Durch das Tor zum Himmlischen Frieden (German Edition) by Rendell Ruth

Autor:Rendell, Ruth [Rendell, Ruth]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 9783644528215
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2014-05-01T22:00:00+00:00

«Töte nicht die Wildgänse aus dem Süden,

lass sie nordwärts fliegen.

Und wenn du tötest, dann triff ein Paar,

auf dass nichts die beiden trenne …»

«Woher haben Sie das, Reg?»

Wexford sagte es ihnen. «Ich habe die hiesige Bibliothekarin ersucht, es für mich aufzuspüren. Es ist ein chinesisches Gedicht aus einer Sammlung von T’ang-Versen aus dem 9. Jahrhundert. Der Dichter hieß Shen Hsun, und das Merkwürdige daran ist, dass er und seine Frau von einem Sklaven ermordet wurden.

Wir kommen immer wieder auf China zurück, nicht wahr? Ich habe das Gefühl, und ich hatte es schon kurz nach dem Mord, dass der Schlüssel zu diesem Fall in China liegt.»

«Sie können nicht gut noch einmal hinfahren», sagte der Doktor.

«Nein, aber ich kann zumindest mit den Leuten sprechen, mit denen Adela Knighton quer durch Asien gereist ist. Ich habe sie auch kennengelernt, vergessen Sie das nicht. Es gab da ein paar ziemlich merkwürdige Dinge …»

Er erzählte ihnen von den beiden Männern, die von Irkutsk bis Kweilin kein Wort miteinander gesprochen hatten, und von Wong, der ertrunken war. «Beide Knightons haben in China fotografiert, sie haben ständig ihre Kamera gezückt. Was ist mit den Fotos passiert? Warum sind sie nicht im Album oder liegen in Päckchen im Haus herum? Ich bin immer fester überzeugt, dass wir in China suchen und uns mit dem beschäftigen müssen, was dort passierte. Ich wünschte nur, ich hätte meine Augen besser offen gehalten. Ich konnte natürlich nicht ahnen, was kam, aber normalerweise macht es mir Spaß, Menschen zu beobachten, um zu sehen, wie sie sich verhalten. Aber, verdammt noch mal, ich wurde viel zu sehr von dieser Frau mit den gebundenen Füßen in Anspruch genommen.»

Crocker sah ihn an. «Von was für einer Frau?»

Zögernd berichtete Wexford von seinem Erlebnis. Er hatte oft das Gefühl gehabt, er hätte es schon längst tun sollen, hatte es jedoch nie getan. Wenn die Symptome verschwinden, interessiert sich niemand mehr für die Ursache seiner Krankheit. Crocker, der nicht einmal gelächelt hatte, als Burden über die Ehe sprach, lachte jetzt schallend.

«Was haben Sie gelesen?»

«Okay, ich weiß ja. Ein Buch mit dem Titel ‹Meisterwerke des Übersinnlichen›. Ich habe es nicht zu Ende gelesen.»

«Also für allen Tee in China wollte ich nicht Ihre Phantasie haben.»

«Klar, aber alle Halluzinationen sind Produkte der Phantasie. Das macht sie für denjenigen, der sie hat, nicht weniger real. Glauben Sie, es lag nur an dem Buch und am Schlafmangel?»

«Und daran, dass Sie zu viel Körperflüssigkeit verloren und diesen mörderischen Mao Tai tranken, von dem Sie eine Flasche mitgebracht haben.»

«Beunruhigt brauchen Sie erst zu sein, wenn Sie die Dame über die Kingsbrook-Brücke humpeln sehen», sagte Burden.

Wexford sah ihn ausdruckslos an. «Wir dürfen nicht vergessen, die Möglichkeit eines Racheaktes zu untersuchen», sagte er. «Und da habe ich eine schöne Fleißaufgabe für Sie: Erkunden Sie die momentanen Lebensumstände eines jeden Gauners, gegen den Knighton vor Gericht als Vertreter der Anklage aufgetreten ist. Und zwar rückwirkend bis – sagen wir – fünfzehn Jahre vor seiner Pensionierung. Und damit wir nicht einseitig werden, auch die eines jeden Kriminellen, den er erfolglos verteidigt hat.

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