Druide der Spiegelkrieger (German Edition) by Karl Werner

Druide der Spiegelkrieger (German Edition) by Karl Werner

Autor:Karl, Werner [Karl, Werner]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-08-12T22:00:00+00:00


Kapitel XXI

Roter Schnee

A. D. 180, November

Bran blieb plötzlich stehen und knurrte tief aus seiner Kehle heraus. Das Geräusch alleine ließ sowohl Túans als auch Lucias Haare sich genauso aufsträuben, wie dies die Nackenhaare des Wolfes taten. Den Kopf mit der schlanken Schnauze in einer geraden Linie mit dem Rückgrat gestreckt, den Schwanz waagerecht in der Luft haltend, stand das Raubtier mitten in der Bewegung erstarrt im Schnee. Lediglich die letzte Spitze des Schwanzes zuckte vibrierend.

Túan hatte seine linke Hand erhoben, um Lucia zu warnen. Seine Rechte zog leise das Krummschwert aus der Scheide hinter seinem Nacken. Ein kleiner Teil seines Verstandes registrierte, dass es eine gute Idee gewesen war, die lederne Scheide mit ein wenig Öl geschmeidig zu halten und auf eine metallene und schwerere Scheide, wie sie die Römer trugen, zu verzichten. Völlig lautlos glitt die Klinge heraus.

Sie hatten längst die Ebene verlassen und bewegten sich seit Stunden mühsam durch die Berge eines größeren Hochlandes, hinter dem sich das Land wieder absenkte und sich bald darauf in eine Ebene Richtung des römischen Walles erstrecken würde. Aber sie waren immer noch tief im Pictenland.

Die nähere Umgebung würde, aus der Luft betrachtet, wie ein Kreuz wirken. Denn vier schmale Täler strebten wie die Speichen eines Rades mit mehr oder weniger gleichmäßigen Abständen und einigermaßen geradem Verlauf auf die Mitte zu, in der sie nun standen und angespannt lauschten.

Der Wolf stand immer noch still. Er hatte die Ohren flach an den Schädel angelegt und zog langsam die Lefzen nach hinten. Sein ganzer Körper und seine bedrohlich funkelnden Augen waren auf einen dunklen Abschnitt zwischen dichten Baumgruppen gerichtet, die sich wie zwei Finger zu beiden Seiten des Einschnittes vor ihnen erhoben.

Es war später Nachmittag und trübe Wolken in eisengrauer Farbe zogen am Himmel dahin. Die Sonne wirkte dahinter wie ein verschwommenes blasses Licht, das die graue Schicht an dieser Stelle nur spärlich aufhellen konnte. Hätte nicht der frisch gefallene Schnee gelegen, der durch seine unberührte Pracht das nachlassende Tageslicht fast genauso verstärkte wie die Sonne die dunklen Wolken, wäre es noch schwieriger gewesen, auf diese Distanz etwas zu erkennen.

Bran stellte die Nackenhaare noch stärker auf und sein Fell erschien Lucia wie ein Feld aus graubraunen Nägeln, die sich spitz in die Höhe reckten. Der Wolf knurrte nun lauter und beharrlicher, doch weder die junge Römerin noch der kampfbereite Druide vor ihr konnten sehen, was der Wolf wahrnahm.

Túan schritt langsam an die Seite seines Gefährten und wollte ihm sachte eine Hand auf den Rücken legen. Noch bevor er auch nur die Spitzen des gesträubten Felles berühren konnte, stieß Bran ein verhaltenes Knurren aus und spurtete los. Mit weit ausholenden Sprüngen fegte der Wolf immer schneller werdend über die Schneedecke, die hier dünn und fest war, nur von einer fingerbreiten Schicht flockigen Neuschnees bedeckt. Jede der fast unsichtbaren Kontakte seiner Pfoten auf dem Boden ließ kleine Wölkchen feinsten Puderschnees aufwirbeln. Rasch überwand das Tier den Abstand von den beiden Menschen zu den dunklen Waldschatten.

Plötzlich zischte ein langer Speer durch die Luft und verfehlte den Wolf nur knapp.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.