Eberhofer, Zefix!: Geschichten vom Franzl (German Edition) by Rita Falk

Eberhofer, Zefix!: Geschichten vom Franzl (German Edition) by Rita Falk

Autor:Rita Falk [Falk, Rita]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783423435048
Herausgeber: dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
veröffentlicht: 2018-09-20T22:00:00+00:00


»Herr von Gröben«, sag ich wieder einmal gleich beim Eintreten in sein Krankenzimmer, und offenkundig scheint ihn das inzwischen zu freuen.

»Schön, dass Sie langsam Vernunft annehmen, mein Freund«, lächelt er dieses Mal nämlich milde und deutet mit dem Kopf Richtung Stuhl. Den zieh ich also hervor und setze mich zu ihm. »Verraten Sie mir nun auch Ihren Namen?«

»Eberhofer. Franz Eberhofer«, sag ich und kann gar nicht glauben, was ich da sag.

»Fein, Herr Eberhofer«, sagt er, und das klingt nun so was von seltsam, dass ich richtig laut auflachen muss.

»Sie driften mir nun aber nicht schon wieder ins Alberne ab?«, fragt er mit einem mahnenden Unterton. So reiß ich mich also zusammen und schüttle kleinlaut den Kopf. Heute hab ich ein paar Semmeln dabei. Mit frischen, kalten Fleischpflanzerln von der Oma, weil die der Rudi immer geliebt hat wie sonst kaum was auf dieser Welt.

»Herr, hähä. Also … Herr von Gröben«, sag ich, muss mich kurz räuspern und hol mir dabei eine der Fleischpflanzerlsemmeln aus der Tupperbox. »Ihre Familie, also praktisch Ihre Frau und die vier prachtvollen Kinder, waren die inzwischen eigentlich schon zu Besuch hier?«

»Nein, Gott bewahre! Wo denken Sie hin«, entgegnet er, während er krampfhaft versucht, ein wenig in die Vertikale zu kommen, was freilich zum Scheitern verurteilt ist. Dabei schielt er ausgesprochen neugierig zu meiner kleinen Brotzeit rüber. »Was haben Sie denn da?«

»Mei, bloß ein paar Fleischplanzerl von der Oma«, schmatz ich kauenderweise. »Aber die sind echt göttlich!«

»Aha«, sagt er und leckt sich den Mund.

»Wollen S’ vielleicht einmal beißen?«, frag ich und halt ihm meine Semmel entgegen. Und schau ihm dabei direkt in seine gierigen Augen rein.

Ein Herr von Gröben würde hier dankend ablehnen.

Ein Birkenberger nicht.

Er schüttelt den Kopf.

Schade.

»Danke«, sagt er und sinkt auf sein Kissen zurück. »Obwohl das Essen hier wirklich gelinde gesagt fürchterlich ist.«

»Also mit fürchterlichem Essen, da könntens mich jagen. Da würd ich ja niemals wieder gesund werden, das könnens mir glauben. Aber wurscht, zurück zu Ihrer Familie, Herr von Gröben. Warum genau kommen denn Ihre Spezl eigentlich nicht?«

»Ach Gott, die wissen doch gar nichts von diesem unsäglichen Unglück hier. Die denken doch alle, ich wäre in Stockholm, verstehen Sie. Meine Frau, herrje, die würde ja glattweg umkommen vor lauter Kummer und Sorge um mich. Sie ist doch so unglaublich sensibel, müssen Sie wissen. Die Kinder und ich, wir sind eben ihr Ein und Alles.«

»Aha. Ihr Ein und Alles, gell. Ja, ja, versteh schon«, nick ich und schnapp mir jetzt die zweite der Semmeln. Er startet einen weiteren Versuch, sich aufzurichten, freilich wieder mehr schlecht als recht.

»Vielleicht doch einen klitzekleinen Happen?«, frag ich hier nach und halt ihm erneut die Semmel unter die Nase.

»Nun gut, meinetwegen«, entgegnet er dieses Mal. »Immerhin ist die ja auch noch nicht angebissen.« Und da seh ich schon, wie was passiert, mit dem Herrn von Gröben.

Er nimmt noch mal einen tiefen Zug durch die Nase, schließt die Augen, und kurz bevor er in die Fleischpflanzerlsemmel reinbeißt, sieht man schon, wie ihm der Zahn trieft. Die Augen öffnet er immer nur



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