Ein zu normarler Mord by Martin

Ein zu normarler Mord by Martin

Autor:Martin
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2014-01-15T00:00:00+00:00


»Wo zum Teufel sind Sie gewesen?«, wollte Captain Millner wissen. »Sie riechen ja wie ein Gulli!«

»Ich habe mit Olead Baker geredet«, sagte ich. »Sie mußten ihn von den anderen Häftlingen isolieren, weil er verprügelt worden ist; deshalb haben sie ihn in die vordere Gummizelle gesteckt. Und da kann man nur auf dem Boden sitzen, und Sie wissen ja, wie es dort riecht.«

»Ich würde da lieber stehen«, sagte Gary Hollister voller Inbrunst. »Mein Kopf ist so zu von der Grippe, daß ich überhaupt nichts rieche, aber das stinkt sogar mir. Nimm dein eigenes Auto zu Blackburns Haus; mit dir fahre ich garantiert nicht.«

»Ich wollte sowieso mein eigenes Auto nehmen«, antwortete ich so würdevoll, wie es nur ging, denn mir war durchaus bewußt, daß ich in der Tat nach Gulli roch.

Blackburn freute sich keineswegs, uns zu sehen, als er nach Hause kam. Er sagte uns, er werde seinen Anwalt anrufen. Captain Millner riet ihm, unbedingt seinen Anwalt zu verständigen, wir würden in der Zwischenzeit schon mal zu suchen anfangen. Blackburn meinte, das dürften wir nicht. Millner sagte: »Dann passen Sie mal gut auf«, und wir schwärmten aus und begannen zu suchen.

Ich weiß nicht, weshalb Blackburn so unruhig war. Wir durchsuchten sein Haus und beide Autos, aber wir fanden kein Geld. Wir fanden auch keine 45er. Wir fanden überhaupt nichts, was ihn mit den beiden Verbrechen in Verbindung brachte.

Etwas allerdings fanden wir, was mich veranlaßte, in Wunschdenken zu verfallen, nämlich eine angebrochene Schachtel mit alten Winchester-Schrotpatronen in roten Papphülsen, ohne dazugehörige Flinte. Schließlich aber setzte sich wieder die Logik durch, denn mir fiel die angebrochene Schachtel 22er Gewehrpatronen in meiner Kommodenschublade ein; sie paßten in eine Übungspistole, die ich schon vor zehn Jahren verkauft habe, und ich rief mir in Erinnerung, daß aber auch gar nichts die beiden Fälle miteinander verband.

Das wäre zu schön gewesen, um wahr zu sein.

Blackburn griente fast höhnisch, als wir gingen.

Wegen irgendwas – ich weiß nicht mehr genau weswegen, es hatte mit einem anderen Fall zu tun, den ich kurz vor Weihnachten abgeschlossen hatte – mußte ich noch einmal kurz im Gefängnis vorbeischauen; davor stand eine Schlange von Leuten, die Häftlinge besuchen wollten.

In der Schlange wartete, in einem kurzen blauen Mantel, auch Becky.

Wir taten so, als sähen wir einander nicht.



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