Eine verfuehrerische Braut by Sherry Thomas

Autor:Sherry Thomas [Thomas, Sherry]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Historical
ISBN: 1631280023
Herausgeber: Sherry Thomas
veröffentlicht: 2014-04-25T22:00:00+00:00

Im Morgenlicht betrachtete Helena im Spiegel ihren Kopf und fragte sich, ob Hastings sie in der Nacht wohl geküsst hätte, wenn sie eine wallende Mähne seidigen Haars vorzuweisen gehabt hätte, die sich wie das optische Pendant eines Sirenenliedes auf ihr Kopfkissen ergoss. „Ich glaube, ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass ich es vorzöge, keine Glatze zu haben“, erklärte sie bedauernd.

Sie war von Frauen umgeben: Die Tagesschwester wartete darauf, ihr einen neuen Verband anzulegen, Venetia hielt den Spiegel, und Millie stand da, einen Finger an die Wange gelegt.

„Du bist nicht vollständig kahl“, hob Millie hervor. „Dein Haar wächst bereits nach.“

„Mach dir keine Gedanken wegen deiner Haare“, sagte Venetia. „Der Huftritt hätte dich ein Auge kosten können, dein Haar wächst wenigstens wieder.“

Helena seufzte. Das war vollkommen richtig. „Abgesehen davon, dass ich mich absolut nicht an dein Dino…“

In ihrem Geist tauchte wie aus dem Nichts die Erinnerung an warme Sommerluft auf, die die Haut ihres Nackens streifte und sich mit der salzigen, kühlen Brise der Küste abwechselte. Sie hatte mit einem Buch in den Händen unter einem Baum gesessen – „Sturmhöhe“, um genau zu sein – so war es doch gewesen? Und Venetia hatte von irgendwo hinter ihr gerufen: „Fitz, Helena, kommt und schaut, was ich gefunden habe.“

„Ich erinnere mich“, sagte sie ganz vorsichtig, damit sich die wiedergewonnene Erinnerung nicht wieder zerstreute. „Ich erinnere mich. Es war ein Monstrum, dein Fossil. Wir haben drei Stunden damit verbracht, ehe wir entschieden, dass wir es zu dritt nicht damit aufnehmen konnten. Fitz schlug vor, dass wir im Dorf nach Hilfe fragen und das haben wir dann auch getan. Und alle männlichen Bewohner, die älter als fünf waren, haben sich freiwillig gemeldet.“

Venetia starrte sie einige Sekunden lang an. Dann quietschte sie vor Freude und umarmte Millie so fest, wie es mit Helena noch nicht möglich war. „Ganz genau so war es. Du erinnerst dich! Das tust du, ja wirklich.“

Sie ließ von der verwunderten Millie ab, lachte und wischte sich gleichzeitig die Tränen aus den Augen. „Nun ja, eigentlich ist es nicht ganz genau so passiert. Mir sind keine Fünfjährigen zur Hilfe geeilt, Siebenjährige vielleicht, aber keine Fünfjährigen.“

Helena begann ebenfalls zu lachen und scherte sich nicht darum, dass es ihr nach wie vor Schmerzen bereitete. „Möglicherweise keine Fünfjährigen, aber da war dieser kleine Junge, nicht älter als vier, der dich die ganze Ausgrabung über aus wenigen Metern Entfernung angestarrt hat.“ Sie wandte sich Millie zu. „Du hältst Venetia zwar jetzt für schön, aber das ist nichts im Vergleich dazu, wie sie mit sechzehn aussah. Ihretwegen kam es auf der Straße zu Menschenaufläufen.“

Venetia hatte ein breites Lächeln auf dem Gesicht. „Warte bis ich Lexington erzähle, was für einen schlechten Handel er eingegangen ist, dass er die alte, hässliche Venetia abbekommen hat statt der jungen, frischen.“

Sie musste ihren Ehemann nicht suchen gehen. Die Tür schwang auf, und genau er stand auf der Schwelle. „Geht es dir gut, meine Liebe? Ich habe dich schreien gehört.“

Venetia lief zu ihm und packte ihn am Arm. „Es geht mir hervorragend. Helena hat sich an unsere Ausgrabung erinnert.

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