Durch drei Welten: Funtasy-Novelle (German Edition) by Fyona A. Hallé
Autor:Fyona A. Hallé [Hallé, Fyona A.]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fantasy
veröffentlicht: 2014-06-11T22:00:00+00:00
Als Andrea erwachte, hatte sie keine Ahnung, ob es Morgen war oder noch Nacht: Im Zimmer war es völlig finster; nur neben ihr blinkte etwas.
„Achtung: Wieviel Uhr?“
„Unklare Anweisung; Kommando präzisieren!“
„Wie spät ist es! Die Tageszeit?“
„2732.“
„Was?“
„Zwei – Sieben – Drei – Zwei!“
Dass die Computerstimme diesmal langsamer und lauter sprach, half Andrea auch nicht weiter. So stemmte sie sich aus dem Bett, griff sich den blinkenden Pen und begab sich ins Wohnzimmer.
Schwachschräge Sonnenstrahlen durchströmten den Raum; Glas, Stein und Stahl erschimmerten selbstzufrieden. Andrea musste erst einige Augen-nicht-blicke blinzeln, ehe sie sich ans Fenster vorwagte. Die Sonne schwebte über dem Blätterdach des Dschungels, und wenn hier gerade die gleiche Jahreszeit herrschte wie daheim, so war es früher Vormittag. Zeit fürs Frühstück; den penetrant blinkenden Pen legte sie fürs erste beiseite.
Nicht unerheblich war Andreas Schrecken, als der Rechner ihren Wunsch nach Kaffee nicht begriff; schließlich diente ihr dieses Getränk seit gut drei Jahren dazu, morgens in Gang zu kommen. Auch so etwas wie Tee schien es nicht zu geben. Dann fand sie jedoch ein Gerät in der Küche, das aussah wie eine Kreuzung aus Kaffeemaschine, Espresso-Apparat und Funkgerät. Mit Rechner-Hilfe glückte es Andrea nach einer Weile, diesem eine Flüssigkeit zu entlocken, die sich ‚Heißgetränk 1’ nannte. Es erwies sich als untrinkbar. Heißgetränk 2 gemahnte an Kakao, Heißgetränk 3 war eine Art Mixtur aus Tee und Kaffee, die immerhin nach Koffein aromatisierte, und Heißgetränk 4 eine undefinierbare süßliche Masse. So blieb Andrea bei Nummer 3; ergänzt wurde dieses durch Obst und ein Etwas, was vage nach Puffreis schmeckte. Hier, dachte Andrea schmunzelnd, hätte keine ihrer Freundinnen Probleme damit, ihr Gewicht zu halten.
Dann war es Zeit, sich umzuziehen. Andrea hatte keine Lust, weiter mit ihrem Abendkleid Aufsehen zu erregen; zudem war es nicht für den Alltag gedacht und eh arg ramponiert. In einer längeren Konversation mit der Rechner-Stimme vermochte sie dieser die Problematik zu vermitteln, nachdem sie vorher in der Wohnung vergeblich nach Textilien gefahndet hatte; alles was sie fand, war ein zweiter Bademantel. Der Rechner geleitete sie schließlich zu einem deckenhohen Spiegel im Flur. Auf die Aufforderung der Synthetik-Stimme hin holte sie ihr Kleid, und als sie sich wieder vor den Spiegel stellte, löste sich dieser mit einem leisen, knappen Knistern auf. Dahinter öffnete sich ein kleiner Wandschrank – leer, mit freien Fächern und unbenutzten Bügeln. Auf einen von diesen hängte Andrea ihr Kleid, aber kaum zog sie die Hand zurück, kehrte der Spiegeln mit kurzem Knacken zurück.
„He, was soll das? Was machst du mit meinem Kleid?“
Inzwischen hatte sich der Rechner auf Andreas eigenwillige Kommunikationsweise eingestellt: „Das Textil wird gereinigt; neues Textil wird bereitgestellt. Bestehen besondere Anforderungen?“
„An- äh, nein; ich glaube nicht.“
„Farbe?“
„Hm ... Gelb und Grün, wenn’s geht?“
Mehr Angaben waren offenbar nicht nötig: Es summte einige Sekunden hinter dem Spiegel, und als sich der Schrank wieder öffnete, war das Kleid weg; dafür lagen zwei Overalls in Grün und Gelb bereit, Slips, Socken und drei Paar Schuhe.
Andrea nahm den Overall, der oben Gelb, unten Grün war – beim zweiten war es umgekehrt –, und sie wählte ein passendes Sockenpaar, die am wenigsten klobigen Schuhe sowie einen bequemen Slip.
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