Du + ich = Allein gegen alle, 3 by Emma M. Green

Du + ich = Allein gegen alle, 3 by Emma M. Green

Autor:Emma M. Green [Green, Emma M.]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Contemporary
ISBN: 9791025710883
Herausgeber: Addictive Publishing
veröffentlicht: 2014-07-23T22:00:00+00:00


4. Alle Möglichkeiten

R-e-i-f-e – das ist das Leitmotiv dieses Monats November. Ich bin jetzt neunzehn Jahre alt und es ist für mich wirklich an der Zeit, meine Stimmungsschwankungen in den Griff zu bekommen: meine Tränen, die zu kullern anfangen, ohne dass ich es will, die Fragen, die sich mir stellen und die ich nicht beantworte, mein Selbstvertrauen, das sich in den unpassendsten Momenten einfach in Luft auflöst, meine diversen Ängste vor allem und jedem, mein Schmollen, das zu lange andauert … Mir selbst mein Leben schwer zu machen, das hat jetzt ein Ende!

Clémentine hat ihre Aufgabe als beste Freundin-Psychiaterin gut gemacht.

Die neue Alma hat Vadim diesen halbverkrachten Geburtstag verziehen – beäugt jedoch Felix immer noch mit Misstrauen … und bei ihm ist es genauso. Die neue Alma hat beschlossen, ihre Energie und ihren Groll in andere Dinge zu stecken – ins Kino, und zwar entsprechend den verständigen Ratschlägen von Mr. Abrams. Seit mehreren Wochen filme ich Vadim immer, wenn ich die Gelegenheit dazu habe. Wenn er meine Kamera mit der Hand wegschiebt, wenn er es akzeptiert, mit mir zu sprechen, wenn er so tut, als wäre ich gar nicht da und selbst dann, wenn er mich gar nicht sieht. Ich filme auch die Orte, die mir wichtig sind: unser Café, unseren Park, unsere Stufe, seinen leeren Stuhl im Hörsaal, sein Apartment und mein Zimmer, die Straßen, in denen wir uns küssen und die Türen, die wir zuschlagen. Nichts entgeht meiner neuen Kamera. Außerdem gehe ich in den Stunden meiner Assistententätigkeit, die zu Privatstunden geworden sind, zu meinem Professor.

Leonard Abrams ist mehr als nur ein Professor. Er ist ein Ratgeber, der meine Filmsequenzen kommentiert und mir hilft, meine Muster auszusortieren; ein Mentor, der mich zu Einstellungen, Bildfolgen und neuen Szenenbildern anregt; ein zweiter Vater, der mich dazu ermutigt, weiterzudrehen. Er liebt meine Sicht der Dinge, meine „Sensibilität ohne Gefühlsduselei“; ich bewundere seinen unbarmherzigen Blick auf meine Arbeit. Ich fühle mich überhaupt nicht mehr unwohl, wenn ich mit ihm im gleichen Raum bin. Ich höre, was er mir rät, ich nehme sein Lob an, ich erlaube ihm, mich zu schütteln, wenn ich nicht mehr weiterkomme.

Und ich lasse ihn reden, wenn er, wie heute, mal einen schlechten Tag hat. Wie jeden zweiten oder dritten Samstag, wenn sein Sohn ihn übers Wochenende besucht und der brillante Künstler sich in einen ohnmächtigen Vater verwandelt.

„Wissen Sie, Alma, unser Leben ist zu vollgestopft“, seufzt er und beugt sich hinunter, um den Kopf seines Bassets zu streicheln, der zu seinen Füßen liegt. „Zu viele Menschen, zu viele unnütze Dinge. Man muss es leeren, um das Wesentliche zu sehen. Sonst verschwindet das Wesentliche noch bevor man es richtig angeschaut hat. Nur deswegen, weil es immer da war und man ist daran vorbeigegangen, ohne es zu sehen.“

„Ich habe nichts verstanden, Herr Professor.“

„Haha, ich glaube schon“, lacht er und kratzt sich am Kopf.

„Ihr Sohn ist doch nicht komplett verschwunden, er kommt doch heute.“

„Er kommt und er geht wieder weg. Aber das ist alles, was ich verdient habe. Ich hätte mich um ihn kümmern sollen, als er noch klein war.



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