Eindeutig Liebe - Roman by Jessica Thompson

Eindeutig Liebe - Roman by Jessica Thompson

Autor:Jessica Thompson
Die sprache: deu
Format: mobi
ISBN: 9783838719146
Herausgeber: Verlagsgruppe Luebbe GmbH Co KG
veröffentlicht: 2012-07-24T22:00:00+00:00


»Eine kleine Schachtel,

die ich überallhin mitnehme ...«

Nick

Der große Tag war gekommen: mein Geburtstag. Dreißig. Die Zahl, unter deren düsterer Vorahnung ich die Zwanziger verbracht hatte, vor der es mir mal gegraut, die ich aber auch manchmal herbeigesehnt hatte.

Gegraut hatte es mir davor wegen dieses »O mein Gott, ich habe nur noch ein paar Jahre, um jemand Besonderes zu werden«, und herbeigesehnt hatte ich sie für den Fall, dass ich an dem Tag aufwachte und feststellte, dass ich wirklich jemand Besonderes geworden war.

In Wirklichkeit war der Tag – wenigstens zunächst – in keiner Weise außergewöhnlich.

Ich wachte um acht Uhr morgens auf, und das war schon einmal ein guter Anfang. Ich lebte. Es war ein hübscher, sonniger Herbsttag. Ich öffnete das Fenster, um Luft hereinzulassen; sie war frisch, und das gefiel mir. Ein Eichhörnchen sprang anmutig auf einen Ast, der fast in Greifweite meines Fensters hing, dann huschte es die dicke raue Borke hinunter. Unten auf der Straße führte ein älterer Mann seinen Hund aus, ein breites Grinsen im Gesicht.

Chloe lag nicht in meinem Bett. Ich hatte sie nach gründlicher Überlegung nach Hause geschickt – nur für den Fall, dass ich eine Panikattacke bekam und in eine Papiertüte atmen musste.

Meine erste große Beobachtung bestand darin, dass all meine Gliedmaßen großartig arbeiteten. Ich empfand auch keinen plötzlichen Drang, meinen Geräteschuppen in eine Schreinerwerkstatt umzuwandeln oder die Vögel, die ich im Garten sah, in einer Tabelle zu protokollieren. So weit, so gut.

Mein erster Weg war der ins Bad. Meine Gelenke knirschten nicht; alle Bewegungen waren so flüssig wie immer. Ich trat vorsichtig auf den Spiegel zu und betrachtete mein Spiegelbild. Puh. Gott sei Dank hatte ich mich nicht in meinen Vater verwandelt, so wunderbar er auch war. Ich hatte genau dieselben vier grauen Haare wie gestern und keine zusätzlichen Fältchen um die Augen.

Alles lief wunderbar.

Mein Handy klingelte, also raste ich ins Schlafzimmer zurück, um ranzugehen, und stieß mir dabei den Zeh an einem Bücherkarton. Leider war ich nach wie vor ungeschickt. Mir trat das Wasser in die Augen.

»Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Hübscher«, schnurrte Chloe. Sofort erschienen Bilder von ihr in Reizwäsche vor meinem inneren Auge. Das war hübsch. Ich bereute auf der Stelle, dass ich sie gestern Abend nach Hause geschickt hatte. Andernfalls hätte ich jetzt den ersten Sex meines Erwachsenenlebens genießen können. Vielleicht wäre ich ja endlich gut …

»Morgen, Spatz. Wie geht es dir heute, Schönheit?«, fragte ich, ließ mich aufs Bett sinken und kroch wieder unter die Decke.

Ich hatte mir für diesen Tag extra Urlaub genommen. Normalerweise tat ich das an meinem Geburtstag nicht, aber ich hatte wirklich gefürchtet, einen kleinen Nervenzusammenbruch zu bekommen, und das musste nicht unbedingt im dritten Stock eines Bürogebäudes in Balham passieren. Das ist ziemlich hoch oben. Ich fand, ich sollte allein damit fertig werden – Sie wissen schon, dieses Zeug von wegen »die Reise genießen«. Aber tatsächlich hatte ich die letzte Woche als Neunundzwanzigjähriger im Zustand akuter Unruhe verbracht. War ich zügellos genug gewesen? War ich zu zügellos gewesen? Hätte ich irgendetwas lieber anders machen sollen? Inwieweit war ich ein selbstsüchtiger Mistkerl gewesen?

»Na, mir geht es gut.



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