Eine Seehundjagd by Karl May

Eine Seehundjagd by Karl May

Autor:Karl May [May, Karl]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Historical Fiction
Herausgeber: MobileRead
veröffentlicht: 2012-01-25T11:01:12+00:00


Ich wendete mich ab, da ich das nicht mit ansehen machte; Harper fluchte und wetterte wie ein Landsknecht über diese schonungslose Schlächterei, und der Kapitän erteilte die Weisung, vollen Dampf zu geben. Unsre Segel füllten sich wieder; die Räder arbeiteten mit Macht, und wir flogen an der schmalen Seite des Eisfeldes vorüber und in die südwestliche See hinaus. Die bei der Jagd engagierten Schiffe konnten uns nicht folgen, da sie die Rückkehr der alten Robben abwarten mußten; dann gab es für sie bis zum nächsten Tage zu thun, und wir waren sie also los. Schon nach einer Stunde konnten wir sie selbst durch das Fernrohr nicht mehr sehen.

Bald darauf hatten wir die Insel Kadiak und Kap Trinity daubliert und hielten auf Unimak zu. Die dortigen Untiefen liegen um diese Zeit vollständig unter Eis, was einen reichen Fang erwarten ließ. Gegen Abend des zweiten Tages erblickten wir die Spitze des 2703 m hohen Vulkanes Schikhaldin, der diese Insel weit in die See hinaus markiert, und kaum hatten wir diese Bemerkung gemacht, so mußten wir sämtliche Segel beschlagen und durften nur noch, und zwar sehr vorsichtig, unter Dampf gehen, da wir uns dem Festeise näherten.

Indem wir auf diese Weise und unter fortwährendem Auswerfen des Loggs langsam vorrückten, bemerkten wir ein langes, schmales und sehr leichtes Boot, welches sich mit der Gewandtheit eines Fisches vor uns nach allen Seiten im Wasser hinbewegte. Dieses Fahrzeug war oben zu, außer einer einzigen Öffnung, aus welcher der Oberkörper eines barhäuptigen und in Felle gekleideten Mannes ragte, welcher mit erstaunlicher Geschicklichkeit mit der Linken sein Paddelruder führte, während er in der Rechten eine kurze Harpune wurfbereit hielt. Das war ein Eskimo. Er achtete zunächst nicht auf uns, sondern auf sein Geschäft. Ein Seehund tauchte neben ihm auf, und sofort flog ihm die Harpune in den Leib (s. das Bild: Eskimo auf Robbenfang); das Tier tauchte sofort wieder unter und riß das Boot an der Harpunenleine eine Strecke mit sich fort, ermattete aber durch den Blutverlust so schnell, daß der Eskimo es an sich ziehen und mit einem Hiebe seines Ruders vollends töten konnte.

Ein solches Eskimoboot wird Kajak genannt. Das Gerippe desselben besteht meist nur aus Walroßknochen und der Überzug aus Seehundsfellen. Der Ruderer steigt in das erwähnte Loch und bindet sich den Rand desselben fest um den Leib; dann kann kein Tropfen Wasser eindringen. Mag der Kajak zehnmal mit dem Manne kentern; ein Schlag mit dem Ruder bringt beide wieder nach oben, und von Ertrinken kann keine Rede sein.



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