Ein halber Mensch by Hubert Haensel

Ein halber Mensch by Hubert Haensel

Autor:Hubert Haensel [Haensel, Hubert ]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: TERRANOVA, Perry Rhodan, Science Fiction
Herausgeber: Pabel-Moewig Verlag GmbH
veröffentlicht: 2006-06-16T01:00:00+00:00


*

In einem schwer zu beschreibenden Zustand dämmerte ich dahin, war mir weder meiner selbst noch der Zeit bewusst, die verstrich. Alles hätte in diesem Zustand mit mir geschehen können. Ich war unfähig für Empfindungen; weder Freude noch Leid, kein Hass oder Verzweiflung; ich spürte nur, dass ich stockend atmete und dass dieses Atmen mich am Leben erhielt.

Mehr gab es nicht.

Ich dämmerte dahin, als gehörte die Welt mir allein, als gäbe es nichts außer dieser Welt. Sie war mein Universum.

Ich existierte.

Ich?

In der Sekunde, als ich mir diese zaghafte Frage stellte, wurde ich wirklich geboren, das war meine Gegenwart. Es gab keine Vergangenheit, keine Erinnerung an eine Zeit vor dem Jetzt. Und die Zukunft war nur ein abstrakter Begriff. Ich würde leben, das war alles, was wollte ich mehr.

Jeder Atemzug schmerzte. Mehr spürte ich nicht von meinem Leib, nicht einmal, als ich versuchte, mich auf eine bewusste Wahrnehmung zu konzentrieren. Ich musste mich bewegen können, musste Wind und Regen auf der Haut spüren und Steine unter den Füßen - nichts von alldem nahm ich wahr.

Mein Atem wurde heftiger. Zugleich registrierte ich den pochenden Herzschlag, sogar das Blut, das durch die Adern pulsierte, aber es verströmte sich im Nichts.

Ein qualvolles Stöhnen. War das meine Stimme? Und dieses plötzliche Zucken, das Verkrampfen der Finger - meine Hand?

Jetzt registrierte ich den Widerstand, auf dem ich lag. Er reagierte auf meine Bewegung, gab unter den Schultern nach, schien sich sogar zu verformen, als ich mich jäh auf die Seite drehen wollte, aber ich vollendete die Bewegung nicht. Meine rechte Körperseite war taub, ohne Empfindung, tot.

In diesem Sekundenbruchteil explodierte meine Erinnerung. Der winzig kleine wohlige Kosmos, der mich schützend umfangen hatte, verging in einem alles vernichtenden Urknall. Ich schrie, wie ich wohl nie zuvor in meinem Leben geschrien hatte, brüllte meine Qual und mein Entsetzen hinaus, bis mir der Atem versiegte, bis ich krampfhaft nach Luft rang und es würgend aus mir hervorbrach.

Mein Magen stülpte sich um, gallebitter tobte es meine Speiseröhre empor, und ich spuckte nur noch, während das Entsetzen vollends von mir Besitz ergriff.

Ich war kein Mensch mehr.

Ein Ungeheuer hatten sie aus mir gemacht, eine monströse, schiefe, zweiköpfige Kreatur. Bislang spürte ich die andere Hälfte nicht, diesen Mor'Daer, einen Söldner des Chaos, aber das änderte nichts daran, dass ich mich vor mir selbst ekelte.

Warum hatten sie mich nicht getötet?

Warum? Der Tod erschien mir in dem Moment wie die Erlösung, das Ende aller Qualen, die wohl erst begonnen hatten.

Vor meinem inneren Auge erschien der Duale Vizekapitän Malikadi, zusammengesetzt aus den beiden humanoiden Zwergengestalten, umgeben von einer drückenden psionischen Ausstrahlung. Und da war Zerberoff, Sinnbild aller Perversion, halb Mor'Daer, halb Ganschkare, ein Monstrum, wie ich es nun ebenfalls war ... Wieder stieg Galle in mir empor, ich würgte, bekam keine Luft mehr.

Ein banales Ende, wenn ich jetzt erstickte, vor allem eines Roi Danton unwürdig.

Eher eine feige Flucht als der heldenhafte Kampf, den ich mir insgeheim stets gewünscht hatte.

Aber ich nehme dich mit, Yrendir! Ohne mich bist auch du ein Nichts...

Etwas berührte mein Gesicht, zwängte sich zwischen meine Lippen.



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