Ein Nachbar zum Fruehstueck by Elaine Winter

Ein Nachbar zum Fruehstueck by Elaine Winter

Autor:Elaine Winter [Winter, Elaine]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9787373380427
Google: ynO1tgAACAAJ
Barnesnoble:
Herausgeber: Cora-Verlag
veröffentlicht: 2006-08-14T22:00:00+00:00


7. KAPITEL

Am nächsten Morgen verließ Jolanthe gegen acht Uhr das Haus. Zum ersten Mal seit Tagen hatte sie ruhig und entspannt geschlafen und anschließend gefrühstückt, ohne jeden Bissen appetitlos herunterzuwürgen. Ihre heitere Stimmung sollte allerdings nicht lange anhalten.

In dem Moment, in dem sie die Haustür hinter sich ins Schloss zog, fiel ihr ein, dass sie ihr Handy vergessen hatte, und sie verließ grundsätzlich nicht ohne Handy das Haus.

Während sie in ihrer Tasche nach dem Hausschlüssel suchte, hielt mit quietschenden Reifen ein Sportwagen am Straßenrand, eine Frau sprang aus dem Auto, zupfte ihren kurzen Rock zurecht, strich sich mit der Hand über den Kurzhaarschnitt, dem man selbst aus der Entfernung ansah, dass er ein kleines Vermögen gekostet haben musste, und stürmte dann, so rasch es die hohen Absätze zuließen, auf die Haustür zu. Sie würdigte Jolanthe keines Blickes, sondern studierte kurz die Namensschilder, um dann energisch einen der Klingelknöpfe zu drücken.

Jolanthe spürte, wie sich in ihrem Magen eine Faust zusammenballte. Sie wühlte nur noch ziellos in ihrer Tasche herum, während sie aus den Augenwinkeln die schwarzhaarige Frau beobachtete, die ungeduldig mit der Fußspitze auf den Boden tippte.

Endlich surrte der Türöffner. Die Fremde schob die Haustür auf und klapperte auf ihren Zehn-Zentimeter-Absätzen an den Briefkästen vorbei und die Treppe hinauf.

Jolanthe folgte ihr langsamer. Sie wollte keinesfalls mit dieser Frau gemeinsam im zweiten Stock ankommen. Obwohl natürlich auch möglich war, dass Miss High Heels in den dritten Stock wollte. Vielleicht war der achtzigjährige Rentner, der dort oben lebte, ihr Großvater, und sie wollte ihn mit ihrem flotten Outfit ein bisschen aufmuntern. Oder sie war gekommen, um Dackel Lieschen und sein Frauchen zu einem Spaziergang in der freien Natur abzuholen, und hatte einfach nur das falsche Schuhwerk gewählt.

Als das Klappern im zweiten Stock innehielt, blieb Jolanthe auf dem Treppenabsatz stehen und versuchte sich krampfhaft einzureden, dass dies ein äußerst glücklicher Zufall war, der ihr jede Menge weiteren Ärger und einen peinlichen, überflüssigen Abend in der „Sansi-Bar“ ersparte.

Es dauerte eine Weile, bis sie hörte, wie David seine Wohnungstür öffnete.

„Wie schön! Und heute absolut pünktlich“, hörte sie ihn in herzlichem Ton sagen.

Daraufhin lachte die Frau ebenso, wie sie aussah, nämlich auf jene gekünstelte Art, die den meisten Männern gefiel.

„Hahaha!“, ahmte Jolanthe die schwarzhaarige Fremde nach, nachdem oben Davids Wohnungstür ins Schloss gefallen war. Dann stieg sie mit energischen Schritten die letzten Stufen zu ihrer Wohnung hinauf. Wut würgte sie in der Kehle. Vor allem Wut über ihre eigene Dummheit.

„Du bist eine blöde Kuh, Jolanthe Lux!“, beschimpfte sie sich selbst. „Aber damit ist jetzt Schluss!“ Heute Abend würde sie ihm zeigen, dass sie nicht zu den Frauen gehörte, die er benutzen und nach Lust und Laune weinend fortschicken konnte!

In der Mittagspause rief sie Miriam an. „Kannst du mir deinen schwarzen Ledermini leihen? Und dieses knallenge, silberne Top mit dem tiefen Ausschnitt?“

Sekundenlang herrschte am anderen Ende der Leitung irritiertes Schweigen. „Ich denke, so etwas würdest du nie anziehen?“

„Besondere Umstände erfordern besondere Maßnahmen“, verkündete Jolanthe in dumpfem Ton.

„Dich scheint es ja schwer erwischt zu haben“, stellte Miriam trocken fest.



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