Du schaffst was du willst by Wolfgang Fasching
Autor:Wolfgang Fasching [Fasching, Wolfgang]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Egoth
veröffentlicht: 2010-10-21T22:00:00+00:00
Meine dritte Race-Across-America-Teilnahme, im Jahr 1998, bleibt mir nicht nur wegen des Schlüsselbeinbruchs in der finalen Phase in Erinnerung. Dieses RAAM ging auch als eines der heißesten in die Geschichtsbücher ein. Es war am dritten Tag, wir durchquerten gerade Texas. Die Temperatur kletterte unaufhaltsam nach oben, auf unerträgliche 53 Grad Celsius. Es war einer der heißesten Sommer, den dieser Bundesstaat je erlebt hat.
Allen Teilnehmern, vor allem aber uns Mitteleuropäern, setzte diese Hitze enorm zu. Der Fahrtwind blies wie ein voll aufgedrehter Fön entgegen, es gab kaum Möglichkeiten zur Abkühlung. Das Reglement lässt auch nur zu, dass mich meine Betreuer viermal pro Stunde je eine Minute versorgen dürfen; also keine Rede von permanenter Abkühlung. Gut, ich versuchte mich mit genügend Wasser frisch zu halten. Dabei besteht aber die Gefahr, dass sich das Wasser durch das permanente Über-den-Kopf-leeren in der Hose sammelt und den Hintern aufscheuert. Diesen Fehler beging ich bei meiner ersten RAAM-Teilnahme 1996, als ich nach 1.200 Kilometern mit offenem Gesäß knapp vor der Aufgabe stand. Unsere Möglichkeiten waren bis auf Eiswürfelverbände um die Armgelenke, die Stirn und den Nacken erschöpft. Ich besann mich auf meine mentale Stärke und legte mir gedanklich einen kühlenden Mantel um, der mich vor der unerträglichen Hitze schützen sollte. Da mir extrem hohe Temperaturen immer schon zu schaffen machten und sogar Angst einflößten, legte ich im Vorfeld des Rennens während meines mentalen Trainings den Fokus auf diesen Umstand. Ich spielte das Hitze-Szenario immer wieder gedanklich durch (Ich spüre die Wärme auf meiner Haut/es ist angenehm warm/das Radfahren macht bei Sonnenschein mehr Spaß) und beeinflusste damit mein Unterbewusstsein positiv. Der mentale Trick funktionierte, binnen kürzester Zeit konnte ich mich wieder aufs Radfahren konzentrieren, mit gewohnt hohem Tempo weiterfahren und baute den Vorsprung auf meine Konkurrenten sogar noch aus. Genau in dieser Situation konnte ich die Macht des Unterbewusstseins spüren und als Wettbewerbsvorteil nutzen! In belastenden Situationen dürfen Sie sich nicht selbst unter Druck setzen. Ich vergleiche das mit eislaufen auf dünnstem Eis: Wenn ich zu viel Druck gebe, breche ich ein. Sie dürfen sich keinem Druck aussetzen, zu viel wollen. Bleiben Sie locker!
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