Echos der Vergangenheit: Roman (German Edition) by Mark Barnes

Echos der Vergangenheit: Roman (German Edition) by Mark Barnes

Autor:Mark Barnes [Barnes, Mark]
Die sprache: deu
Format: azw3, epub, mobi
Herausgeber: E-Books der Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2014-04-20T22:00:00+00:00


Kapitel 16

»Die Sēq lehren, dass es weder ein Gestern noch ein Morgen gibt. Wir haben nur diesen Augenblick, um etwas bewegen zu können.« Marak-ban, Sēq-Ritter des Sussain, im 345. Jahr der Shrīanischen Föderation

321. Tag im 495. Jahr der Shrīanischen Föderation

»Es ist fast so weit«, murmelte Shar in Indris’ Ohr, »doch ich glaube immer noch, dass dein Vertrauen zu dieser Frau nicht gerechtfertigt ist. Traust du ihr nur deshalb, weil du mit ihr geschlafen hast und du dich deshalb schuldig fühlst?«

»Was ist das denn für eine Frage?«

»Eine gerechtfertigte. Erinnert sie dich an Anj-el-din? Ist das deine Art, etwas festzuhalten, das du verloren hast, weil du dich nicht der Tatsache stellen willst, dass es verschwunden ist?«

»Was?« Indris öffnete die Augen und streckte sich, dann setzte er sich auf der breiten Couch auf. Shar saß neben ihm. Ihr Schwert Tragödie, ein Splitter aus blauem Glas, lag in ihrem Schoß. »Ich kenne Mari kaum. Was hat dich denn auf die Idee gebracht?«

»Ich habe gehört, Avān und Menschen klammern sich manchmal an die Vergangenheit, da Trauer eine zu schwere Bürde ist.«

»Ich trauere immer noch um … Mari gleicht Anj überhaupt nicht. Die beiden sind so verschieden wie …«

»Avān und Seethe?«

»Ich wollte sagen Berge und Sturm.« Einen Moment lang war er still, während er mit seinem Gewissen rang. »Shar … was ist, wenn Anj immer noch irgendwo da draußen ist? Vielleicht als Gefangene? Oder sie wurde verwundet, und …«

»Hör auf, dich zu quälen.« Sie legte ihm die Hand auf die Schulter. »Wir könnten uns ewig mit der Frage herumschlagen, was wäre wenn. Wir haben nach Anj gesucht, obwohl man uns gesagt hat, sie wäre tot. Wenn sie am Leben ist, dann ist sie an dem Ort, an den das Schicksal sie geführt hat. Doch es scheint, der Ort ist weder hier noch jetzt noch bei dir. Wenn sich daran irgendetwas ändert, wird das Schicksal es dich zweifellos wissen lassen.«

Ihre Worte trösteten ihn ein wenig, brachten seine Schuldgefühle aber nicht zur Ruhe. Indris sah sich im Zimmer um. Ekko saß mit gekreuzten Beinen auf einem alten Teppich und fädelte neue Litzen in seine Rüstung. Ein Häufchen aus blauen und goldenen Schnüren und Verzierungen lag neben ihm. Er hatte alles entfernt, was ihn als Gefolgsmann der Näsarat entlarven konnte. Hayden saß mit dem Gesicht zur Tür, das Sturmgewehr in der Armbeuge.

»Straßen und Flüsse fließen dahin, geschmückt mit den Blumen des Sommers. Gesichtslos sind sie, die vielen, und werden bald eins«, sagte Omen mit seiner Kahiflötenstimme. Der Geisterritter stand bewegungslos am Fenster, und die Spitze seines antiken Schwerts ragte aus der Umhüllung nahe seinem Knöchel. »Ich bezweifle, dass man uns bemerken wird.«

»Kannst du nicht einmal normal reden?«, beschwerte sich Hayden gutmütig.

»Vielleicht tue ich das ja, und du bist derjenige, der seltsam spricht?«, erwiderte Omen.

Die Uhr an der Wand war irgendwann vor Jahren zur halben Stunde stehen geblieben, der Stundenzeiger schon lange verschwunden. Das Licht beleuchtete feine Staubpartikel, die sternenhell und leise dahintrieben. Der Lärm von Sägen und Hämmern wurde durch die Luft herangetragen, ebenso wie die Stimmen der Arbeiter, der fliegenden Händler, Hafenarbeiter, Seefahrer und Piloten.



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