Einfach liegen lassen: Das kleine Buch vom effektiven Arbeiten durch gezieltes Nichtstun (German Edition) by John Perry

Einfach liegen lassen: Das kleine Buch vom effektiven Arbeiten durch gezieltes Nichtstun (German Edition) by John Perry

Autor:John Perry [Perry, John]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Riemann Verlag
veröffentlicht: 2012-09-23T22:00:00+00:00


Surfen, ohne unterzutauchen

Wohlmeinende E-Mailer liefern Links zu einschlägigen Websites gern gleich mit. Folgen Sie diesen Links, dann kann es passieren, dass Sie sich verlieren wie im Labyrinth eines Kaninchenbaus. Womöglich verbringen Sie Stunden bei der Erkundung interessanter Websites, klicken sich von einer zur anderen und merken plötzlich, dass die Sonne untergegangen und der Tag vorbei ist. Manchmal wirft das unerwarteten Gewinn ab, und Sie eignen sich kleine Inseln von Expertenwissen an, vielleicht über sämtliche metallenen, für Scheunen geeignete Dachkonstruktionen – so man denn, im Gegensatz zu mir, eine Scheune besitzt – oder über die Geschichte Tadschikistans. Mit solchem Inselwissen kann man beim Smalltalk oder beim Lösen von Kreuzworträtseln punkten. Aber wie leicht gehen bei Streifzügen im Netz ein, zwei Stunden, wenn nicht gar ein, zwei Tage verloren, ohne dass man etwas vorzuweisen hätte?

Das Surfen von einem irrelevanten Link zum nächsten, noch irrelevanteren ist ein bisschen wie der Sog, den niveaulose Fernsehsendungen auf uns ausüben. Sitzt man erst einmal davor, ist es sehr schwer, den Mist, der da auf einen niederrieselt, durch einen Akt schierer Willenskraft abzuschalten. Ich habe schon Stunden vertan, um den Preis für ein Ginsu-Messer zu erfahren, für grüne Tüten, in denen Gemüse garantiert frisch bleibt, oder für Flaschenöffner im E-Bass-Design, die beim Flaschenöffnen »99 Bottles of Beer« dudeln. Der Bann lässt sich bei mir nur durch einen Anstoß von außen brechen, zum Beispiel durch das Mittagessen, das dringende Bedürfnis, die Toilette aufzusuchen, einen zum Gähnen langweiligen Werbespot oder eine Sendung mit Paris Hilton oder Glenn Beck in beliebigen Rollen.

Ich habe einen Trick entdeckt, der unfehlbar hilft, wenn ich ins Internet gehe und damit unweigerlich den Versuchungen des Surfens ausgesetzt bin. Ich öffne den Browser nur noch, wenn in Kürze ein Naturereignis bevorsteht, das mich aus der Hypnose holt und zum Aufstehen zwingt. Ich logge mich nur noch ein, wenn ich schon Hunger habe, wenn ich ziemlich sicher bin, dass meine Frau mich in Kürze unterbricht, weil sie etwas Dringendes erledigt haben will, oder wenn ich die ersten Anzeichen einer vollen Blase spüre. Sobald Sie einen Laptop benutzen, stecken Sie listig das Netzteil aus, bevor Sie Ihr E-Mail-Programm aufmachen. Der Bann bricht in sich zusammen, sobald der Akku leer ist. Mit der immer größeren Speicherkapazität der neuen Akkus verliert diese Strategie allerdings an Wirksamkeit.

Wenn sonst nichts hilft, stellen Sie einen Timer, der Sie nach einer Stunde alarmiert. Auch wenn Sie dann vielleicht ein bisschen weniger über Tadschikistan wissen, als Sie gern gewusst hätten.



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