Ein neues Leben, ein neues Glueck by Miamo Zesi

Autor:Miamo Zesi [Zesi, Miamo]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-03-25T23:00:00+00:00

Geburtstag von Ted

Nach weiteren vier Monaten sitzt Paul zwar immer noch im Rollstuhl, aber er macht Fortschritte, vor allem ist er wieder das Arschloch, das er immer war. Zu meinem Leidwesen, aber es ist halt so. Ted schickt uns eine Einladung zu seinem Geburtstag wie angekündigt und auch seinen Privatjet, damit Paul sich beim Flug nicht schwertut oder eine Ausrede hat, wie ich selbst eher vermute. Ich habe schon vor einigen Tagen einen Brief von meinen Anwälten bekommen. Ich muss nochmals vor Gericht, schon wieder. Sie werden es wohl niemals sein lassen. Warum, verdammt, können sie mich denn nicht in Ruhe lassen und Peter seinen Frieden schenken. Paul wird wenig begeistert reagieren, wenn ich mehrere Wochen fehle. Aber es wird nicht anders gehen. Außerdem kommen Mike und er schon sehr gut alleine zurecht, vielleicht ist es ganz gut, wenn ich gehe.

In Arizona bei Ted angekommen ist es heiß, sehr heiß und Paul und auch mir wird so manches klar, als uns Ted seine Familie vorstellt.

»Das ist meine Frau Lisa, Torben, und ihr Freund Maxwell. Sie sind seit über dreißig Jahren ein Paar.« Hä?, denke ich in meinem Kopf, was ist das jetzt? »Das ist unsere wundervolle Tochter Stacy.« »Hello Stacy.« »Thanks for the nice clothes for the twins.« »Bitte, gern geschehen.« »Das ist mein Schwiegersohn Elban, und das ist mein Lebenspartner William.« »Ich sehe erst kurz zu Ted rüber, dann reiche ich William mit einem festen Händedruck die Hand und sage: »Hallo William.« Ted sagt weiter: »Ich bin schwul, schon sehr lange, aber in den USA ist das etwas heikel. Ich kenne William schon seit der Army. Aber auch ich habe lange Zeit gebraucht, um dazu stehen zu können. Dann war da Stacy und die Firma. Ich bewundere dich, Torben, dass du dich geoutet hast. Das war sehr mutig. Nur unsere engsten Freunde wissen davon und jetzt auch ihr beide. Ich hoffe, dass auch ihr Stillschweigen darüber haltet. Jetzt lasst uns aber feiern.« Paul sieht blass um die Nase aus. Aber ich kümmere mich nicht darum. Irgendwie wird er das schon packen, ich bin ja nicht sein Kindermädchen. Das Grundstück, die parkähnliche Anlage, ist toll. Ich genehmige mir eine kleine Auszeit und wandere umher. Dieser neue Prozess macht mir zu schaffen. Wenn sie mir das Apartment wegnehmen, das Geld, einfach alles, ich würde schon durchkommen, habe ja selber ein Einkommen. Aber ich will diese Wohnung mit der mich so viele schöne Erinnerungen an Peter verbinden nicht kampflos hergeben. Sonst hätte ich das bereits längst getan. Jetzt wieder ein Prozess. Meine Anwälte haben mir gesagt, dass es der letzte sein wird. Aber auch der am schwierigsten zu gewinnende. Er wird in Carolina sein, in der Stadt, in der Peter geboren wurde. In einer Kleinstadt schwul sein, gilt dort als Zugang zur Hölle und ist gleichbedeutend mit Terrorist sein. Der Richter wird genauso ein Schwulenhasser sein wie die Geschworenen. Meine Anwälte haben mir geraten aufzugeben. Aber das werde ich nicht, ich werde das durchziehen. Dann muss ich mir nie den Vorwurf machen, es nicht versucht zu haben, gekämpft zu haben, kann weiter in den Spiegel sehen.

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