Eisaugen by Gmeiner-Verlag

Eisaugen by Gmeiner-Verlag

Autor:Gmeiner-Verlag
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: Krimis & Thriller
Herausgeber: Gmeiner-Verlag
veröffentlicht: 2011-02-03T23:00:00+00:00


Mit einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung und einem Rezept über eine N2-Packung Voltaren 25 mg verließ sie gut gelaunt die Praxis ihres Hausarztes in der Frankampstraße. »Nein, ich möchte keine Akupunktur«, hatte sie ihm klarzumachen versucht. »Klar hilft das bei Verspannungen. Momentan habe ich wenig Zeit, wissen Sie.« Mit all ihrer Überzeugungskraft versuchte sie, die zehn Akupunktursitzungen zu verhindern. Natürlich war ihr Hausarzt ein armer Mann und musste sehen, dass er sich durch die Nadelsitzungen etwas nebenbei verdiente. Und mag ja sein, dass diese Folterqualen wirklich halfen. In Margaretas Planungen hatten solche Sitzungen jedoch zurzeit keinen Platz. Wenn sie sich schon zwei Wochen Auszeit auf Krankenschein erkämpft hatte, wollte sie diese anders nutzen.

Nachdem sie ihrem gestrengen Personalchef ihre Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung höchstpersönlich, ungeschminkt und mit einem Schal um den Hals, vorbeigebracht und ein paar aufmunternde Worte mit auf den Weg bekommen hatte, fuhr sie eilig nach Hause, um sich umzuziehen. Komisch, fiel ihr unterwegs im Auto auf, er hat überhaupt nicht gemeckert. Kein Wort über den hohen Krankenstand in seinem ihm anvertrauten Kaufhaus. Was hatte er sonst für einen Aufstand gemacht, wenn jemand aus gesundheitlichen Gründen ausfiel. Wahrscheinlich war ihm eh alles egal, da er wusste, dass seine Filiale sowieso bald die Pforten schließen würde. Jetzt, wo es Fakt war, ängstigte Margareta die Tatsache nicht mehr so sehr wie vorher, als stets nur gemunkelt worden war, dass Hertie in Buer bald dichtmachen würde. Obwohl sie einer ungewissen Zukunft entgegensah, interessierten sie andere Dinge mehr, zum Beispiel Karol und wann er endlich freikäme, wer Sabine ermordet hatte und wer ihren Vater. Sie werden mich schon in irgendeine andere Filiale versetzen, war sie sich sicher. Ihr Bankberater sah das allerdings weniger positiv, als sie vor ein paar Tagen wegen eines Kredits bei ihm vorstellig wurde. Ziemlich direkt sprach er sie auf die Schließung der Hertie-Filiale an und offenbarte ihr, nachdem er etliche Male mit seinem monströsen Tischrechner hin und her gerechnet hatte, dass er ihr allerhöchstens 6.000 Euro geben könne. »Das reicht nicht«, teilte Margareta

ihm mit. Da könne er nichts machen, meinte er und zuckte nur mit den Schultern. Den Rest muss die Koletzki dazugeben, beschloss Margareta und nahm sich vor, sie deswegen gelegentlich aufzusuchen. Schließlich hatte sie Karol verpfiffen und war zudem mit ihm blutsverwandt, was sie moralisch einfach dazu verpflichtete, ihm zu helfen. So eilig, um bei ihr nach Geld für Karols Kaution zu betteln, hatte sie es allerdings gar nicht. Hatte sie vielleicht Angst, dass die Probleme noch größer würden, wenn man Karol aus dem Gefängnis entließ und er bei ihr wohnen würde?

Sie zog sich ihre alte Jeans, ein Sweatshirt und Turnschuhe an und machte sich hoch motiviert auf den Weg zum Berger Park. Dieser blöde Stößel ließ ihr keine Ruhe. Sie wollte sich im Märchengrund ein weiteres Mal umsehen.

Ein kalter Wind schlug ihr entgegen, als sie aus dem Auto stieg. Nun fing es auch noch sachte an zu regnen. Da Margareta direkt an der Straße geparkt hatte, waren es nur wenige Meter, die sie zu laufen hatte. Vorbei an der großen Sonnenuhr, die oben an der Wegkreuzung in den Boden eingelassen war.



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