Eine Hand voll Asche by Bass Jefferson

Eine Hand voll Asche by Bass Jefferson

Autor:Bass, Jefferson [Bass, Jefferson]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: GEReBOOKS
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


20

Nach dem Telefonat mit DeVriess fuhr ich zum Campus. Es war noch früh – noch nicht mal halb acht –, und die Büros des Anthropologischen Instituts waren noch dunkel und leer. Selbst das osteologische Labor, wo Miranda oft schon um sieben Uhr ihren Dienst antrat, war noch verschlossen. Ich stutzte, als ich im Treppenhaus direkt vor der Tür zum Labor auf eine Vase mit Blumen – roten Rosen – stieß. Zwischen den Blüten steckte eine kleine Karte; der Umschlag war nicht zugeklebt, also zog ich die Karte heraus, um zu schauen, wer die oder der Glückliche war. Ich bezweifelte, dass die Rosen für mich waren, aber man weiß ja nie.

»Für Miranda«, stand da in ordentlichen Blockbuchstaben, »meinen neuen Liebling«. Unter die Widmung war ein Herz gemalt, das von einem Pfeil durchbohrt wurde. Kaum hatte ich die Worte gelesen, empfand ich einen eifersüchtigen Stich. Doch was mich mehr beunruhigte war das Blut, das aus dem Herzen tropfte und darunter eine Pfütze bildete.

Als ich eine Stunde später im Knochenlabor anrief, war Miranda am Apparat. Sie klang nervös, was mich nicht überraschte. »Ich habe die Blumen gesehen«, sagte ich. »Was glauben Sie, wer sie geschickt hat?«

»Ich will gar nicht darüber nachdenken«, sagte sie. »Es überläuft mich kalt.«

»Es wäre aber besser, es rauszubekommen, als es nicht zu wissen«, meinte ich.

»Sie haben wahrscheinlich recht«, sagte sie, »aber eigentlich will ich mich gar nicht darüber aufregen, denn das gibt ihm mehr Macht über mich, als ich ihm geben will.« Ich sagte nichts, und nach einem Augenblick fuhr sie fort: »Ich fürchte, es ist Stuart Latham. Er hat gestern angerufen und mich gefragt, ob ich etwas mit der Untersuchung von Marys Tod zu tun hätte.«

Das verblüffte mich. »Du meine Güte«, sagte ich, »was haben Sie ihm geantwortet?«

»Ich habe ihm gesagt, ich könnte unmöglich mit ihm über rechtsmedizinische Fälle sprechen. Aber wie nicht anders zu erwarten stand, wollte er ein Nein nicht akzeptieren.« Sie stieß ein kurzes, bitteres Lachen aus. »Zuerst hat er versucht, mir zu schmeicheln, und als das nicht funktionierte, hat er den trauernden Witwer gespielt – das wahre Opfer bei der ganzen Sache – und versucht, mir so viel Schuldgefühle zu machen, dass ich es ihm erzähle. Als das auch nicht funktioniert hat, wurde er gemein.«

»Inwiefern? Hat er Sie in irgendeiner Weise bedroht?« Ich spürte, wie mein Puls schneller ging und mein Blutdruck stieg.

»Nein, nicht direkt«, sagte sie. »Er hat sich nur darüber verbreitet, wie selbstsüchtig und herzlos ich wäre.« Sie unterbrach sich. »Wie ich früher, als ich öfter bei ihnen war, mit ihm geflirtet und ihn an der Nase herumgeführt hätte. Wie unglücklich ihn das gemacht hätte, denn er wäre doch verheiratet gewesen. Wie hart es für ihn gewesen sei, über die Zurückweisung hinwegzukommen.« Sie schwieg wieder, nur ihr Atem war zu hören. Es hörte sich fast an, als weinte sie. »Die Sache, für die ich mich wirklich schäme, Dr. B., ist die, dass ich wirklich mit ihm geflirtet habe. Ich weiß nicht, warum. Nein, das stimmt nicht, ich weiß es schon. Er hat



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