerbusch«, fragte ich, »haben Sie eigentlich ein neues Projekt nach der Sache an der Elbe?«

»Da unterschätzen Sie das Auftragsvolumen, das für Kunst zur Verfügung steht«, meinte er.

»Keine Kunst am öffentlichen Bau oder vielleicht einen Brunnen im schönen Hamburg?«, bohrte ich nach.

Er schüttelte den Kopf.

»Wissen Sie noch, was für ein Wetter an dem Tag war, als der Mord geschah?«, fragte ich ihn.

»Natürlich, es hat geregnet«, sagte er, »fast den ganzen

Tag.«

»Mussten Sie sich auch einmal umziehen? Wenn man nicht aufpasste, war man ja im Handumdrehen nass.«

Er nickte, dachte kurz nach und antwortete sehr überlegt: »Kurz vor dem Mittagessen bin ich von der Werkstatt ins Haus gegangen, um meiner Mutter bei den Essensvorbereitungen zu helfen. Da bin ich klatschnass geworden, obwohl es nur ein paar Meter sind.«

»Bestimmt haben Sie sich ziemlich aufgeregt, oder?«

»Wer es nass macht, macht’s auch wieder trocken, sagt meine Mutter immer in ihrem unerschütterlichen Gottesglauben.



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