Eisige Flut by Nina Ohlandt

Eisige Flut by Nina Ohlandt

Autor:Nina Ohlandt [Ohlandt, Nina]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-7325-4924-5
Herausgeber: Bastei Lübbe
veröffentlicht: 2017-11-06T00:00:00+00:00


Kapitel 23

Der nächste Tag brachte einen Wetterumschwung. Schwere Wolken hingen am Himmel, der Sturm pfiff über die Insel, und das Thermometer war um 12 Grad gestiegen. Demnächst würden das Eis und die gewaltigen Schneemassen anfangen zu tauen. Als Benthien aus dem Fenster sah, kam ihm unwillkürlich Mikkes Aussage von gestern in den Sinn, dass dem Mörder jetzt die Eisleichen wegschmelzen würden. Aber was bedeutete das für ihren Fall? Würde der Mörder seine Mordserie nun beenden? Oder würde er sich eine neue Methode einfallen lassen, seine Leichen zu präsentieren? Und was war mit Martha Gropius geschehen? Zum ersten Mal überdachte Benthien die Möglichkeit, dass sich der Eismörder seine Opfer ganz willkürlich aussuchte, aus purer Freude am Morden, ohne ein persönliches Motiv zu haben, gerade diesen Menschen auszuwählen. Das wäre allerdings die schlimmste aller Möglichkeiten. Und reichlich unwahrscheinlich, beruhigte er sich. Die Beigaben im Bauchnabel sprachen dagegen, denn die bezogen sich ja offenbar eindeutig auf das jeweils nächste Opfer. Levke hatte ein rotes Gummibärchen im Bauchnabel gehabt. Könnte das was mit Martha Gropius zu tun haben? Sie war Grafikerin, Illustratorin, die auch für Kinderbuchverlage arbeitete. Und ihr nächster Auftrag, hatte sie ihnen erzählt, war ein Kinderbuch!

Er machte sich ernsthaft Sorgen um Martha. Für ihn gab es einfach keine Erklärung, warum sie von Föhr nicht zurückgekehrt war, ohne Johannes Brederloh Bescheid zu sagen. Sie wollte in Wyk nichts anderes tun, als ein paar Aquarellfarben für ihre Arbeit kaufen, die sie zu Hause vergessen hatte. Mit der 16-Uhr-Fähre hatte sie zurückfahren wollen und wäre eine Stunde später wieder auf Amrum gewesen. Doch auf den Fähren, mit deren Personal man bisher gesprochen hatte, hatte sie niemand nach ihrem Foto identifizieren können. Allerdings musste das nicht viel heißen. Das Personal von zwei Fähren musste noch befragt werden, was Stefan Albrecht übernehmen wollte. Und es bestand auch die Möglichkeit, dass Martha Gropius gar nicht im Restaurant der Fähre gewesen war, dann wäre sie nicht unbedingt bemerkt worden.

Es blieb ein Rätsel, und Benthien hoffte von ganzem Herzen, dass sich eine harmlose Erklärung für Marthas Verschwinden fand.

Das Nächste, was ihm ebenfalls Rätsel aufgab, war Lillys Verhalten. Sie ging in den letzten Tagen auf Distanz zu ihm. Aber warum? Nur, weil er sie vor ein paar Tagen mal kurz angeblafft hatte? Aber so war Lilly nicht; verletzter Stolz, und das über Tage hinweg, war nicht ihre Sache. Lilly war ein offener Mensch, sie rückte mit dem heraus, was sie auf dem Herzen hatte. Im Grunde passte ihr Verhalten gar nicht zu ihr, und John nahm sich vor, sich nicht mehr vornehm zurückzuhalten, sondern mit ihr zu reden. Egal was es war, wenn ihre Beziehung das nicht aushielt, dann war da sowieso der Wurm drin.

Es klopfte, und entgegen Benthiens Hoffnung war es Fitzen, der ins Zimmer platzte. Seine Miene war ungewöhnlich ernst.

»Was ist jetzt schon wieder passiert?«, fragte Benthien mit schwacher Stimme. »Sag mir nicht, dass …«

»Ich fürchte, sie haben Martha Gropius gefunden. Auf Föhr, in einem Wäldchen. Sie saß im Schnee, ganz ordentlich an einen Baum gelehnt. Tot natürlich. Aber wie sie zu Tode kam, weiß man noch nicht.



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