Effortless by Stephens S.C

Autor:Stephens, S.C.
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Goldmann
veröffentlicht: 2015-07-30T16:00:00+00:00

Kapitel 15

Unerwartet

Kellan und ich verbrachten noch fünf Tage zusammen. Nachdem wir so lange voneinander getrennt gewesen waren, kamen sie mir fast wie fünf Monate vor. Während seines Besuches zeigte ich ihm alles, was meine Heimatstadt so zu bieten hatte: Meine alte Schule, die Straße, auf der alle Kinder aus der Nachbarschaft zusammen gespielt hatten, und das Café, in dem ich während meines letzten Schuljahrs jeden Tag gegessen hatte. Kellan benahm sich, als wäre er in Disneyland, und bewunderte die Stätten meiner Kindheit.

Aus irgendeinem Grund vermied ich jedoch Orte, die ich hauptsächlich mit Denny in Verbindung brachte, die in meiner Beziehung zu ihm eine Bedeutung gehabt hatten. Das Restaurant unserer ersten Verabredung, der Espressostand, an dem wir uns fast jeden Morgen vor der Uni getroffen hatten, die Buchhandlung, durch die wir an trägen Sonntagmorgen geschlendert waren.

Obwohl ich Kellan natürlich nicht darauf hinwies, steckte in dieser Stadt so viel von Denny, dass es mir manchmal fast zu viel wurde. Hier waren wir sozusagen zusammen aufgewachsen und ein Stück erwachsen geworden. Nach diesen Spaziergängen mit Kellan musste ich Denny jedes Mal ganz bewusst aus meinen Gedanken vertreiben.

Und ich konnte ja auch später noch mit meinem alten Kumpel sprechen, wenn ich wollte, also konzentrierte ich mich voll und ganz auf meinen Freund, auf den Mann, der mir vor Kurzem einen silbernen Freundschaftsring geschenkt hatte. Vor allem, weil ich nicht sicher war, wann ich ihn nach Ablauf dieser fünf Tage wiedersehen würde.

Und als diese fünf Tage erst einmal verstrichen waren, fühlten sie sich plötzlich nicht mehr wie fünf Monate an, sondern eher wie fünf Sekunden. Auf dem Weg zum Gate wurde mir das Herz ganz schwer. In einer Hinsicht hatte meine Mutter recht gehabt, was unsere Beziehung anging – einfach war sie nicht. Dass Kellan aufbrechen und wieder mit fremden Menschen auf Tour gehen musste, war hart. Das musste man schon ertragen können, und ich wollte ja wirklich stark genug sein. Aber mir war Beständigkeit immer schon wichtig gewesen, und es war einfach nicht vorhersehbar, was in Kellans Leben noch so passieren würde. Im Moment war alles im Fluss, und es lag ein völlig ungewisser Pfad vor ihm, der so wechselhaft war wie das Wetter. Und bei dem Gedanken zog sich mir in der Magengrube alles zusammen.

Als Kellan schließlich losmusste, wandte er sich mir zu, die Tasche über der Schulter. Mit traurigem Blick ließ er seine Stirn an meiner Stirn ruhen. »Kein Lebewohl«, flüsterte er.

Ich nickte und biss mir auf die Lippe, aber meine Augen brannten. »Du wirst mir fehlen.«

Auch er nickte und seufzte leise. »Und du mir noch viel mehr.«

Grinsend schüttelte ich den Kopf. »Nein, so läuft das nicht. Wer verlassen wird, hat es immer schwerer als der, der geht … das ist eine Tatsache.«

Kellan rückte ein wenig von mir ab und umfasste meine Wange mit der Hand. »Aber ich verlasse dich doch nicht. Ich werde dich niemals verlassen.«

Schluckend legte ich meine Hand auf seine. »Ich weiß«, flüsterte ich und hoffte, dass es sich auch hierbei um eine Tatsache handelte.

Kellan sah mich lange forschend an, dann lehnte er sich vor und küsste mich.

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