Ein Traum vom Glück: Die Ruhrpott-Saga. Roman (German Edition) by Völler Eva

Ein Traum vom Glück: Die Ruhrpott-Saga. Roman (German Edition) by Völler Eva

Autor:Völler, Eva [Völler, Eva]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Entertainment
veröffentlicht: 2020-03-26T16:00:00+00:00


T E I L 3

Kapitel 15

An einem der darauffolgenden Sonntage machte Stan sein Versprechen wahr und nahm Johannes zu einem wichtigen Fußballspiel mit. Eigentlich war Stan ein glühender Anhänger des SF Katernberg und lobte vor allem seinen Lieblingsspieler Helmut Rahn über den grünen Klee.

Für die Teilnahme an der Endrunde der deutschen Fußballmeisterschaft hatte sich jedoch ein anderer Verein qualifiziert, nämlich der Meister der Oberliga West, Schalke 04. Also fuhren Stan und Johannes an diesem letzten Sonntag im Mai nach Gelsenkirchen zur Glückauf-Kampfbahn, wo Schalke ein Heimspiel gegen die Spielvereinigung Fürth austrug. Es ging dabei mehr oder weniger um die Ehre des Reviers, hatte Stan Johannes erläutert. Nachdem Schalke in der Hinrunde sämtliche Spiele verloren oder unentschieden gespielt hatte, musste der Verein in den noch verbleibenden Gruppenspielen unbedingt siegen, um ins Finale zu gelangen.

Die Stimmung rund um das Stadion war entsprechend aufgeheizt. Die Kassenhäuschen brachen unter dem Ansturm der Besucher fast zusammen. Johannes und Stan hatten ein ganzes Stück laufen müssen, weil die Umgebung von Autos und Mopeds zugeparkt war. Die Tribünen quollen nach dem Einlass bald über vor Zuschauern, an die dreißigtausend Besucher drängten sich auf den Rängen. Fahnen und Bierflaschen wurden geschwenkt und Parolen gebrüllt, als die Mannschaften endlich einliefen. Dann stimmte die Kapelle am Spielfeldrand das Steigerlied an, und es kehrte für einen Moment ehrfürchtige Stille ein, bevor die Zuschauer wie aus einer Kehle laut mitsangen .

Glückauf, Glückauf!

Der Steiger kommt!

Und er hat sein helles Licht bei der Nacht,

und er hat sein helles Licht bei der Nacht,

schon angezünd’t,

schon angezünd’t.

Johannes, der sich bisher nur mäßig für Fußball interessiert hatte, war nach wenigen Spielminuten Feuer und Flamme und ließ sich restlos mitreißen. Genau wie Stan feuerte er die Schalke-Spieler bei jedem Angriff an, und er stieß Flüche aus, wenn der Gegner die Oberhand gewann. Überschäumende Freude erfüllte ihn, als Matzkowski kurz vor der Halbzeitpause einen Elfmeter verwandelte, und als der Verein nach dem Siegtreffer von Kleina in der dreiundachtzigsten Minute mit einem verdienten 2:1 die Partie für sich entschied, war der Jubel groß.

»Ohne Gegentor wäre es besser gewesen«, meinte Stan aufgeräumt auf dem Rückweg zum Auto. Gemeinsam bahnten sie sich einen Weg durch das Gedränge. »Nächste Woche gegen den FC St. Pauli klappt es ja vielleicht. Und in zwei Wochen steht auch noch das Rückspiel gegen Kaiserslautern an. Ist auch wieder hier auf Schalke, da kannst du ja noch mal mitkommen, wenn du willst.«

»Sehr gerne«, sagte Johannes, der sich nicht erinnern konnte, wann er sich das letzte Mal dermaßen für eine Sportveranstaltung begeistert hatte. Früher hatte er hin und wieder mit Freunden auf dem Bolzplatz gekickt, aber sein eigentliches Interesse hatte der Leichtathletik gegolten. In Hannover war er während seiner Schulzeit im Sportverein gewesen und hatte als Zehnkämpfer auch an Wettkämpfen teilgenommen. Auch beim Schwimmen hatte er sich in der Schule hervorgetan und war regelmäßig Stufenbester gewesen. Doch bei einem Fußball-Meisterschaftsspiel war er noch nie gewesen, das war eine ganz neue Erfahrung.

»Du hast dich nach den schlimmen Jahren in Russland wieder gut eingewöhnt, oder?«, fragte Stan angelegentlich während der Rückfahrt nach Essen. »In der letzten Zeit kommst du mir weltoffener und besser gelaunt vor.



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