Eifel-Krieg by Jacques Berndorf

Eifel-Krieg by Jacques Berndorf

Autor:Jacques Berndorf [Berndorf, Jacques]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: KBV Verlag
veröffentlicht: 2013-11-10T23:00:00+00:00


Mein Zuhause kam mir kalt und abweisend vor. Im Fernsehen beschäftigten sich nahezu alle Sender mit dem sogenannten Jahrhundert-Hochwasser im deutschen Osten. Darüber hinaus nur das übliche Hickhack in der Politik, bei dem alle mitmachten – nur unsere Kanzlerin nicht. Sie besuchte stattdessen das Katastrophengebiet, wo sie eine sehr ernsthafte Miene zeigte.

Dann rief Bodo Lippmann an. Er klang verunsichert, als er sagte: »Jung, hör mal du, ich hatte einen merkwürdigen Besuch. Da kam ein Mann auf den Hof. Ganz normaler bürgerlicher Typ. So um die fünfundvierzig. Hat mich gefragt, was ich über den Eulenhof weiß.«

»Was hast du geantwortet?«, fragte ich.

»Erst mal nichts. Ich habe gesagt, ich weiß nicht viel. Ich habe gesagt, ich hätte den verprügelten Fotografen erlebt und dass mir das reicht. Außerdem, habe ich gesagt, halte ich mich da raus. Ständig über Nachbarn zu reden, die ich eigentlich nicht kenne, wäre auch nicht schön, hab ich gesagt.«

»Hat er gesagt, wie er heißt und woher er kommt?«

»Er hat mir eine Visitenkarte hiergelassen. Da steht Stefan Zorn drauf. Er sagte, er käme vom Innenministerium in Mainz, und er wollte sich mal umhören. Er hätte gehört, die vom Eulenhof wären Neonazis.«

»Innenministerium? Hör mal, da würde ich aber vorsichtig sein.«

»Ich bin ja vorsichtig«, sagte er mit einem Lachen. »Und weißt du, nach wem er mich besonders fragte?«

»Nein, aber du wirst es mir sagen.«

»Nach Paul Henrici, genannt Blue. Ja, habe ich gesagt, der wurde ja erschossen. Das hätte er auch gehört, sagte er. Ob denn Blue jemals auf meinem Hof gewesen sei, wollte er wissen. Nein, habe ich gesagt. Ob ich denn wisse, ob Blue einen Freund auf dem Eulenhof gehabt hat. Ich hab gesagt: ›Das ist aber eine merkwürdige Frage! Wenn der niemals auf meinem Hof war, wie soll ich wissen, ob der einen Freund auf dem Eulenhof gehabt hat. Ich habe ja nicht einmal gewusst, wie dieser Blue ausgesehen hat!‹ Wäre ja nur so eine Frage gewesen, meinte der dann.«

»Das ist wirklich komisch«, sagte ich. »Steht auf der Visitenkarte eine private Adresse?«

»Nein, keine. Da steht nur Stefan Zorn, Berater. Und eine Handynummer. Aber er kommt morgen noch mal wieder, hat hier noch zu tun, hat er gesagt. Nachmittags gegen vier. Kannst du kommen?«

»Das tue ich, Bodo, auf jeden Fall. Danke für die Nachricht! Bis dann.« Ich legte auf.

»Sieh an, das ist der erste Stefan in dem Fall«, sagte ich laut in die Stille meines Hauses. »Stefan, der Berater von Blue. Das wäre ja zu schön.«

Diese Geschichten, die in der Eifel spielten und immer mit dem Elend von Menschen zu tun hatten, machten atemlos. Man hielt einen Moment inne, weil zwei oder drei Stunden nichts zu tun war, und war verstört, weil man nicht weiterrennen musste, weil da eine Lücke war, weil man eigentlich Pause hätte machen können, um irgendetwas in Ruhe zu überlegen oder nach einem Buch zu greifen. Kurzum, es war sehr plötzlich still, aber man dachte ständig: Möglicherweise versäume ich jetzt etwas, möglicherweise passiert da draußen irgendetwas, das ich hautnah mitkriegen sollte. Das war Stress, selbstgemachter Stress.

Da hockte ich



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