Ein Ende hat einen Anfang by Sage Marlowe

Ein Ende hat einen Anfang by Sage Marlowe

Autor:Sage Marlowe [Marlowe, Sage]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Me and the Muse Publishing
veröffentlicht: 2014-09-02T22:00:00+00:00


* * * *

Sie machten sich in ihrem Zimmer frisch, das klein und funktional, aber peinlichst sauber war, dann gingen sie wieder nach unten zum Abendessen. Genau wie alles andere, war auch der Speisesaal des Hotels recht klein—Julian zählte nicht mehr als fünf Tische, aber es hatte genau die freundliche und persönliche Atmosphäre, die zwei müden, angespannten Männern gut tat. Sie ließen sich in nicht zueinander passende Holzstühle sinken, die durchaus schon existiert haben könnten, als Napoleon noch am Leben gewesen war.

Die Empfangsdame, die offensichtlich auch als Kellnerin fungierte, eilte mit einer Flasche Wein, einem Krug Wasser und mehreren Gläsern herbei. Sie schenkte die Getränke ein und zündete sogar die Kerze auf dem Tisch mit einem sehr warmen, einladenden Lächeln auf ihrem Gesicht an.

Julian lehnte sich in seinem Stuhl zurück, eingelullt von gallischer Gastfreundschaft, mehreren kleinen Lampen, und dem Duft von Bienenwachs und einer exquisiten Küche.

„Wenn das Essen nur halb so gut ist, wie ich mich an diesem Ort fühle, steht uns ein echter Genuss bevor“, bemerkte er und widerstand dem Drang, die Augen zu schließen und sich einfach der Atmosphäre hinzugeben.

„Ich weiß, was du meinst“, antwortete Romeo. „Scheint, wir hatten Glück mit der Wahl unseres Hotels.“

„Du bist noch nie hier gewesen?“

„Nö. Warum sollte ich?“

„Na ja, du bist in der Schweiz zur Schule gegangen. Dieses Dorf liegt in der Nähe der Grenze. Laut unserem Navi ist die Route, die wir genommen haben, die schnellste Verbindung.“

„Stimmt, aber du scheinst zu vergessen, dass ich nicht in Paris gelebt habe, als ich in der Schweiz zur Schule ging. Tatsächlich hatte ich schon seit ein paar Jahren nicht mehr dort gewohnt.“

„Und du bist in den letzten fünf Jahren nie zurückgekehrt?“

Romeos Lächeln war von dem leicht amüsierten Ausdruck begleitet, der Julian sagte, dass er auf dem richtigen Weg war, aber er entkam einer Antwort, da die Kellnerin wieder erschien. Sie brachte einen Korb mit Brot und zwei Schüsseln mit dampfender Suppe, die Julian das Wasser im Mund zusammen laufen und seinen Magen wütend knurren ließ.

Sie sagte etwas auf Französisch zu Romeo, der nickte und sich bei ihr bedankte, dann fügte sie hinzu: „Bon appétit“, und überließ sie ihrer Mahlzeit.

„Sie sagte, es ist sehr heiß, also sei vorsichtig“, erklärte Romeo und hob sein Weinglas. Er schwenkte die dunkelrote Flüssigkeit darin, schnupperte bedächtig und nahm dann einen Schluck. Julian beobachtete ihn, wie üblich amüsiert, fasziniert und ein wenig erregt von Romeos eleganten Bewegungen und weltgewandtem Benehmen.

„Ist er einigermaßen gut?“, fragte er, als Romeo das Glas wieder auf den Tisch stellte.

„Sehr.“

„Also nicht in der Region angebaut?“Julian kostete seinen Wein. Romeo hatte recht, er war gut. Und stark. Sie würden es langsam angehen müssen.

„Oh, doch, das ist er.“ Romeo rührte seine Suppe und hob den Löffel an, um das Abkühlen zu beschleunigen.

„Was für eine schöne Überraschung.“

Romeo sah auf. „Warum?“

„Nun, wir sind nicht gerade in Bordeaux, stimmt’s?“

„Na und? Herkunft ist keine Garantie für Klasse“, sagte Romeo leise. „Genau so wenig, wie die Abstammung etwas über den Charakter aussagt.“

„Hmm. Und was hat dich am meisten geprägt? Herkunft oder Abstammung?“

Romeo lächelte und hob einen Löffel Suppe an den Mund.



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