Ein Jahr in Cornwall by Sophie Miller
Autor:Sophie Miller [Miller, Sophie]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Diana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2014-03-09T23:00:00+00:00
21
21 Im Osten Englands wurde über Wasserrationierung diskutiert; die großen Wasserreservoirs rund um London meldeten den niedrigsten Pegelstand seit Jahren. Sarah rechnete nach, wann es bei ihnen das letzte Mal richtig geregnet hatte – als sie und John in Lostwithiel gewesen waren. Das lag nun über einen Monat zurück. Sie goss die Goldfruchtpalme und das Zyperngras mit dem Gartenschlauch. Sogar Pflanzen, die nicht so viel Feuchtigkeit brauchten, ließen die Köpfe hängen.
»Wir müssen die Bewässerung anwerfen«, sagte sie zu Elaine. »Das machen wir sonst erst im August.«
»Dieses Jahr ist alles anders.«
Sarah versorgte den Bewässerungscomputer mit einer neuen Batterie, prüfte die Schlauchleitungen und ließ es im Garten künstlich regnen. Bald war die Luft erfüllt von feinen Wassertröpfchen, in denen sich die Sonnenstrahlen brachen, kleine Regenbogen, wohin man schaute.
Sie hatte die Tage genutzt, um sich über archäologische Projekte in der Umgebung zu informieren. Meistens handelte es sich um die Instandhaltung bereits geleisteter Ausgrabungen, die Dokumentation für die Öffentlichkeit, das Erstellen von Informationsmaterial. Ohne konkrete Bewerbung hatte sie sich bei der Archäologischen Gesellschaft nach offenen Stellen erkundigt. Sie waren spärlich, meist Jobs im Archiv, für die man Praktikanten einer erfahrenen Archäologin vorzog. Die Arbeitslosigkeit war in Cornwall ein aktuelles Thema, und auch in ihrem Beruf bekam Sarah das zu spüren. Sie erwog, sich einem Projekt ehrenamtlich zur Verfügung zu stellen – des Geldes wegen tat sie es ja nicht. Die Resonanz war mäßig.
Nach einer halben Stunde schaltete sich der künstliche Regen ab. Sarah half Elaine, die Schmutzwäsche in den Waschkeller zu tragen, danach setzte sie sich an den Schreibtisch. Nach Silberschneiders Besuch hatte sie im Internet zu dem Verein Der Schatz von Bossiney recherchiert, sich aber nicht weiter darum gekümmert. Heute rief sie dort an und erreichte eine ältere Frau namens Cindy, die sich über Sarahs Interesse hörbar freute und bereitwillig Auskunft gab.
»Unser Plan ist es, dem Bauern eine Abfindung anzubieten, damit er die Grabungen auf seinem Grundstück endlich erlaubt.«
»Hat er schon eine Forderung genannt?«
Nachdem Sarah die Summe erfahren hatte, wunderte sie sich über den ungebrochenen Enthusiasmus der Vereinsmitglieder.
»Es ist ein Liebhaberprojekt«, sagte Cindy. »Wir, die den Schatz von Bossiney heben wollen, lassen uns durch solche Schwierigkeiten nicht abschrecken.«
»Wie sieht es mit öffentlichen Geldern aus?«
Cindy wiederholte, was Silberschneider bereits berichtet hatte, dass die Archäologische Gesellschaft eine Unterstützung erst in Betracht ziehen wollte, wenn ein Fund von außergewöhnlichem Umfang gewährleistet war.
»Eines verstehe ich nicht«, sagte Sarah. »Wenn die Spurensuche bisher unmöglich war, woher nehmen Sie die Zuversicht, dass in Bossiney wirklich etwas liegt?«
»Von den Zeichnungen in Boterel Quoit. Dort ist die Siedlung vermerkt.«
»Boterel? Sie meinen das Portalgrab aus dem zweiten vorchristlichen Jahrhundert, die Felsenzeichnungen?«
»Genau.« Lebhaft berichtete Cindy, dass die Zeichnungen eine Siedlung in unmittelbarer Nähe vermerkten. Die Berechnungen mehrerer Fachleute hätten als Standort den Bauernhof ergeben.
»Könnten Sie Hilfe gebrauchen?«, fragte Sarah spontan.
»Wir nehmen jede Hilfe, die wir kriegen können.«
Sie sprachen eine halbe Stunde miteinander. Hinterher war Sarah ernüchtert von den Schwierigkeiten, doch zugleich angespornt. Erich hatte sie richtig eingeschätzt: Ein Berg Arbeit wartete auf denjenigen, der die Schatzsuche in Bossiney in Angriff nehmen würde.
Am Freitagabend kam Russell nach Hause.
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