Eifel-Filz by Jaques Berndorf

Eifel-Filz by Jaques Berndorf

Autor:Jaques Berndorf [Berndorf, Jaques]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-08-02T13:34:15.625000+00:00


Siebtes Kapitel

Die beiden Beamten des Bundeskriminalamtes erwiesen sich am nächsten Morgen als aufdringlich freundliche junge Männer, die nichts weiter vorhatten, als mich etwa achtmal genau erzählen zu lassen, was geschehen war. Der Jüngere von beiden fluchte wie ein Rohrspatz auf seinen Computerlieferanten, der ihm eindeutig den falschen Laptop geliefert habe. »Ein Scheißding, das bei jedem Furz abstürzt.«

Sie mußten das Protokoll dann tatsächlich handschriftlich aufsetzen, eine ungeheuerliche Arroganz der Realitäten.

Dann bereitete ich meinen Abflug vor, indem ich mich aus dem Bett bewegte und anzog. Brav auf einem Stuhl hockend, erwartete ich den Chefarzt, der mich nach dem Mittagessen mit endlosen väterlichen Ermahnungen entließ. Ich nahm ein Taxi.

Rodenstock hatte das Packpapier an der freien Wand des Gästezimmers total mit Filzschreiber bedeckt. Es gab so seltsame Kürzel wie h. k. M. und l.k. A. v., was ›hat kein Motiv‹ und ›liegt keine Aussage vor‹ hieß. Hinter Udler stand l. w., und Rodenstock erläuterte: »Das heißt, er lügt wahrscheinlich. Wie geht es dir, mein Sohn?«

»Gut. Ich möchte Spaghetti Carbonara. Haben wir sowas?«

Dinah nickte. »Aber besser wäre wahrscheinlich ein Steak. Ich habe den Eisschrank vollgekauft. Aber ich kann doch nicht kochen. Ich habe eben statt Wasser Kaffeepulver in die Espressomaschine geschüttet.«

»Du bist einfach mordgeschädigt«, urteilte Rodenstock sanft. »Ich werde kochen.«

»Du bist meine Rettung«, antwortete sie ernsthaft.

Ich legte mich eine Weile auf mein Bett. Momo und Paul kamen und beklagten sich bitter, daß ich sie so lange alleingelassen hatte. Paul wühlte sich mit sehr hartnäckigen Kopfstößen in meine rechte Achselhöhle, schnurrte eine kurze Weile und war dann eingeschlafen. Momo zupfte an seinem Schwanz, um ihn zu stören, entschied sich aber dann für das Kopfkissen und legte den Kopf dicht neben meinen. Ihre Welt war in Ordnung.

Draußen hatte es zu regnen begonnen. Wir schliefen ein und wurden von Rodenstocks Gebrüll geweckt: »Die Steaks sind zu Braunkohle verarbeitet, die Raubtierfütterung kann beginnen!«

Die ersten zehn Minuten des Essens verliefen schweigend, dann sagte Rodenstock: »Ich würde gern mit einem Menschen sprechen, der in Geld ertrinkt und der mir dieses Durcheinander hier einigermaßen erklären kann.«

»Walburga«, schlug ich vor. »Sie ist eine englische Lady, die es nur zufällig in die Eifel verschlagen hat.«

»Kann sie kommen?«

»Walburga kann nie kommen, zu Walburga muß man pilgern. Ich rufe sie an. Falls sie noch nicht in Chamonix ist.«

Ich rief sie an, und sie zeigte sich gnädig. »Ich muß zwar ein Bridgeturnier vorbereiten, aber zwanzig Minuten habe ich für euch.«

Regen und Nebel beherrschten noch immer das Land und lagen wie ein festes Tuch unverrückbar in einer bestimmten Höhenlage. Als wir auf der Höhe über Dollendorf unter einen klaren Himmel fuhren, sagte Rodenstock: »Das ist schön, das ist wie im Flieger.«

Walburgas Ephebe war nicht da, wahrscheinlich hockte er in der Sauna und pflegte seinen Körper. Sie öffnete uns selbst, was ganz ungewöhnlich war, und sie begrüßte Rodenstock und Dinah mit großer Freundlichkeit. »Kommt herein, die ihr mühselig und beladen seid. Um was geht es? Hat Charlie wieder ein krummes Ding gedreht?«

»Es geht immer noch um den Doppelmord«, erklärte ich.

Wir durften in den Blauen Salon, der deshalb so hieß, weil von Wand zu Wand ein blauer Seidenteppich lag, auf dem wir wie auf Eiern gingen.



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