Ein Sommernachtstraum by William Shakespeare
Autor:William Shakespeare
Die sprache: de
Format: mobi, azw3, epub
Herausgeber: buecher de
veröffentlicht: 2009-10-08T06:03:32+00:00
Vierter Aufzug
Erste Szene
Der Wald Titania und Zettel mit einem Gefolge von Elfen
Oberon im Hintergrunde, ungesehen
Titania.
Komm, laß uns hier auf Blumenbetten kosen!
Beut, Holder, mir die zarte Wange dar:
Den glatten Kopf besteck ich dir mit Rosen
Und küsse dir dein schönes Ohrenpaar.
Zettel.
Wo ist Bohnenblüte?
Bohnenblüte.
Hier.
Zettel.
Kratz mir den Kopf, Bohnenblüte. - Wo ist Musje Spinnweb?
Spinnweb.
Hier.
Zettel.
Musje Spinnweb, lieber Musje, kriegen Sie Ihre Waffen zurhand und schlagen Sie mir eine rotbeinige Biene auf einem Distelkopfe tot, und, lieber Musje, bringen Sie mir den Honigbeutel. Tummeln Sie sich nicht allzusehr bei dieser Verrichtung, Musje; und, lieber Musje, haben Sie acht, daß der Honigbeutel nicht entzwei geht; es würde mir leid tun, Signor, wenn Sie sich mit einem Honigbeutel beschütteten. Wo ist Musje Senfsamen?
Senfsamen.
Hier.
Zettel.
Geben Sie die Pfote, Musje Senfsamen; ich bitte Sie, lassen Sie die Reverenzen, lieber Musje.
Senfsamen.
Was befehlen Sie?
Zettel.
Nichts, lieber Musje, als daß Sie dem Kavalier Bohnenblüte kratzen helfen. Ich muß zum Balbier, Musje; denn mir ist, als wär ich gewaltig haarig ums Gesicht herum, und ich bin ein so zärtlicher Esel: wenn mein Haar mich nur ein bißchen kitzelt, gleich muß ich kratzen.
Titania.
Willst du Musik vernehmen, süßer Freund?
Zettel.
Ich hab ein räsonabel gutes Ohr für Musik; spielt mir ein Stück auf der Maultrommel.
Titania.
Sag, süßer Freund, was hast du Lust zu essen?
Zettel.
Ja, meiner Seel! Eine Krippe voll Futter. Ich könnte auch guten, trocknen Hafer käuen. Mir ist, als hätte ich großen Appetit nach einem Bunde Heu; gutes Heu, süßes Heu hat seinesgleichen auf der Welt nicht.
Titania.
Ich hab 'nen dreisten Elfen, der nach Nüssen
Im Magazin des Eichhorns suchen soll.
Zettel.
Ich hätte lieber ein oder zwei Hand voll trockner Erbsen. Aber ich bitt Euch, laßt keinen von Euren Leuten mich stören. Es kommt mir eine Exposition zum Schlaf an.
Titania.
Schlaf du! Dich soll indes mein Arm umwinden.
Ihr Elfen, weg! Nach allen Seiten fort! -
So lind umflicht mit süßen Blütenranken
Das Geißblatt; so umzingelt, weiblich zart,
Das Efeu seines Ulmbaums rauhe Finger:
Wie ich dich liebe! wie ich dich vergöttre! (Sie schlafen ein.)
Oberon tritt vor. Droll kommt.
Oberon.
Willkommen, Droll! Siehst du dies süße Schauspiel?
Jetzt fängt mich doch ihr Wahnsinn an zu dauern.
Denn da ich eben im Gebüsch sie traf,
Wie sie für diesen Tropf nach Düften suchte,
Da schalt ich sie und ließ sie zornig an.
Sie hatt ihm die behaarten Schläf' umwunden
Mit einem frischen, würzgen Blumenkranz.
Derselbe Tau, der sonst wie runde Perlen
Des Morgenlandes an den Knospen schwoll,
Stand in der zarten Blümchen Augen jetzt,
Wie Tränen, trauernd über eigne Schmach.
Als ich sie nach Gefallen ausgeschmält
Und sie voll Demut und Geduld mich bat,
Da fordert ich von ihr das Wechselkind;
Sie gab's mir gleich und sandte ihren Elfen
Zu meiner Laub' im Feenland mit ihm.
Nun, da der Knabe mein ist, sei ihr Auge
Von dieser häßlichen Verblendung frei.
Du, lieber Droll, nimm diese fremde Larve
Vom Kopfe des Gesellen aus Athen;
Auf daß er mit den andern hier, erwachend,
Sich wieder heimbegebe nach Athen,
Und alle der Geschichten dieser Nacht
Nur wie der Launen eines Traums gedenken.
Doch lös ich erst die Elfenkönigin:
(Er berührt ihre Augen mit einem Kraut.)
Sei, als wäre nichts geschehn!
Sieh, wie du zuvor gesehn!
So besiegt zu hohem Ruhme
Cynthias Knospe Amors Blume.
Nun, holde Königin! wach auf, Titania!
Titania.
Mein Oberon, was für Gesicht' ich sah!
Mir schien, ein Esel hielt mein Herz gefangen.
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