Ein blendender Spion by John le Carré

Ein blendender Spion by John le Carré

Autor:John le Carré [John le Carré]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783843708562
Herausgeber: Ullstein eBooks
veröffentlicht: 2014-05-21T04:00:00+00:00


10

Und wieder überkam Pym eine zwingende Klarheit, als er den vielen Stimmen in seinem Kopf lauschte. Gott sein, wiederholte er sich, mit liebendem Auge herabblickend auf dieses Kind, das ich war. Seine Fehler lieben und sein Streben und Mitleid haben mit seiner Einfalt.

Wenn es in Pyms Leben überhaupt eine vollkommene Zeit gab, eine Zeit, da alle Versionen seiner selbst geschätzt wurden, ihre Rolle gut spielten und es ihm nie mehr an irgend etwas fehlen sollte, dann waren es seine ersten Semester an der Universität Oxford, die Rick ihm als notwendige Zwischenstation verordnet hatte, ehe er Pym zum Lordoberrichter ernennen lassen und bei den Höchsten im Land plazieren könnte. Die Beziehung zwischen den beiden Kumpeln war nie besser gewesen. Während Pyms letzter einsamer Monate in Bern, nach Axels Verschwinden, hatte ihr Briefwechsel eine dramatische Blüte erlebt. Da Frau Ollinger kaum mit ihm redete, und Herr Ollinger zunehmend von den Problemen Ostermundingens in Anspruch genommen wurde, wanderte Pym allein durch die Straßen der Stadt, so wie zu Anfang. Aber nachts, wenn die Wand neben ihm still blieb, verfaßte er lange und liebevolle Briefe an Belinda und an seinen einzig wahren Anker, Rick. Durch diese Zuwendung beflügelt, gewannen Ricks Antwortbriefe plötzlich an Stil und Wohlstand. Keine besorgten Botschaften vom Rande Englands mehr. Das Papier wurde dicker, blieb so und bekam imponierende Briefköpfe. Zuerst schrieb ihm die Richard T. Pym Endeavour Company aus Cardiff und teilte ihm mit, daß die Wolken des Ungemachs ein für allemal hinweggefegt waren von einer Vorsehung, die ich nur als Spitze bezeichnen kann. Einen Monat später, und die Pym and Partners Property Finance Enterprise in Cheltenham vermeldete, es seien gewisse Vorkehrungen für Pyms Zukunft im Gange, um sicherzustellen, daß es ihm nie an irgend etwas fehlen werde. Unlängst freute sich eine gedruckte Karte von königlicher Eleganz, ihm eröffnen zu können, daß aufgrund einer für alle Parteien günstigen Fusion die Geschäfte obengenannter Firmen fortan vom Pym and Permanent Mutual Property Trust (Nassau) in Park Lane W. geführt würden.

Jack Brotherhood und Wendy spendierten ihm ein Abschiedsfondue auf Spesen, Sandy kam, und Jack gab Pym zwei Flaschen Whisky und hoffte, ihre Pfade würden sich wieder kreuzen. Herr Ollinger begleitete ihn zum Bahnhof, und sie tranken einen letzten Kaffee. Frau Ollinger blieb zu Hause. Elizabeth bediente, aber sie war zerstreut. Sie war um die Mitte rundlich geworden, trug aber keinen Ring. Als der Zug aus dem Bahnhof rollte, warf Pym einen Blick hinunter auf den Zirkus und das Elefantenhaus und einen Bick hinauf zur Universität und ihrer grünen Kuppel, und als er Basel erreicht hatte, wußte er, daß Bern mit Mann und Maus untergegangen war. Axel war illegal. Die Schweizer ermittelten gegen ihn. Glück gehabt, daß ich davongekommen bin. Als er irgendwo südlich von Paris im Korridor stand, entdeckte er Tränen auf seinen Wangen und gelobte, nie wieder Spion zu sein. An der Victoria Station erwartete ihn Mr. Cudlove mit einem neuen Bentley.

»Wie reden wir Sie jetzt an, Sir? Doktor oder Professor?«

»Magnus genügt«, sagte Pym leutselig, während sie einander die Hände schüttelten. »Wie geht’s Ollie?«

Die neue Reichskanzlei an der Park Lane war ein Monument blühender Stabilität.



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