Edinburghs Hexen: Magieverderben by Anna-Lena Strauß

Edinburghs Hexen: Magieverderben by Anna-Lena Strauß

Autor:Anna-Lena Strauß [Strauß, Anna-Lena]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2022-07-24T23:00:00+00:00


17. Liam

Fultons Worte wiederholten sich wie ein Echo wieder und wieder in Liams Gedanken. Die Vorstellung, dass Enya als junges Mädchen von ihrem Kind getrennt und ganz allein in diese Welt geschickt worden war, hinterließ einen sauren Geschmack in seinem Mund. Doch so schrecklich diese Geschichte war … er kam nicht umhin, über die damit verbundenen Ereignisse zu grübeln. Wenn es wahr war, dass vor allem Verbrecher nach Meala geschickt worden waren, waren die mit Sicherheit nicht zimperlich gewesen. Nicht zu dieser Zeit, nicht in ihrem eigenen Exil ohne Gerichtsbarkeit, nicht gegenüber jemandem, der ebenso abgeschoben worden war. Enyas Status würde sie hier nicht beschützt haben und Liam bezweifelte, dass die anderen sie ohne Weiteres als Herrscherin akzeptiert hatten.

»Wie hat sie es geschafft, das alles unter ihre Kontrolle zu bringen?«, sprach er seine Gedanken aus. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Fünfzehnjährige einen Haufen Schwerverbrecher herumkommandieren kann. Auch dann nicht, wenn sie früher Prinzessin war.«

Fulton zuckte mit den Schultern. »Frag sie doch. Sie wird dir garantiert mit Freuden die ganze Geschichte erzählen, wenn du ihr sagst, dass du ihr nicht zutraust, ihr Geburtsrecht zu erfüllen.«

Beinahe hätte Liam eine Diskussion darüber vom Zaun gebrochen, was er von Geburtsrechten im Allgemeinen und dem zu Herrschen im Besonderen hielt. Aber das erschien selbst ihm nicht mehr glaubhaft, jetzt wo er selbst auf diesem Recht bestanden hatte und sich mit aller Kraft daran klammerte, weil es seinem Leben einen Sinn gab. Stattdessen holte er tief Luft und wandte sich wieder dem Fenster zu. Es war Zeitverschwendung, sich mit dem Einzigen zu streiten, dem er hier einigermaßen vertrauen konnte. Obwohl er noch immer davon überzeugt war, dass Fulton ihn bezüglich seiner Motivation, hierherzukommen, belogen hatte, verfolgten sie immerhin das gleiche Ziel: So bald wie möglich zurück nach Edinburgh kommen.

Draußen war es inzwischen so dunkel, dass Liam erleuchtete Fenster zwischen den Ästen des Baums ausmachen konnte. Kleine funkelnde Punkte flogen zwischen ihnen hin und her. Liam überlegte, ob es hier Glühwürmchen gab oder ob diese Wesen ähnlich wie die Lichtbisons etwas vollkommen anderes waren.

Und ich weiß immer noch nicht, wie der Lichtbison von hier nach Edinburgh gekommen ist. Seit seiner Ankunft hier waren so viele Dinge geschehen, dass er nicht mehr dazu gekommen war, über diesen Umstand nachzudenken. Es kam ihm nach wie vor merkwürdig vor, dass er einem dieser sonderbaren Wesen sowohl in Edinburgh als auch hier begegnet war. »Können nur Hexen Portale benutzen oder auch Tiere?«

Fulton runzelte die Stirn. »Was? Mehr Kontext bitte.«

»Erkläre ich dir, wenn du mir die Frage beantwortet hast«, antwortete Liam. »Es ist wichtig.«

»Um ein Portal nutzen zu können, muss man Magie beherrschen. Tiere haben keinen Zugriff auf Magie.«

Einer der leuchtenden Punkte flog so dicht an das Fenster heran, dass Liam schillernde Flügelpaare erkennen konnte. Er hatte noch nie ein Glühwürmchen aus der Nähe gesehen, aber er war sicher, dass die nicht so groß wie eine Mandarine waren. »Und wenn doch? Wenn es Tiere gäbe, die genauso selbstverständlich Magie nutzen wie wir: Könnten die durch ein Portal gehen?«

Fulton dachte schweigend nach.



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