Ein Haus in Cornwall by Willett Marcia

Ein Haus in Cornwall by Willett Marcia

Autor:Willett, Marcia [Willett, Marcia]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Lübbe
veröffentlicht: 2014-07-13T22:00:00+00:00


22

Im Lehrerzimmer, kurz nach der Pause, bemerkte Patrick die Anzeige. Die Zeitung lag aufgeschlagen da, und die Überschrift fiel ihm ins Auge. »Eignen Sie sich als Arche-Assistent?«, hieß es da. Von Arche, einem Verband, der sich um Menschen mit Behinderungen und Lernschwierigkeiten kümmerte, hatte er schon gehört. Möglicherweise hatte Mary ihm davon erzählt. Er überflog den Text. »Als Arche-Assistent benötigen Sie keine besonderen Qualifikationen, nur ein Mindestalter von 18 Jahren ist erforderlich ... Andere entscheiden sich für Arche, weil sie beruflich neue Wege gehen wollen. Für viele ist dieser Beruf so erfüllend, dass sie ihm lange Jahre treu bleiben.« Er erinnerte sich, dass er über Jean Vanier gelesen hatte, einen ehemaligen Marineoffizier, der später an der Universität Toronto Philosophie lehrte und eine viel versprechende Karriere aufgegeben hatte, um den von der Gesellschaft Ausgegrenzten zu helfen. Er hatte ein kleines Haus gekauft und zwei Behinderte aufgenommen – der Anfang einer großartigen weltweiten Bewegung.

Mit der Zeitung in der Hand stand Patrick da, und allmählich reifte eine Idee in seinem Kopf. Da ging hinter ihm die Tür auf, und Mary trat ein.

»Oh«, sagte sie überrascht. Offenbar hatte sie nicht erwartet, hier jemanden vorzufinden. »Hallo. Ich habe meine Zeitung liegen lassen. Ach, ja. Die ist es. Hast du sie gerade gelesen?«

Patrick sah sie an. Ihr gereizter Ton stimmte ihn traurig, aber gleichzeitig erstaunte ihn seine Gleichgültigkeit. Diese eigenartige Depression, die alle Gefühle erstickte, war eine merkwürdige Sache. Er lächelte Mary an und tastete in seiner Jackentasche nach seinem Füller und seinem Kalender.

»Ist es dir recht, wenn ich mir rasch eine Nummer notiere?«, fragte er, legte den Kalender auf den Tisch und strich die Zeitung glatt. »Ist gleich erledigt. Nur eine Anzeige, die mir aufgefallen ist.«

»Reiß sie raus«, entgegnete sie beinahe ungeduldig, plötzlich mehr an ihm als an der Zeitung interessiert.

»Danke. Das mache ich. Es ist nur die Ecke hier oben. Wie geht’s Stuart?«

»Gut. Alles in Ordnung ... du weißt ja.« Sie klang nervös. »Er macht Fortschritte.«

»Das ist schön. Großartig.«

In diesem Ton hätte Patrick sich auch mit einer entfernten Bekannten unterhalten können. Anscheinend war ihm diese Anzeige wichtiger als sie oder Stuart, und plötzlich fühlte sich Mary unvernünftigerweise gekränkt.

»So besonders scheint dich das ja nicht zu interessieren.«

Er sah überrascht zu ihr auf und faltete die Anzeige zusammen, sodass sie in den Kalender passte. Sie biss sich auf die Lippen und ärgerte sich über sich selbst.

»Ich hatte den Eindruck, es ist dir lieber, wenn ich mein Interesse für mich behalte.«

Er war nicht eingeschnappt, spielte nicht den Märtyrer, sondern wirkte nur amüsiert, und das ärgerte sie noch mehr. Hätte er auch nur ein Fünkchen Hoffnung gezeigt und angedeutet, dass er sie brauchte, dann hätte sie ihm rasch klar gemacht, dass er auf dem falschen Dampfer war. Aber nun packte sie das unverzeihliche Verlangen, ihre Macht unter Beweis zu stellen. Sie dachte daran, wie er sie begehrt hatte, und dieses Gefühl wollte sie noch einmal auskosten.

»Mir war nicht klar, dass du deine Empfindungen so mühelos abschalten kannst.«

»Abschalten?«

Sie zuckte die Schultern. »Dass du uns vergisst. Dass dir alles gleichgültig ist.



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