Ein finsteres Geheimnis by J M Dalgliesh

Ein finsteres Geheimnis by J M Dalgliesh

Autor:J M Dalgliesh [Dalgliesh, J M]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Hamilton Press
veröffentlicht: 2022-02-15T22:00:00+00:00


KAPITEL ACHTZEHN

Peter Barnard war erst vor kurzem Vierzig geworden, sah aber zehn Jahre älter aus. Vielleicht lag es an den dünnen, blonden Haaren und der bereits recht hohen Stirn, der hageren Figur und dem ausgezehrten Gesicht mit hervorstechenden Wangenknochen, dass er so viel älter wirkte. Die Anzugjacke war Massenware, die billige und miserable Kopie eines Tweed-Blazers, und saß schlecht. Cassandra Knight, die noch schnell geduscht und sich frische Kleidung angezogen hatte, atmete so unauffällig und tief wie möglich den Kaffeeduft ein, um den Geruch, der auf Barnards Geschäftsgelände geherrscht hatte, aus der Nase zu bekommen. Es funktionierte nicht. Der Gestank nach verdorbenem Fleisch war so hartnäckig wie der einer drei Tage alten Leiche. Glücklicherweise war es November und nicht August, sonst wäre er noch viel schlimmer gewesen.

„Also, fangen wir noch einmal von vorne an, ja?“, sagte die DS lächelnd. Hier im Befragungsraum des Reviers wirkte Barnard auf einmal nervös. Er hatte auch allen Grund dazu. „Was haben Sie mit David Fysh zu tun?“

Barnard rutschte hin und her. Als DS Knight und DC Collet ihn an diesem Morgen bei der Arbeit aufgesucht hatten, hatte er abgestritten, David Fysh zu kennen. Collet, der neben der DS saß, öffnete einen Ordner und gab ihr einige Fotos, die auf A4 vergrößert worden waren. Ohne Barnard aus den Augen zu lassen, legte sie die Fotos langsam und nebeneinander vor ihn hin. Er wich ihrem Blick nur zu gern aus und betrachtete wortlos jedes einzelne Bild. Als DS Knight das Letzte hinlegte – das vergrößerte Foto eines LKW-Fahrers – tippte sie mit dem Zeigefinger darauf. Wegen der Vergrößerung war es ein wenig pixelig, aber es war eindeutig Peter Barnard zu sehen. Das Muttermal an der linken Wange stach hervor.

„Beliefern Sie öfter mitten in der Nacht Leute, die Sie gar nicht kennen?“, fragte DC Collet. Als Barnard ihn wütend anstarrte, zuckte seine Oberlippe, aber er schwieg weiterhin. Die DS nahm noch ein Bild und legte es über die anderen. Darauf waren Fysh und Barnard zu sehen, wie sie gerade die Hände schüttelten.

„Oder treffen sich in Restaurants, wenn diese geschlossen sind?“, fügte sie hinzu. „Haustierfutter.“

„Was?“

„Sie stellen Haustierfutter her, oder?“, erkundigte sich DS Knight.

„Ja.“

„Herrscht heutzutage in Restaurants eine große Nachfrage nach Tierfutter?“, fragte Cassandra Knight sarkastisch nach. „Kann ich mir nur schwer vorstellen.“

„Ich möchte mein Geschäftsfeld erweitern … in eine neue Branche“, erwiderte Barnard ruhig. „Man wird ja noch seinen Lebensunterhalt verdienen dürfen. Das ist in diesem Land doch noch erlaubt, oder?“

„Vorausgesetzt, es ist legal, dann ja.“

Barnard setzte sich auf und fuchtelte mit dem Finger in ihre Richtung. „Mehr mache ich nicht, ich verdiene meine Brötchen.“

„QualM ist Ihr Unternehmen, nicht wahr?“ Barnard nickte. „Und was genau machen Sie dort?“

Er zuckte mit den Schultern. „Wir haben Verträge mit Tierfutterherstellern, wir produzieren und verpacken die Produkte. Dann werden sie zu Verteilerzentren transportiert, und von dort aus kommen sie in den Handel.“

„Nahrungsmittel beschaffen, zubereiten … verpacken?“, hakte die DS nach. Barnard nickte. „Vermutlich sind die Rohzutaten billiger als bei uns im Supermarkt?“

„Natürlich!“, entrüstete er sich. „Sonst würde eine Dose Hundefutter fünf Mäuse kosten.



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