Ein Tanz mit Drachen by George R. R. Martin

Autor:George R. R. Martin [Martin, George R. R.]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fantasy
ISBN: 3641085187
Herausgeber: Penhaligon Verlag
veröffentlicht: 2012-06-30T22:00:00+00:00

Der eiserne Freier

Die Gram erschien bei Tagesanbruch, allein, und ihre schwarzen Segel hoben sich deutlich vom bleichen rosa Morgenhimmel ab.

Vierundfünfzig, dachte Victarion säuerlich, als man ihn weckte, und sie segelt allein. Im Stillen verfluchte er den Sturmgott für seine Bosheit, und die Wut lag ihm wie ein schwarzer Stein im Magen. Wo sind meine Schiffe?

Von den Schilden war er mit dreiundneunzig Schiffen in See gestochen, die von den hundert geblieben waren, welche einst die Eiserne Flotte gebildet hatten, eine Flotte, die keinem Lord allein gehörte, sondern dem Meersteinstuhl selbst, und die mit Kapitänen und Männern von allen Inseln bemannt waren. Gewiss, die Schiffe waren kleiner als die riesigen Kriegsdromonen der Grünen Lande, aber sie waren dreimal so groß wie ein gewöhnliches Langschiff, hatten tiefe Rümpfe und harte Rammböcke und konnten es wagen, sich mit der Flotte des Königs in der Schlacht zu messen.

Nach der langen Reise entlang der öden, kargen Küste von Dorne mit ihren Untiefen und Strudeln hatten sie auf den Stepstones Vorräte und Wild und frisches Wasser an Bord genommen. Dort hatte die Eiserner Sieg ein fettes Handelsschiff gekapert, die große Kogge Edle Dame, die über Gulltown, Duskendale und King’s Landing nach Oldtown unterwegs war und gesalzenen Dorsch, Waltran und eingelegten Hering geladen hatte. Die Lebensmittel waren eine willkommene Ergänzung ihrer Vorräte. Fünf weitere Schiffe waren ihnen bereits in der Redwynestraße und entlang der dornischen Küste in die Hände gefallen: drei Koggen, eine Galeasse und eine Galeere. Insgesamt waren es also neunundneunzig Schiffe gewesen.

Neunundneunzig Schiffe waren von den Stepstones aus in drei stolzen Flotten aufgebrochen und hatten Befehl, sich an der Südspitze der Zederninsel wieder zu vereinen. Vierundfünfzig waren inzwischen auf der anderen Seite der Welt angekommen. Zweiundzwanzig von Victarions Anteil an der Flotte waren inzwischen eingetrudelt, jeweils zu dritt oder zu viert, manchmal auch allein; vierzehn aus dem Drittel von Ralf dem Hinker; und nur neun von denen, die mit dem Roten Ralf Stonehouse gesegelt waren. Der Rote Ralf selbst gehörte zu den Vermissten. Zu der Zahl der Schiffe aus der eigenen Flotte hatten sich neun gekaperte gesellt, und die Summe ergab vierundfünfzig … aber bei den Beuteschiffen handelte es sich um Koggen und Fischerboote, Händler und Sklavenjäger, nicht um Kriegsschiffe. In der Schlacht wären sie ein schlechter Ersatz für die verlorenen Schiffe der Eisernen Flotte.

Als letztes Schiff war bislang die Jungfrauentod vor drei Tagen eingetroffen. Am Tag zuvor waren drei Schiffe gemeinsam aus dem Süden angekommen: die von ihm erbeutete Edle Dame, die zwischen der Rabenfresser und der Eiserner Kuss dahindümpelte. Doch am Tag davor und dem vorangegangenen war niemand gekommen, und davor nur die Kopflose Jeyne und die Furcht. Vorausgegangen waren zwei Tage mit leerer See und wolkenlosem Himmel nach der Ankunft von Ralf dem Hinker mit den Resten seines Geschwaders. Die Lord Quellon, die Weiße Witwe, die Klagelied, die Leid, die Leviathan, die Eiserne Dame, die Schnitterwind und die Streithammer sowie weitere sechs Schiffe, von denen allerdings zwei im Sturm so schwer beschädigt worden waren, dass sie geschleppt werden mussten.

»Stürme«, hatte Ralf der Hinker gemurmelt, als er bei Victarion angekrochen kam.

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