Eiszeit by Dean R. Koontz

Eiszeit by Dean R. Koontz

Autor:Dean R. Koontz
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


17:00

Wie ein Wal, der eine Bresche in die nächtliche See schlug, tauchte die Ilja Pogodin zum zweitenmal innerhalb von einer Stunde auf. Funkelnde Wasserkaskaden glitten von den dunklen Flanken des Schiffes ab, als es in den Sturmwellen rollte. Kapitän Nikita Gorow und zwei Matrosen kletterten durch die Luke des Kommandoturms hinaus und bezogen Beobachtungsposten auf der Brücke.

In den vergangenen letzten dreißig Minuten war das U-Boot mit maximaler Tauchgeschwindigkeit von einunddreißig Knoten gefahren und hatte sich um siebzehn Meilen in nordnordöstlicher Richtung von seiner zugewiesenen Überwachungsposition entfernt. Timoschenko hatte eine Peilung des Funkfeuers der Edgeway-Gruppe vorgenommen, und Gorow hatte einen direkten Kurs ausgearbeitet, der sich mit dem geschätzten Weg des Eisbergs kreuzte. Auf der Oberfläche konnte die Pogodin sechsundzwanzig Knoten machen; doch wegen des schlechten Wetters schaffte sie zur Zeit nur drei Viertel dieser Höchstgeschwindigkeit. Gorow konnte es kaum abwarten, wieder den Befehl zum Tauchen zu geben, diesmal auf eine Tiefe von dreihundert Fuß, wo das U-Boot wie ein Fisch durchs Wasser gleiten würde und die Turbulenzen des Sturms es nicht beeinträchtigen konnten.

Die Satellitenschüssel hob sich von der Finne hinter der Brücke und öffnete sich wie eine Frühlingsblüte. Die fünf in der Tat wie Blütenblätter geformten Radartafeln, die sich schnell zusammenfügten und zu einer Schüssel wurden, begannen bereits vor Eis zu leuchten und zu funkeln, als Schnee und Graupel an ihnen gefror; dennoch suchten sie emsig den Himmel ab.

Um drei Minuten nach der vollen Stunde ließ Timoschenko eine Nachricht zur Brücke hinaufschicken. Der Kommunikationsoffizier informierte den Kapitän darüber, daß aus dem Ministerium in Moskau eine kodierte Mitteilung eingetroffen war.

Der Augenblick der Wahrheit war gekommen. Gorow faltete das Blatt zusammen, steckte es in eine Jackentasche und hob dann das Nachtsichtglas vor die Augen. Er suchte neunzig Grad des sturmumtosten Horizonts ab, sah jedoch keine Welle und Wolken und auch keinen Schnee. Stattdessen plagten ihn zwei Visionen, die eine noch lebhafter als die andere. In der ersten saß er an einem Tisch in einem Konferenzraum mit vergoldeter Decke und einem Kronleuchter, der Regenbögen auf die Wände warf; er lauschte bei seinem eigenen Prozeß vor dem Kriegsgericht dem Ankläger und durfte nichts zu seiner Verteidigung sagen. In der zweiten schaute er auf einen Jungen hinab, der in einem Krankenhausbett lag, einen toten Jungen, feucht vor Schweiß und Urin. Durch das Fernglas schien man sowohl in die Vergangenheit als auch in die Zukunft sehen zu können.

Um 17 Uhr 07 wurde die entschlüsselte Mitteilung durch die Luke des Kommandoturms weitergegeben und gelangte in die Hände des Kapitäns. Gorow überflog die sieben einleitenden Zeilen und las sofort das Kommunique selbst.



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