Ein kleiner Ritter um halb vier by dtv

Ein kleiner Ritter um halb vier by dtv

Autor:dtv
Die sprache: deu
Format: epub, azw3, mobi
Herausgeber: dtv
veröffentlicht: 2013-01-28T16:00:00+00:00


Es war schon halb zwölf, an diesem Tag drei ohne Mama, als sie endlich bei dem leuchtend roten Obststand ankamen.

Kasimir hatte den halben Weg vor sich hin geschimpft, dass er ohne seine Rosalinde hatte losziehen müssen. Doch Versteck ist Versteck, da hatte Theo drauf bestanden.

Theos Gesicht glühte. Erst die ganze Aufregung zu Hause und nun ging er auch noch einfach so neben Mara die Straße entlang, als wären sie schon ewig beste Freunde. Unterwegs hatte er ihr erzählt, wie Kasimir zu ihm gekommen war, und Mara nickte und staunte und sagte manchmal »Wahnsinn« oder »Glaub ich nicht«. Sogar in Plan B hatte er sie eingeweiht.

Als der Obststand in Sichtweite kam, blieb Kasimir plötzlich schaudernd stehen, rümpfte die Nase und sagte: »Ich rieche den Drachen!«

»Das ist nur der Kanal«, widersprach Theo und deutete auf den Gulli, vor dem der kleine Ritter stand.

»Denkst du«, erwiderte der kleine Ritter und stampfte vorsichtig mit einem Fuß auf den Kanaldeckel. »Ich rieche es deutlich, hier ist was faul! Zum Glück scheint das Gitter haltbar zu sein!«

»Keine Angst«, sagte Mara, »da ist noch nie ein Drache rausgekommen!«

»Ich habe keine Angst«, sagte der kleine Ritter würdevoll und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. »Niemals nicht! Ich mache mir nur Sorgen.«

Mara kicherte. »Dann ist ja gut!«

Am Stand der Obst-Ulla war eine lange Schlange, wie immer am Samstag. Theo sah, wie Kasimir zwischen einige Blumenkübel schlüpfte und ihnen verschwörerisch zuwinkte.

»Dein kleiner Ritter ist absoluter Wahnsinn!«, sagte Mara. »Wenn du ihn nicht mehr willst, kannst du ihn mir geben.«

»Geht nicht«, erwiderte Theo. »Ich brauche ihn noch. Er muss mir helfen, damit ich Papa helfen kann, Mama zurückzuerobern.«

Die dicke Frau vor ihnen kaufte inzwischen den halben Stand leer, und während sie drei Taschen mit Äpfeln, kleinen Kürbissen, Karotten, Gurken und Roter Bete vollstopfte, schaute Theo unruhig zu den Blumenkübeln. Zwischen einigen Töpfen mit Erikakraut konnte er die kleine graue Gestalt erspähen.

»Hallo, Theo«, hörte er schließlich die Obst-Ulla. »Bist du heute allein unterwegs?«

»Nein«, sagte Mara, »ich begleite ihn!«

»Entschuldigung«, sagte Obst-Ulla und lächelte, dass ihr faltiges Gesicht noch faltiger wurde. »Ich wusste nicht, dass ihr zusammengehört.«

Theo wurde rot und aus den Augenwinkeln meinte er wahrzunehmen, dass auch Maras Nase ein klein wenig gerötet war.

»Was braucht ihr denn?«, fragte Obst-Ulla.

»Wir wollten fragen, ob du …« Theo verstummte.

»Ja?«, fragte Obst-Ulla.

»… Drachenkraut hast«, ergänzte Mara.

»Was bitte?« Obst-Ulla beugte sich über die Kür- bisse.

»Drachenkraut«, sagte Mara und Theo nickte. »Genau!«

»Drachenkraut?«, wiederholte Obst-Ulla und legte die Stirn in noch mehr Falten. »Kenn ich nicht. Ob ihr vielleicht etwas falsch verstanden habt? Wer hat euch denn geschickt?«

»Äh … meine Mutter«, sagte Theo schnell.

»Aha. Wie soll das Kraut denn aussehen und wofür nimmt man es her?«, fragte Obst-Ulla.

»Na, es hilft gegen Drachen«, sagte Mara und grinste.

»Pst«, machte Theo.

In diesem Augenblick legten sich zwei kleine Arme von hinten um Theo. »Uaarr! Theo! Wer bin ich?«

»Milli!« Theo fuhr herum.

Milli hüpfte aufgeregt auf und ab. »Wir haben ganz viel Geheimes gekauft!«

Jetzt erschien auch Papa aus dem Nebel. »Nanu, was machst du – was macht ihr denn hier?«

»Wie gut, dass Sie gerade vorbeikommen«, begann Obst-Ulla.



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